Interview mit Schwadorf von The Vision Bleak

Auch „Set Sail To Mystery“, der neue Horror Metal-Streich des Duos aus Schwadorf und Konstanz, ist wieder Creepy and Haunting Entertainment par excellence. Wie die Band selbst zu dem Album steht, was sich seit der Demo „Songs Of Good Taste“ musikalisch getan hat und was von schlechten Horror-Remakes zu halten ist, erklärt Schwadorf im Interview.

Hallo Markus, danke für deine Zeit fürs Interview. Ich möchte gerne mit einem kleinen Rückblick beginnen. Was hat sich getan seit dem Release von „The Wolves Go Hunt Their Prey“ im Jahr 2007 bei dir und im Studio E?
Viel, viel. Das Studio E war eigentlich die ganze Zeit ausgebucht, mit The Vision Bleak waren wir auf zwei Touren und haben viele Festivals mit „The Wolves Go Hunt Their Prey“ gespielt. Im Studio dann natürlich viele Produktionen. Also man kann sagen, ich war sehr beschäftigt in den letzten drei Jahren.

Die meisten dieser Alben erscheinen dann ja über Prophecy. Bekommst du immer komplett alle Neuerscheinungen zu hören, die vom Label released werden?
Nicht ganz alle. Aber man muss sagen, 60% von dem was da erscheint produziere im Endeffekt ich, und die Releases höre ich dann natürlich zuhauf, bleibt mir ja nichts anderes übrig in der Produktionsphase. Das ist meistens aber auch nicht schlecht, weil das ja überwiegend sehr gute Bands sind. Aber ich mach ja auch für andere Labels wie Century Media oder Napalm Produktionen, also auch schon viele Bands außerhalb von Prophecy.

Unter anderem gabs ja das letzte Release der klassischen Besetzung von Negura Bunget. Wie beurteilst du das bisherige Schaffen der Band, und wie glaubst du, geht es nach dem Line-Up Wechsel weiter?
Also Negura Bunget ist auch eine sehr sehr gute Band, wir haben ja auch die „The Wolves Go Hunt Their Prey“-Tour mit ihnen gespielt. Sind sehr nette Leute, aber ich habe zu wenig Einblick, um das wirklich beurteilen zu können. Ich verstehe mich mit dem Edmond, der jetzt Dordeduh macht sehr gut und bin der Meinung, dass er der eigentliche Kopf von Negura Bunget war. Ich vermute deshalb auch, dass es lohnenswerter ist, diese Richtung zur verfolgen als Negura, aber eigentlich weiß ich es überhaupt nicht. Wie gesagt, ich habe da zu wenig persönlichen Einblick

Darf man fragen, was du privat für Musik hörst, ich finde es dann hin und wieder doch recht interessant.
Das wechselt bei mir ständig. Meine aktuelle Lieblingsplatte ist vermutlich die neue Alice In Chains. Außerdem höre ich zur Zeit wieder sehr viel Dead Can Dance. Dann Masters Of Reality, und was ich auch wieder viel höre ist die „De Mysteriis Dom Sathanas“ von Mayhem, also ein sehr bunt gemischtes Potpourrie aus verschiedenen Genres.

Ich hab mit jetzt neulich mal die „Songs of Good Taste“, eure Demo-CD, geholt. Da fällt als erstes ins Auge, dass Konstanz doch deutlich anders singt als heutzutage, mich erinnert der ganze Stil dann auch ein wenig an neuere Amorphis.
Könnte man so sagen, ja. Die „Songs of Good Taste“ ist ja das einzige Release das wir haben, wo wir unseren Stil noch nicht wirklich so gefunden hatten wie später. Ich hatte gerade mit Empyrium aufgehört, Konstanz hatte gerade mit Nox Mortis aufgehört, seiner vorhergehenden Band. Die Songs für „Songs of Good Taste“ entstanden dann auch alle aus Jams heraus. Ich hatte mein Studio ja damals noch an der Mosel, Konstanz musste 400 km reisen um mich zu besuchen. Wir haben dann die meiste Zeit mit Bier trinken vertan, und zwischen dem Bier trinken haben wir ein wenig gejamt um zu schauen, in welche Richtung es denn eigentlich gehen könnte. Ja, und das ist dann „Songs of Good Taste“ geworden. Aber das hat mit dem Stil, den wir heute machen, natürlich nicht so viel zu tun, ist ja auch schon wieder fast zehn Jahre alt.

Dann kommen wir doch gleichmal zum neuen Album, kannst du etwas zum Entstehungsprozess sagen, also wann entstanden die ersten neuen Songs usw.
Material entsteht eigentlich die ganze Zeit über, ich schreibe immer mal wieder ein Riff oder fixier eine Idee auf dem Laptop zuhause, da sammelt sich dann schon immer was an. Aber wirklich angepackt haben wir das Album eigentlich im Frühjahr 2009, da haben wir uns dann auch drei Monate im Studio eingemist… äh, eingenistet im Studio. Da haben wir angefangen wirklich intensiv an den Songs zu arbeiten, manche Sachen sind dann auch da erst entstanden, anderes, was wir davor gut fanden ist wieder verworfen worden. Ich glaube, wir haben von April bis Juni den Grundstock für die Platte gelegt, da hatten wir schon alles strukturiert, komponiert, arrangiert und zum Teil auch schon aufgenommen, im Prinzip war bis auf Vocals und Orchestrierungen alles fertig. Leider mussten wir dann eine ziemlich lange Pause einlegen, weil das Studio ausgebucht war. Anfang November haben wir die Scheibe dann komplettiert, also mit dem Gesang angefangen und Bonusmaterial zusammengetragen.

Wenn du dein Material immer nach und nach zusammenträgst und ihr sie erst später zusammensetzt, könnte es dann passieren, dass ein Gitarrenriff von 2003 mit einer Keyboard-Melodie von letztem Januar in einem Song zusammentreffen?
Könnte theoretisch passieren, passiert aber höchst selten, weil diese Sammlungen meistens schon aus kleinen Arrangements bestehen. Da kommt es dann vor, dass Strophe und Chorus vorhanden sind aber ein C-Teil fehlt. Die Atmosphäre eines Songs ist durch diese kurzen Arrangements also schon relativ klar definiert. Es ist nicht so, dass wir uns hinhocken und nen Würfel schmeißen, was wir aneinandersetzen. Feinheiten in Struktur und Arrangements werden dann natürlich später noch bearbeitett, aber meist fehlt nur irgendetwas, ob das nun Chorus, Strophe oder Intro ist. Im Prinzip haben wir vorher also schon (natürlich sehr unausgefeilte) Songskripte.

Kannst du uns die Inhalte der Songs kurz zusammenfassen?
Ok, ich fang mal mit dem Intro, „A Curse Of the Grandest Kind“ an. Orchestraler Song, komplett ohne Gitarren, nur Orchester und Sprechgesang. Inhaltlich basiert es auf einem Auszug aus Lord Byrons Drama „Manfred“, eines meiner absoluten Lieblingswerke, was poetisches angeht. Ist ziemlich an Faust angelehnt, und wie alles von Lord Byron hervorragend geschrieben. Für mich ist der Auszug aus dem Drama das non plus ultra, was Einflüsse angeht. Auch von der Schwere der Emotionalität und der Aussage ein unglaublich hohes Level. Wenn man sich alte The Vision Bleak-Texte anschaut oder auch den ein oder andern von Empyrium, wird man da auch Phrasen aus „Manfred“ in abgewandelter Form wiederfinden.
Es geht dann weiter mit „Descend Into Maelstrom“, basiert auf einer Geschichte von Edgar Allan Poe. Grob gesagt, ein norwegischer Fischer wird mit seinem Bruder von einem Maelstrom in die Tiefe gezogen, ihm passieren da drin dann allerhand Dinge, bis er erkennt, dass seine einzige Chance, dem Maelstorm zu entkommen die ist, direkt in diesen hineinzuspringen, wodurch er wieder Auftrieb bekommt. Hat sehr viel psychologische Tiefe für mich, man kann sich den Maelstrom natürlich auch auf eine persönliche Ebene übertragen und sagen, dieser ist ein Sinnbild für einen Abwärtsstrudel in der Seele und die einzige Möglichkeit dem Abgrund zu entkommen ist, sich seinen Problemen wirklich zu stellen.
„I Dined With The Swans“ ist der nächste Song, der basiert auf Peter Kürten, ein deutscher Massenmörder aus den 30er Jahren, der in der Region Düsseldorf sein Unwesen getrieben hat. Es ging uns aber nicht so sehr um die Morde an sich, die der Peter Kürten begangen hat. Er hatte etwas ziemlich melodramatisches an sich, was er dann auch immer weiter vorangetrieben hat: Vor seinen Morden hat er das Blut junger Schwäne getrunken. Dieses Bild fand ich wahnsinnig gewaltig. Ich stelle mir da immer eine Winternacht vor, wie jemand an einem See kauert und das Blut eines Schwans aus dessen Nacken saugt. Der Schwan steht in unserer Gesellschaft ja für die blanke Reinheit: Weiß, unberührbar, schön. Sowas töten zu müssen bevor ich einen Mord an einem Menschen begehen kann ist ein total poetischer Gedankengang von einem grausamen Mensch wie Peter Kürten. Das ist, was für mich an diesem Song oder an dieser Tatsache an sich so faszinierend ist.
Dann kommt „A Romance With The Grave“. Musikalisch der hektischste Song auf der Platte, sehr schnell, sehr rifforieniert, für mich aber trotzdem extrem eingängig. Lyrisch kann man es sich denken, eine Romanze mit dem Grab. Da spielen wir natürlich mit einem Augenzwinkern in Richtung des Bilds der Nekrophilie, aber poetisch umgesetzt. Das heißt nun aber nicht, dass wir auf den Friedhof gehen und die nächste weibliche Leiche schänden.
Als nächstes dann „The Outsider“. Wahrscheinlich der Hit der Platte, der eingängigste und für uns vielleicht auch typischste Song, nämlich Gothic, symphonisch und sehr catchy. Textlich wird mal wieder etwas von H.P. Lovecraft behandelt. Es geht darum, sich selbst wahrhaftig zu erkennen, ähnlich wie bei „Descent Into Maelstrom“ ist das eine psychologische Sache. Jemand erwacht in den Katakomben, er weiß nicht, wie er da hingekommen ist, wie alt er ist, wie lang er schon da ist und nichtmal, wo oder was er ist. Bis er eines Tages vor einem Spiegel steht und erkennt, dass er ein Dämon der Ghul ist, jedenfalls eine ganz hässliche Fratze. In dem Moment wo er sich erkennt geht es ihm aber viel besser, auch wenn es im ersten Moment erschreckend ist. Vermutlich kennt es jeder von sich selbst, sich wirklich zu kennen ist das erschreckendste, aber auch das erhebendste, was einem so passieren kann.
Danach kommt „Mother Nothingness“. Der hoffnungsloseste Song der Platte mit einem sehr nihilistischen Charakter. Das Thema stammt von Clark Ashton Smith, amerikanischer Schriftsteller, der auch von Lovecraft ziemlich beeinflusst wurde. Es geht grob gesagt darum, dass wir alle aus dem Nichts, bzw. aus einer dunklen, gedankenlosen Masse Schleim kommen und dann wieder zurückkehren müssen. Wenn man sich die Entstehung des Lebens mal genauer anschaut, ist das gar nicht so unwahr. Ich glaube für jeden Menschen, der auf irgendeine Weise spirituell ist, ist das ein ganz schrecklicker, grausamer Gedanke. Darum geht in „Mother Nothingness“. Übrigens eine Geschichte die unglaublich gut geschrieben ist, sollte man gelesen haben.
„The Foul Within“ behandelt das Thema von dämonischer Besessenheit, finde ich auch sehr interessant. Ich frage mich immer, was ist wirklich dran an so etwas? Und wenn nichts dran ist, wie unglaublich stark ist die Psyche des Menschen, so etwas hervortreten zu lassen. Finde ich sehr faszinierend, das geht ja auch alles in Richtung Exorzismus, gibt’s ja schon seit dem Altertum. Eigentlich schon seit es den Glauben an Götter gibt und damit auch daran, dass ein Dämon in einen Menschen fahren kann.
Als letzter Song „He Who Paints The Black Of Night“. Ein bisschen angelehnt an „The Picture Of Doran Gray“ von Oscar Wilde in dem Sinne, dass es darum geht, eins zu werden mit seiner Kunst. Nicht nur meine Gedanken beeinflussen die Kunst, die ich schaffe, sondern im Umkehrschluss beeinflusst meine Kunst in Symbiose mit meinen Gedanken auch diese. Darum geht’s in dem Text. Für mich persönlich auch um die Aussage, dass große Kunst sich mit einem Abgrund befassen muss. Es ist wie beim Menschen. Es gibt Menschen, die sind oberflächlich, da ist nichts, nur eine Fassade, und dahinter kein Abgrund, keine Tiefe. Auch Kunst ist oberflächlich oft vorhanden, und dann steckt doch nichts dahinter.

Wie wählt ihr die Thematiken immer aus?
Das läuft total symbiotisch. Wenn ein Song entsteht entsteht oft im gleichen Moment die Idee für einen Text. Bei „Descent Into Maelstorm“ habe ich ein Riff geschrieben und hatte sofort das entsprechende Thema im Kopf. Da verbindet sich hintergründig irgendetwas automatisch. Also in 95% ist es kein Suchen nach dem Thema, die Musik diktiert im Endeffekt, wovon der Song handeln wird.

Von Lovecraft habt ihr jetzt ja schon so gut wie alles abgefrühstückt, viel bleibt nicht mehr.
Da haben wir schon recht viel hergenommen, ja. Ich bin mir auch recht sicher, dass wir auf der nächsten Platte kein Lovecraft haben werden. Aber ich habe mir jetzt auch nichts vorgenommen von wegen wir müssen oder müssen nicht Lovecraft haben, ist jetzt halt einfach nochmal so passiert. Deswegen ist das für mich auch absolut okay.

Nachdem „The Wolves Go Hunt Their Prey“ im Nachhinein doch als Konzeptalbum mit klarem, rotem Faden auf mich wirkte, kommt mir „Set Sail…“ erstmals wieder wie ein Einzelsong-Album vor. Wie siehst du es?
„Set Sail…“ hat erstmal sicher nicht so ein starkes Albumgefühl wie „The Wolves Go Hunt Their Prey“, was aber daran liegt, dass „Set Sail…“ viel mehr Variation beinhaltet. Für mich ist „Set Sail To Mystery“ wie eine Kurzgeschichtensammlung von einem Schreiber, wie wenn du dir Kurzgeschichten von Lovecraft oder Poe holst. Wo ich sehr stolz drauf bin ist, dass so viel Variation drin ist und sich das Ganze trotzdem wie ein Album anfühlt. Viele Bands haben viel Variation in verschiedenen Songs, aber die wirken dann oft zusammengewürfelt für meinen Geschmack. Das empfinde ich bei „Set Sail To Mystery“ überhaupt nicht so. Es ist eben auch das Konzept, eine Ansammlung von Kurzgeschichten zu gestalten.

Was hat das Cover zu bedeuten? Es wirkt von der Gestaltung ein bisschen wie ein Rückbezug zu „Deathship…“.
Ganz genau. Das fanden wir eben das gute an dem Titel, zum einen, weil er eben eine Aussage hat (wörtlich übersetzt würde es „Setze Segel zu Mysterien“ heißen, aber sinngemäß natürlich „Auf zu Mysterien“), aber trotzdem hat es irgendwie diese maritime Thematik, die auf unser Debut-Album hinweist. Wir waren ja auch so ziemlich die erste Band seit Running Wild, die das maritime Thema aufgegriffen hat. Inzwischen haben das viele andere Truppen auch gemacht, wir fanden es insofern ganz gut, nochmal darauf hinzuweisen, dass wir da auch schon mal unterwegs waren.

Auf dem neuen Album sind wieder klassische Sänger vertreten, unter anderem Helm, wenn ich mich nicht irre. Wie kamen die Kontakte mit den anderen klassischen Musiker denn zustande?
Es gibt allein schon durch die vielen Jahre, die wir Musik machen, viele Musiker, die hin und wieder mal etwas für uns übernommen haben. Aber die Sopranistin auf der Platte ist zum Beispiel die Freundin von Thomas Helm. Insofern kam das natürlich über ihn zustande.

Haben diese Leute dann auch irgendwo einen Rock-Hintergrund oder sind das reine Gefälligkeiten?
Ne, also die Sophia hat zum Beispiel überhaupt keinen Rock-Hintergund, außer, dass sie mit Thomas zusammen ist und somit natürlich zwangsweise immer wieder damit in Verbindung kommt. Aber eigentlich ist sie eine rein klassische Sängerin.

Kvarforth von Shining hat ja eine alternative Version von „I Dined With The Swans“ eingesungen. Wie kam hier der Kontakt zustande, woher kam die Idee und wie darf man sich diese Version im Vergleich zum Original vorstellen?
Wir haben mit Shining mal ein Konzert in Deutschland gespielt und da kam Niklas vor unserem Gig auf uns zu und hat gefragt ob er mit uns zusammen „Carpathia“ singen kann auf der Bühne, weil er ein großer Fan von The Vision Bleak ist. Wir haben natürlich dankend angenommen, und haben dann zusammen den Song performt. Ich bin ja seit der „Halmstad“ auch ein riesen Shining-Fan, ist ein super Album, wie die „Klagopsalmer“ natürlich auch. Als wir dann auf der Suche nach Bonusmaterial für die Special-Auflage waren kam uns die Idee, einen Song neu singen zu lassen. Die Wahl fiel schnell auf „I Dined With The Swans“, der Song ist relativ offen und lässt den Vocals viel Platz. Auch, dass Kvarforth das machen soll, war schnell klar, weil seine Stimme sowohl zur Thematik als auch zum Song selbst perfekt passt. Ich finde die Aufnahme ist auch sehr gut geworden. Ich mag aber beide Versionen gerne. Kvarforth ist halt nochmal eine Ecke morbider, erinnert mich von der Gesangsdarbietung auch oft an Mayhem auf „De Mysteriis Dom Sathanas“.

Ist der Song dann auch anders eingespielt, oder sind nur die Gesangslinien geändert?
Ne, musikalisch ist es dasselbe wie auf Platte, nur der Gesang ist halt anders.

Wird es fürs neue Album spezielle Elemente für die Live-Umsetzung geben?
Naja, wir haben halt die Klamotten im Stil der neuen Scheibe schneidern lassen und werden versuchen, den ein oder anderen Song optisch umzusetzen, aber im Prinzip das, war wir vorher auch schon immer gemacht haben. Also wir fahren nicht mit dem Schiff auf die Bühne. Das würden wir zwar gerne, aber…

Die letzte Deutschlandtour hat ja jetzt mit zwei eher Black Metal-lastigen Partnern stattgefunden. Wurdet ihr trotzdem gut angenommen oder hattet ihr das Gefühl, dass der Fokus eher auf den beiden Vorbands lag?
Fand ich überhaupt nicht.Wir hatten ziemlich gute Zuschauerzahlen, was halt daran lag, dass Negura Bunget Leute gezogen haben, die mit uns nichts am Hut haben und wir halt Leute, die Negura nicht kannten. Eigentlich ist immer eine Win-Win-Situation mit einer Band auf Tour zu gehen, die nicht genau denselben Stil spielt wie man selbst. Diesmal ist es ja mit Alcest auch wieder so, ich finde das ist schon ein sehr gutes Package, weil beide Bands ihre eigenen Fanbasen haben und diese sich ergänzen können. Alcest ist auch eine sehr außergewöhnliche Band.

Es ist ja jetzt auch erstmal wieder eine kleinere Tour, folgt wieder was größeres in Deutschland?
Unsere Planung ist noch nicht fix. Wir spielen diese Europatour, da sind drei Deutschlandgigs dabei. Im Sommer spielen wir dann einige deutsche Festivals, im Oktober eine reine Deutschlandtour. Da stehen die Bands auch schon, darf ich aber glaube ich jetzt noch nicht sagen, weil noch nichts offiziell ist. Wird aber eine ähnliche Konstellation sein wie jetzt mit Alcest.

Ich habe nach der Secrets of the Moon-Show in München den Eviga getroffen, da haben wir ein bisschen geredet und sind schließlich erst auf Prophecy-Bands und dann auf Noekk gekommen, wobei er sehr erstaunt war, dass ich die überhaupt kannte. Darauf habe ich ein bisschen herumüberlegt, wie bekannt diese ganzen Bands denn so sind, in welchen du beteiligt ist, wobei The Vision Bleak von der Bekanntheit natürlich etwas aus der Reihe tanzt. Wie schätzt du das ein?
Also Empyrium ist ja nochmal viel größer als The Vision Bleak, soweit ich weiß bis heute der meistverkaufte Prophecy-Act. Noekk ist natürlich totale Spartenmusik, wo weder das Label noch wir große Erwartungen an die Verkaufszahlen haben. Es ist uns schon bewusst, dass wir da nie viele CDs absetzen werden, wir machen das rein zum Spaß und wenn am Ende alle Kosten gedeckt und ein paar Leute mit der Platte glücklich sind, sind wir das auch.

Bei „The Minstrel’s Curse“ waren ja einige Leute wegen der Albenlänge recht geschockt. Ich schaute dann ein bisschen herum und sah, dass LPs früher eigentlich nie länger waren. Dennoch geht die Tendenz ja in Richtung längerer Alben. Was sagst du dazu?
Ich kann Argumente bezüglich der Länge einer Platte nie verstehen. Für mich ist eine CD fertig, wenn sie sich fertig anfühlt. Okay, ist jetzt vielleicht altbacken, aber es gab Platten von Slayer, die waren 27 Minuten, aber wenn diese 27 Minuten toll sind, ist mir das lieber als eine 70minütige Scheibe, auf die ich mich nichtmal komplett konzentrieren kann. Für mich geht Qualität über Quantität. 20 gute Minuten sind schon was wert, es ist selten genug.

Vor ein paar Jahren hatte ich eine traumatische Erfahrung mit dem Remake von „The Fog“. Was hältst du davon? Und ist das Original trotzdem noch sehenswert?
(lacht) Über das Remake von „The Fog“ hüllt man lieber den Nebel des Schweigens, würde ich sagen. Das Original dagegen ist unglaublich gut, einer meiner absoluten Lieblingsfilme, atmosphärisch, vom Soundtrack und den Bildern einer der besten Filme, die je im Horrorgenre gemacht wurden. Das Remake dagegen ist amerikanischer Teenie-Müll

Euer Live-Drummer Thelemnar verdingt sich ja neben seinem Hauptposten bei Secrets of the Moon ja nicht nur bei euch, sondern ist recht viel als Live- und Session-Musiker unterwegs. Wenn du dein Studio nicht hättest, könntest du dir sowas auch vorstellen?
Ne. Ich glaube, ich bin da einfach viel bodenständiger als Jörg. Ich bin jemand, der sein geregeltes Leben haben möchte. Wenn wir touren ist das schön und ich mach das gerne, aber damit reicht es dann auch. Ich habe ja auch Familie und möchte dann auch nicht das ganze Jahr auf Achse sein.

Herzlichen Dank für das Interview!
Danke auch!

Publiziert am von Marius Mutz

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