Review The Vision Bleak – Weird Tales

Lovecraft, Howard, Smith, Bradbury, Leiber – Im Magazin „Weird Tales“ haben so ziemlich alle wichtigen englischsprachigen Horror-Autoren des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Kein Wunder also, dass das Pulp-Magazin bis heute Legendenstatus hat und limitierte Wiederveröffentlichungen reißenden Absatz finden. Daher ist es nur logisch, dass die Horror-Enthusiasten THE VISION BLEAK dem Magazin ein ganzes Album widmen und diesem auch den Titel „Weird Tales“ geben. Acht Jahre sind seit dem letzten Album „The Unknown“ vergangen und das Duo Schwadorf und Konstanz sprüht dementsprechend nur so vor Kreativität. „Weird Tales“ ist deshalb nicht einfach nur ein Konzeptalbum, sondern ein einziger, in zwölf Kapitel unterteilter Song mit einer Laufzeit von 41 Minuten, mit dem THE VISION BLEAK kompositorisches Neuland betreten.

Die Grundbausteine sind dabei aber erstmal gleich geblieben: Dark Metal, Gothic, symphonische Elemente und hier und da auch mal harscherer Death oder Black Metal bilden die Grundzutaten für den typischen Sound des Duos, wobei Schwadorf und Konstanz diesmal auch noch von Geigerin Aline Deinert (u. a. Empyrium) unterstützt werden. Noch mehr als auf den bisherigen Alben dominieren diesmal Opulenz und Theatralik, was gut zum Charme des klassischen Horrors des 20. Jahrhunderts passt und „Weird Tales“ insgesamt eher zu einer Art Hörspiel oder musikalischer Begleitung für einen Stummfilm macht. Genau darin könnte aber auch die Hürde für manche Hörer liegen. Denn auch wenn THE VISION BLEAK das Stück in zwölf Kapitel unterteilt haben, handelt es sich doch um einen durchgehenden Song, weshalb das Anspielen einzelner Kapitel nur bedingt Sinn ergibt. Natürlich können Nummern wie „Chapter II: In Rue d’Auseil“ mit  80er-Gothic-Flair oder „Chapter V: The Premature Burial“ mit wuchtigen Black-Metal-Riffs auch für sich alleine stehen, irgendwie fehlt aber trotzdem der Kontext.

Wer sich aber auf „Weird Tales“ in seiner Gänze einlässt, dem bieten THE VISION BLEAK wortwörtlich Kino für die Ohren. Noch deutlicher als bisher zeigen Schwadorf und Konstanz, dass sie Meister im Geschichtenerzählen sind und dafür immer die richtigen Stilmittel parat haben, um Hörer über 40 Minuten bei der Stange zu halten. So wechseln sich doomige Passen mit morbiden Synthie-Sounds, majestätischen Streichern und aggressiven Riffs ab und auch der Gesang changiert zwischen wüsten Growls und epischen Clean-Vocals. Dabei gelingt es dem Duo sehr gut, diese einzelnen Elemente zu einem dichten Hörerlebnis zu verweben, in dessen Verlauf wohlige Schauer den Rücken herunterlaufen und eine düstere Atmosphäre entsteht.

Mit „Weird Tales“ fordern THE VISION BLEAK ihrer Hörer, denn zum Nebenbeihören ist die Scheibe nicht geeignet. Vielmehr verlangt „Weird Tales“ danach, in seiner Gesamtheit und mit der nötigen Aufmerksamkeit genossen zu werden. Dann erst entfaltet das ambitionierte Werk seine volle Kraft und kann etwas von dem Grauen der klassischen Horror-Autoren in die heutige Zeit transportieren. Ein Muss für alle Fans von Horror und anspruchsvollem Metal.

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Wertung: 9 / 10

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