Interview mit PVIII von Thron

„Pilgrim“ kam in der Pandemie heraus, „Dust“ ist in der Pandemie entstanden. Mit THRON-Mastermind PVIII sprachen wir darüber, welche Auswirkungen das jeweils auf die Alben hatte, welche Bands ihn inspirieren und welcher Song das beste Gitarrensolo der Welt enthält.

Ihr habt im Februar 2021 euer Album „Pilgrim“ veröffentlicht, also mitten in der Pandemie. Wie hat sich das auf das Album, aber auch auf euch als Band ausgewirkt?
Wir haben natürlich auch überlegt, ob es sinnvoll ist, in dieser Zeit ein Album zu veröffentlichen. Viele Bands haben sich ja davor gescheut und wollten lieber abwarten, bis sie ihr Album auch an der Livefront wieder ordentlich promoten konnten. Wir hatten aber keine Lust, ein Jahr auf einer Platte zu sitzen, während der Nachfolger eigentlich schon fast fertig geschrieben war. Da wir sowieso keine Vollzeit-Touring-Band sind, dachten wir: Raus mit dem Teil, solange es heiß ist! Auf uns als Band hatte es abseits der Kontaktbeschränkungen keine großen Auswirkungen. Wir hatten uns vorgenommen, dass beste aus der Situation zu machen und uns mehr Zeit für das Songwriting zu nehmen.

Nun, zwei Jahre später, ist das neue Album „Dust“ fertig – es ist also in der Zeit der Pandemie entstanden. Hat das eure Vorgehensweise beziehungsweise Routinen beeinflusst?
An der Vorgehensweise beim Komponieren hat es nicht viel geändert. Es war ja von jeher so, dass ich fast die ganze Musik alleine im stillen Kämmerlein schreibe. Und als es ans Proben, Aufnehmen und so weiter ging, gab es keine Kontaktbeschränkungen mehr.

THRON 2023; © Thomas Rossi

Euer Lineup hat sich zuletzt auf gleich zwei Positionen geändert – ihr habt mit R einen neuen Gitarristen und mit J einen neuen Drummer. Wie kam es zu den beiden Wechseln?
Unsere ehemaligen Mitglieder CII und SII hatten beziehungsweise haben einfach noch so viele andere Sachen am laufen, dass es immer schwieriger wurde, die nötige Zeit für THRON aufzubringen. CII aka Christoph Brandes hat ja seine Iguana Studios bei Freiburg und ist quasi 24/7 damit beschäftigt … er ist ja immer ausgebucht. Zum Glück hat er auch den Mix und das Mastering des neuen Albums übernommen!

Hört man auf dem Album eure alten Mitglieder oder die neuen?
Auf dem neuen Album hört man die neuen. Genauer gesagt: Die Drums hat unser neuer Schlagzeuger J in seinen Chäuer Studios in Bern aufgenommen, wo wir seit seinem Einstieg auch proben. J ist studierter Jazz-Drummer, steht aber genauso knietief im Metal und ist in der Schweiz ein gefragter (Metal-)Sessiondrummer. An den Gitarren hört man nur mich, da diese schon aufgenommen waren, als R zu uns stieß.

Wenn du „Dust“ mit „Pilgrim“ vergleichst – wo siehst du die entscheidenden Unterschiede, was hast du diesmal bewusst anders gemacht?
Beim Komponieren von Alben mache ich tatsächlich nie etwas bewusst anders. Ich setze mich hin und dudele auf der Gitarre herum. Wenn ich das Gefühl habe, das könnte etwas Gutes werden, verfolge ich die Idee weiter und schaue, wohin mich meine Intention führt. Ich habe also bezüglich meiner Arbeitsweise nichts anders gemacht. Unterschiede sehe ich jetzt daran, dass das Album noch mehr Stimmungen und Stile abdeckt als früher. Wenn es eine bewusste Entscheidung gab, dann die, dass ich alles nutze, was ich gut finde und was in den Song passt – egal, ob ich damit jetzt alte Fans abschrecke oder nicht. (lacht)

Wie gehst du beim Songwriting dann konkret vor: Sammelst du erst unzusammenhängend Riffs und schaust dann, was zusammenpasst, oder arbeitest du konsequent an einem Song und schreibst gezielt Riffs dafür, bis er fertig ist?
Es hat sich zufällig so ergeben und irgendwie auch bewährt, dass ich in der Regel an zwei bis drei Songs gleichzeitig arbeite. Ich setze mich da nicht wirklich unter Druck, sondern warte ab, was passiert beziehungsweise bis mich die Muse küsst. Wenn das bei einem Song nicht passiert, versuche ich bei einem anderen weiterzukommen. Wenn mir überhaupt nichts einfällt, mache ich vielleicht mal eine Woche was ganz anderes. Das Studio aufräumen oder so. (lacht) Aber der Grundstein eines jeden Liedes ist meistens: Mir fällt unterwegs eine Melodie oder ein Riff ein, oder ich jamme in meinem Kellerstudio vor mich hin, bis ich bei irgendwas hängenbleibe, was mich packt.

THRON 2023; © Thomas Rossi

 „The True Belief“ erinnert mich musikalisch durch die recht charakteristischen Gitarrenläufe stark an Tribulation – ist diese Parallele gewollt, oder dir eventuell auch noch gar nicht aufgefallen?
Die Parallele ist uns natürlich auch aufgefallen, aber gewollt war sie absolut nicht. Ich habe einfach mit ein paar rockigeren Riffs rumgespielt. Aufmerksame Hörer werden bemerken: Ein prominentes Lick/Riff ist an Pink Floyd angelehnt. Wer den Song erkennt, kann sich gerne bei mir melden! (lacht) Ich mache das eigentlich gerne, dass ich musikalische und textliche Easter-Eggs auf einer Platte einbaue … das ist der Musiknerd in mir. Auf dem neuen Album gibt es gleich mehrere.
Jedenfalls, der Tribulation-Vergleich: Ich mag die Band, aber ich hatte keine Absicht, einen Tribulation-Song zu schreiben. Ich denke, dass wir da einfach dieselben Einflüsse verbraten haben. Ich bin ja Ende der 1980iger-Jahre zum Metal gekommen und es gab Anfang bis Mitte der ’90er einige Alben, die mich für immer geprägt haben. Eines davon ist sicher das Sentenced-Album „Amok“ – für mich die ultimative Mischung aus sehr düsterem klassischen Heavy Metal und Gothrock-Elementen, bevor das ganze allzu kitschig wurde. Dieses Album hat für mich das begründet, was Bands wie Tribulation oder In Solitude viele Jahre später aufgegriffen haben. Taneli Jarva war auch ein wahnsinnig abgedrehter und ausdrucksstarker Sänger. Wenn es also eine Band gab, die „The True Belief“ direkt beeinflusst hat, dann wahrscheinlich Sentenced zu „Amok“-Zeiten. Leider wurden Sentenced danach mit dem neuen Sänger ein bisschen zu glatt. Das ging dann eher Richtung HIM etc. …

Wann kommen im Songwritingprozess die Texte ins Spiel – erst wenn die Songs fertig sind, oder schreibst du auch mal einen Song zu einem Text?
Zuerst entsteht immer die Musik.

„Pilgrim“ hatte ja eine Geschichte erzählt – ist auch „Dust“ im engeren oder weiteren Sinne ein Konzeptalbum? Worum geht es diesmal?
Es ist kein Konzeptalbum, es gibt aber ein übergeordnetes Thema: Unser Umgang mit der Aussicht, dass wir alle irgendwann nicht mehr da sein werden. Was macht das mit unserer Psyche, wie kommen wir damit zu Recht, dass wir im Kontext des Universums nur ein kleines Staubkorn sind.

Albumcover Thron - DustFür das Artwork habt ihr wieder mit Khaos Diktator Design zusammengearbeitet – was war diesmal deine Anforderung an das Bild, wie viel Freiheiten hatte er?
Ich habe ihm das übergeordnete Thema erläutert und auch Texte geschickt, und er kam mit diesem Konzept um die Ecke, das sehr gut umsetzt, was ich mir vorgestellt hatte. Ich finde es wichtig, dass ein Künstler die Freiheit hat, seine eigene Vision und Interpretation einzubringen. Das ist ja auch ein Grund, warum man jemanden engagiert. Sonst könnte man auch ein AI-generiertes Cover nehmen! (lacht) Gleichzeitig finde ich es aber auch wichtig, dass wir als Band unsere eigenen Ideen einbringen können. Im Endeffekt soll es eine Balance sein aus den Ideen des Künstlers und der Band.

Nachdem „Pilgrims“ in der Pandemie herauskam, gab es zu dem Album nicht viele Chancen, live zu spielen. Die Umstände sind jetzt andere – darf man sich also bald auf eine Tour oder zumindest vermehrte Einzelkonzerte freuen?
Aufgrund unserer zahlreichen beruflichen, familiären und sonstigen Verpflichtungen sind wir keine Band, die auf ausgedehnte Touren gehen will oder kann. Aber wir sind gerade eifrig dabei, Einzelkonzerte zu buchen. Da geht also noch was dieses Jahr!

Das war die letzte Frage. Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Metal-Kreuzfahrten:
Finde ich schwierig. Diese Kreuzfahrtschiffe sind wahnsinnige Dreckschleudern, und THRON würden da glaube ich auch nicht wirklich hinpassen.
Das letzte Album, das du dir angehört hast: Phantom Spell – Immortal’s Requiem … OK, es ist eine EP. Full-Length: EnslavedHeimdal
Endstille: Finde ich gut! Vor zehn bis 15 Jahren öfter mal live gesehen.
Das beste Gitarrensolo aller Zeiten: Sehr offensichtlich, aber trotzdem: Pink Floyd – Comfortably Numb
THRON in zehn Jahren: Da gehe ich stramm auf die 60 zu. Also höchstens noch 200-bpm-Blastbeats!

Danke für deine Zeit und Antworten. Die letzten Worte gehören dir:
Danke Dir für das Interesse!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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