Interview mit VRDRBR von Urfaust

URFAUST sind eine Konstante: Zwar ist das letzte Album schon fünf Jahre her, doch mit hochwertigen Kurzveröffentlichungen halten die Niederländer ihre Fans seitdem bei der Stange. Nun erscheint mit „Apparitions“ die nächste EP. Neu ist auch die Auskunftsfreudigkeit der ansonsten eher zurückgezogen agierenden Band: VRDRBR über die Mechanismen bei URFAUST, „Apparitions“ und zukünftige Live-Rituale.

Urfaust

Hallo, vielen Dank für deine Zeit. Wie geht es dir?
Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich habe keinen Kaffee mehr, das ist ein bisschen blöd, und ich kann es nicht erwartet, dass das Mistwetter aufhört … gib mir einen echten Winter oder einen echten Frühling, aber nicht mehr diesen Scheiß dazwischen. Aber abgesehen davon passt alles.

Euer letztes Album („Der freiwillige Bettler“) ist von 2010, seitdem habt ihr diverse Kurzveröffentlichungen wie Splits, Vinyl-Singles und Live-CDs herausgebracht. Nun folgt die nächste EP, „Apparitions“. Warum investiert ihr eure Zeit lieber in viele kurze als einen “richtigen” Release?
Urfaust - ApparitionsEin Album zu veröffentlichen kostet eine Menge Zeit, Energie und Inspiration. Nachdem wir beide in unseren Leben neben URFAUST noch jede Menge Anderes zu tun haben, ist das ein langer Prozess, den wir nur in Angriff nehmen wollen, wenn es sich richtig anfühlt. Wir wollen uns nicht dazu zwingen, ein Album aus Selbstzweck zu machen, das ist ein hektischer und schneller “Rein-Raus-Job”, wenn du weißt, was ich meine … Wenn wir ein neues Album machen, wollen wir es gut machen, nicht einfach hingehudelt, weil “ein neues Album kommen muss” oder so. Abgesehen davon finden wir es cool, Splits mit befreundeten Bands zu veröffentlichen, oder wir haben einfach mal eine Idee oder ein Konzept, das einfach nur zu einer EP passt …

Alle URFAUST-Songs haben diese ganz spezielle Atmosphäre gemeinsam. Wie erschafft ihr diese beim Songwriting? Wie entsteht ein URFAUST-Song?
Es ist im Grunde genommen eine Symbiose, in der IX und ich da arbeiten: Wir haben eine sehr enge musikalische Verbindung und haben oft die gleiche Art Ideen, in welche Richtung man etwas entwickeln kann. Nicht immer natürlich, aber sagen wir mal in 90 % der Zeit sind wir auf der gleichen Linie – das ist das Geheimnis. IX kommt mit ein paar Ideen für Riffs, oder manchmal habe auch ich Riff-Ideen, und diese musikalischen Ideen können sich dann in einen Song oder sogar eine ganze EP entwickeln. Da wir uns nicht limitieren und immer mit Ideen herumexperimentieren wollen, kommt es einfach, wie es kommt. Wir schauen einfach, wohin uns der Flow der Ideen führt. Wir haben schon ganz zu Beginn beschlossen, dass wir uns nie an einen bestimmten Musikstil festketten wollen, weil wenn man einmal in Ketten liegt, ist es sehr schwer, seine Freiheit wiederzuerlangen. Und warum sollten wir uns auch in Ketten legen wollen?

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Im Booklet von „Apparitions“ steht, dass es “under demented conditions.“ entstand. Könntest du uns über diese Umstände näheres erzählen?
Besser nicht …

Nicht nur die Musik, auch das gesamte Drumherum ist sehr mystisch und besonders bei euch: Ihr seid eher zurückhaltend, macht kaum Promotion, gebt nur wenige Interviews und spielt auch nur selten live. Warum habt ihr euch dazu entschieden, eure Kunst so zurückgezogen auszuleben und hast du eine Erklärung dafür, dass ihr es damit dennoch zu internationalem Erfolg gebracht habt?
Wir machen das eigentlich vor allem so, wie es uns taugt und wie es sich für uns gut anfühlt. Die Idee hinter URFAUST war nie, dass wir damit die Welt übernehmen könnten oder sollten, berühmt werden, viele Touren spielen und die nächsten Iron Maiden werden. Wir machen diese Songs für uns selbst, um unsere eigenen Dämonen und unsere Kreativität auszuleben, für uns selbst, nicht für andere. Weniger ist mehr, so zu sagen. Du kannst das damit vergleichen, ein Hobby oder eine Passion zu haben, die du liebst, aber wenn du es zu viel betreibst, wird es zu deiner Arbeit und wenn es dich komplett einnimmt, verlierst du vielleicht schnell das Interesse oder es wird dir langweilig bis du im schlimmsten Fall der Sache müde wirst und damit komplett aufhören willst.

Was hat euch nun dazu bewogen, doch für Interviews bereit zu stehen?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Vor allem von den Fragen. Ich werde keine Fragen beantworten, die schon ein ums andere Mal gefragt wurden – warum sollte ich auch? Es hängt aber auch davon ab, wie viel Zeit das Beantworten in Anspruch nimmt. Aber wenn die Fragen interessant sind und mir danach ist … warum nicht.

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Ihr spielt auch gelegentlich Shows – deutlich weniger, als ihr Anfragen bekommt, würde ich vermuten. Wonach wählt ihr aus, wo ihr auftretet?
Wir bekommen in der Tat eine Menge Anfragen, aber wir haben nur wenig Zeit. Und wie gesagt: Wir wollen auch nicht die ganze Zeit auf Tour sein, wir wollen unser Ritual nicht jedes Wochenende durchexerzieren. Das frisst einfach zu viel Zeit und Energie. Wir machen lieber spezielle Sachen, oder solche, die sich richtig anfühlen, anstatt alles, alles, alles zu spielen, nur um unterwegs zu bleiben. Nein, das ist nicht unser Ding.

UrfaustIm April werdet ihr auf dem Dark Easter Metal Meeting zum ersten Mal in München auftreten. Was können wir von der Show erwarten, was erwartet ihr euch davon?
Wir werden unsere LO-FI BLACK MAGICK auf der Bühne zelebrieren, mit einer Menge hypnotisierender, repetitiver Töne. Wir hoffen, einige unserer Anhänger in der Menge in den Maelstrom unserer Intoxikation sinken zu sehen, ihre Köpfe zum Drumbeat nickend, die Augen geschlossen die Situation auskosten … wir haben noch nie in München gespielt, insofern hoffen wir einfach, dass alle Beteiligten (uns eingeschlossen) einen guten Eindruck hinterlassen, ha!

Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Selim Lemouchi: Ein begnadeter Musiker und ein Freund. Ich bin sehr traurig, dass er gestorben ist, aber am Ende respektiere ich seine Entscheidung. Zum Glück leben seine Musik und die gemeinsamen Momente für immer weiter.
The Ruins Of Beverast: Großartige Band, Freunde und immer großartig, die Jungs ihr Ding machen zu sehen!
Fussball: Nicht so meins, aber mit einem kalten Bier in der Hand und ein paar Freunden macht mir eine WM schon Spaß. Vor allem letztes Jahr das Finale im Sommer in Köln draußen anzusehen, war ein großartiges Erlebnis.
Geschätzter Release-Termin des nächsten URFAUST-Albums: 30. Februar 2018
Deutschland: Zweitbestes Land in der Welt
URFAUST in zehn Jahren: Immer noch stark oder tot und vergessen … wer weiß? Frag mich das in zehn Jahren nochmal, dann kenne ich die Antwort.

Vielen Dank für das Interview – die letzten Worte gehören dir:
Kein Problem, danke dir für die Fragen und den Support! Wir hoffen, in München ein paar Maniacs anzutreffen!

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Ein Kommentar zu “Urfaust

  1. „URFAUST in zehn Jahren: Immer noch stark oder tot und vergessen … wer weiß? Frag mich das in zehn Jahren nochmal, dann kenne ich die Antwort.“

    Tot aber unvergessen

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