Review Urfaust – Der freiwillige Bettler

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Können URFAUST eigentlich noch Full-Length? Nach zuletzt zwei EPs eine berechtigte Frage. Mit „Der freiwillige Bettler“ liefern die Niederländer nun die Antwort – und tatsächlich lautet diese „Ja“. Der Trick dabei ist, dass das Duo seinen Stil nochmals modifiziert, und vom zuletzt zelebrierten Drone-/Ambient wieder etwas Abstand nehmen – und zwar mit dem von vielen Fans erhofften „Schritt zurück“:  Für ihr drittes Album besinnen sich URFAUST ihrer Anfangstage und musizieren so düster und schwarzmetallen wie lange nicht.

So ist „Der freiwillige Bettler“ von der Grundstruktur her als typisches URFAUST-Werk angelegt und als solches am ehesten mit dem vielverehrten Debüt „Geist ist Teufel“ zu verglichen: Ungezählte Male wiederholte und vor sich hin mäandernde Riffs aus nur wenigen, bisweilen gar nur zwei, Akkorden sind hier nicht die Ausnahme, sondern bilden ein solides Fundament monotonen und durch den rohen Sound dennoch rotzigen Black Metals. Wie man es von früher kennt, wird diese Monotonie der instrumentalen Arbeit dabei als zentrales Stilmittel zur Erzeugung einer so beklemmenden wie faszinierenden Atmosphäre eingesetzt und so zum Dreh und Angelpunkt des Schaffens der Band, auch wenn bisweilen gar eine Sologitarre („Der Zauberer“) oder elaborierteres Riffing ihren Platz in den Kompositionen des Duos finden.

Dabei wird auf „Der freiwillige Bettler“ zwar mit einem weit definierteren Gitarrensound gearbeitet als in den Anfangstagen, der düsteren Gesamtstimmung tut das jedoch keinen Abbruch, ist man doch immernoch meilenweit von einer „Überproduktion“ entfernt. Vor allem das Schlagzeug klingt mittlerweile prägnanter, ist dafür aber, wie um diesen Fortschritt zu kompensieren, mit derart viel Hall unterlegt, dass am Ende erneut ein vergleichsweise weicher Klang aus den Boxen an das Ohr des geneigten Hörers dringt. Auch sonst ist Weiterentwicklung im URFAUST-Imperium in kleineren Details erkennbar: Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht immernoch der ausdrucksstarke Gesang von IX, der jedoch auf „Der freiwillige Bettler“ fast einen Zacken gewöhnlicher daherkommt als früher: Der einzigartige „Walgesang“ von IX ist in viele Passagen fast schon normalem Klargesang gewichen, wie man ihn auch bei anderen Bands findet, wohingegen die geschrienen Passagen an Depressive-Black-Metal-Bands wie die Australier Austere denken lassen.

Auf „Der freiwillige Bettler“ vereinen URFAUST nahezu alle Stärken, die die Band zu dem im Underground gefeierten Geheimtipp gemacht haben, der sie heute sind und liefern so ihren wohl stärksten Release seit „Geist ist Teufel“, vielleicht sogar überhaupt ab. Ein verstörendes, düsteres Machtwerk doomigen Black Metals, das jedem Fan des Duos das Herz aufgehen lassen sollte.

Wertung: 8.5 / 10

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