Interview mit Andreas, Christoffer und Johan von Vypera

Mit VYPERA debütierte ausgerechnet beim italienischen Fließband-Label Frontiers Music unlängst eine schwedische Band, die sich ganz und gar dem klassischen US-Metal verschrieben hat. Auf ihrem Debüt „Eat Your Heart Out“ macht die Mannschaft aus Sandviken alles richtig und klingt so authentisch wie ihre legendären Vorbilder. Wir wollten wissen, wer diese Band ist und baten mit Sännger Andreas Wallström, Gitarrist Christoffer Thelin und Drummer Johan Petterson gleich drei ihrer Mitglieder zum Gespräch.

Das Logo der Band Vypera

Hallo Jungs und vielen Dank für dieses Interview! In Deutschland sind VYPERA noch ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt. Wie hat die Band angefangen?
Andreas: Wir haben 2014 als Coverband angefangen – nach ein paar Konzerten haben wir dann aber beschlossen, unsere eigenen Songs zu schreiben. Wir haben dann insgesamt etwa fünf Jahre an unserem jetzt erschienenen ersten Album gearbeitet, weil es zwischenzeitlich Probleme mit dem ein oder anderen Bandmitglied gab.
Christoffer: Ursprünglich hießen wir auch Madhouse – wir haben den Namen erst geändert, als wir begonnen haben, eigenes Material zu schreiben.

Ein Foto von Vypera-Sänger Andreas WallströmCederick Forsberg von Blazon Stone wird auf eurer Facebook-Seite nicht erwähnt, aber er steht im Booklet zum Album und er ist auf den Bandfotos zu sehen. Ist er ein festes Mitglied von VYPERA?
Christoffer: Im Moment haben wir ihn nur ausgeliehen, weil er sehr viele eigene Projekte hat und sich darum nicht voll auf VYPERA einlassen kann. Während der Aufnahmen zu „Eat Your Heart Out“ war er allerdings genauso involviert wie ein vollwertiges Bandmitglied. Darum hielten wir es für angemessen, dass wir ihn auch im Booklet erwähnen und er auf die Fotos kommt. Mal sehen, was die Zukunft bringt! Bestimmt wird er bei ein paar Konzerten dabei sein – vorausgesetzt, er hat Zeit. Andernfalls müssen wir uns nach einem würdigen Ersatz umsehen.
Andreas: Aber er ist nach wie vor unser Produzent. Ursprünglich war es gar nicht der Plan, dass er die Leadgitarren übernehmen würde, aber als wir für die Aufnahmen mit ihm im Studio waren, hatten wir keinen Leadgitarristen und er ist eingesprungen.

Für euer erstes Album habt ihr einen Vertrag mit Frontiers Music unterschrieben. Wie kam es dazu und wie waren eure bisherigen Erfahrungen?
Andreas: Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Wir haben schon sehr viel über das Musikbusiness gelernt. Wie kam es dazu? Ein Freund von uns arbeitet für das „Sweden Rock Magazine“. Elio von Frontiers hat ihn gefragt, ob er dieses Sommer irgendwelche gute Musik gehört hätte und er erwähnte VYPERA.
Christoffer: Sie kontaktierten uns, als wir gerade im Begriff waren, einen Haufen Emails an eine ganze Reihe verschiedener Plattenfirmen zu schicken. Das war im August letzten Jahres. Das war alles sehr aufregend für uns und wir sind sehr zufrieden damit, dass wir bei Frontiers untergekommen sind. Das ist ein sehr gutes Label.

Euer erstes Album „Eat Your Heart Out“ ist vor nicht allzu langer Zeit erschienen. Wie würdet ihr es beschreiben?
Christoffer: Ich würde sagen, dass es eine gute Mischung unserer verschiedenen Einflüsse ist. Das kommt alles aus der gleichen Zeit, also den späten 70ern und 80ern. Ich denke, dass die Songs sehr abwechslungsreich sind und das beinhalten, was uns an der heutigen Musik fehlt. Wir haben versucht, in unserer Herangehensweise an den Sound der 80er das „alte Feeling“ zurückzubringen. Viele der neueren Bands, die sich am Stil dieser Zeit versuchen, machen das auf eine moderne Art und Weise. Wir haben versucht, „alt“ zu klingen und ich glaube, dass die Hörer das merken werden.
Johan: Ich würde die meisten Nummern auf dem Album als „High Energy Songs“ bezeichnen. Damit meine ich, dass sie einen oft schon beim ersten Hören mitnehmen. Zumindest sehe ich das als Drummer so.

Wie habt ihr dieses „alte Feeling“ auf dem Album erzeugt?
Andreas: Indem wir an jedem noch so kleinen Detail sehr hart gearbeitet haben. Das betrifft z. B. den Gitarrensound, die Betonung beim Singen oder die Drum-Patterns – einfach alles muss ganz genau abgestimmt sein, um authentisch zu klingen.
Christoffer: Ja, absolut. Der Teufel steckt da wirklich im Detail. Man muss vor allem sehr viel Hall auf allem verwenden (lacht).

Ich kann nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber die Platte klingt wirklich sehr authentisch …
Andreas: Ja, das haben wir schon von einigen Leuten gehört und es macht uns wirklich überglücklich, wenn die Leute das sagen. Authentizität war unser Ziel und wie gesagt haben wir wirklich sehr hart am Sound gearbeitet. Es ist sehr schwierig, jemandem, der es gewohnt ist, mit modernerer Musik zu arbeiten, zu erklären, wie genau wir uns unseren Sound vorstellen. Als diese Musik in den 80ern aufgekommen ist, gab es das ganze Equipment, das heutzutage in den Studios steht, ja noch gar nicht. Und modernes Zeug klingt eben auch modern. Wir mussten also eine Art „Downgrade“ durchführen, um ans Ziel zu kommen (lacht).
Christoffer: Das war tatsächlich die größte Schwierigkeit: So einen Mix, wie wir uns für das Album vorgestellt haben, gibt es heutzutage eigentlich nicht mehr.

Ein Foto von Gitarrist Christoffer Thelin von Vypera„Eat Your Heart Out“ eine Kombination all eurer Einflüsse ist. Welche sind das denn?
Andreas: Ok, ich nenne zwei, dann nennt Christoffer zwei und Johan muss still sein (lacht)! Bei mir sind es London und Triumph.
Christoffer: Ich muss definitiv W.A.S.P. anführen – die haben auf jeden Fall großen Einfluss auf mich, wenn ich Riffs schreibe. Und Icon mag ich auch sehr gern.
Johan: Ich bin sowas wie das schwarze Schaf in der Band. Meine persönlichen Einflüsse liegen eher im Melodic Death Metal mit Bands wie In Flames. Mir wurde schon Nachhilfe-Unterricht mit White Lion verordnet (lacht). Natürlich mag ich diese Musik auch, aber meine Wurzeln liegen woanders.

Mich selbst erinnert eure Musik ja sehr stark an Fifth Angel
Andreas: Absolut! Die Riffs von Christoffer klingen eigentlich immer nach Fifth Angel – ich sage ihm das bei jeder Probe an die 100 Mal.

Wie läuft das Songwriting bei VYPERA ab?
Christoffer: Auf diesem Album war es so, dass ein paar der Songs schon seit sehr langer Zeit fertig waren. Die sind oft an langen Abenden entstanden, an denen wir die Nummern im Proberaum ausgearbeitet haben. Es begann oft damit, dass ich ein paar Riffs mitgebracht habe und wir sie dann im Song-Kontext ausprobiert haben. Auf „Eat Your Heart Out“ gibt es sogar einige Songs, die wir erst am Wochenende vor unserem Studio-Termin fertiggestellt haben, weil wir nicht genügend Material hatten (lacht) Als wir den Plattenvertrag bekommen haben, gab es neun Songs, aber es mussten elf sein – und noch ein weiterer für den Japan-Release. „Spellbound“ und „Wingborne“ sind so entstanden.
Andereas: Ein paar der Songs – auch welche, die wir noch nicht veröffentlicht haben – beginnen als eher balladeske Nummern auf der Akustikgitarre. Wenn wir dann nicht mehr weiterkommen, gucken wir oft, wie es etwas härter klingen würde. Bei „Spellbound“ war das z. B. so. Meistens sind es Christoffer und ich, die abends zusammensitzen und das Grundgerüst eines neuen Songs erarbeiten. Der Japan-Bonustrack ist übrigens eine Klavier-Version von „Standing On The Edge“. Viele Texte haben wir übrigens auch kurz vor oder während der Aufnahmen im Studio geschrieben (lacht).
Johan: Als Andreas und Christoffer die letzten beiden Songs für das Album geschrieben haben, waren wir derart in Eile, dass wir das Schlagzeug dafür kaum ausarrangiert haben. Ich bin also zu Cederick ins Studio gekommen und habe die Nummern mehr oder weniger aus dem Stehgreif eingespielt (lacht)

Habt ihr alles in Cedericks Studio aufgenommen?
Christoffer: Das meiste. Ein bisschen was haben wir auch in unserem Proberaum aufgenommen, aber das Schlagzeug und der Großteil der Gitarren wurde in seinem Studio aufgekommen.
Andreas: „Ein bisschen was“ ist gut! Wir haben den kompletten Gesang hier im Proberaum aufgenommen!

Ein Foto von Vypera-Drummer Johan PettersonIhr habt schon mal angedeutet, dass ihr bereits an eurem zweiten Album arbeitet. Stimmt das?
Andreas: Ja und es wird großartig (lacht)! Als wir „Eat Your Heart Out“ aufgenommen haben, hatten wir noch acht weitere Songs auf Lager, die wir gerne verwendet hätten, aber sie waren einfach noch nicht gut genug. Allerdings konnten wir die letzten drei Jahre nutzen, um sie besser zu machen. Während der Aufnahmen zum Debüt haben wir sehr viel gelernt und ich bin sicher, dass einiges beim nächsten Mal etwas weniger chaotisch ablaufen wird.
Christoffer: Um ehrlich zu sein glaube ich, dass wir bereits genügend halbfertige Songs für zwei weitere Alben haben. Bei VYPERA gibt es eine ganze Reihe an Titeln, die eigentlich fertig sind, mit denen wir aber noch nicht ganz zufrieden sind. Wir legen sowas dann immer erstmal zur Seite, um es später noch zu überarbeiten. Und Andreas hat vollkommen Recht: Die Arbeit im Studio ist völlig neu für uns und wir hatten vorher absolut keine Erfahrung damit. Also lernen wir jetzt sehr viel dazu. Auch das Songwriting fällt uns jetzt leichter,weil wir viel strukturierter vorgehen.

In Schweden gibt es mehr Glam-Rock- und -Metal-Bands als irgendwo sonst. Woran meint ihr liegt das?
Christoffer: Puh, ich weiß es gar nicht genau. Weil es cool aussieht? (lacht)
Andreas: Ja, es sieht geil aus und es liegt uns wohl im Blut. Aber wenn ich so spitzfindig sein darf: Ich würde uns gar nicht als Glam bezeichnen. VYPERA sind eher eine US-Metal-Band oder eine 80er-Metal-Band. Es gibt sowieso zu viele Schubladen und Sub-Genres im Metal und wir würden uns gerne als übergeordnet ansehen. Natürlich beeinflussen uns auch Glam-Metal-Bands wie Ratt, aber eben nicht nur.

Wie sieht es mit euren Tourplänen aus? Werden VYPERA nach Deutschland kommen?
Andreas: Das hoffen wir wirklich, aber bisher haben wir noch keine Pläne. Wie ich vorher im Bezug auf Cederick schon gesagt habe, haben wir derzeit keinen festen Leadgitarristen und ehe das nicht geklärt ist, können wir nicht ans Touren denken. Wenn wir auf Tour gehen, dann wollen wir das für die Fans machen und nicht einfach nur, um ein bisschen Kohle abzugreifen. Es soll so gut werden wie es nur irgendwie geht. Das haben die anderen beiden auch noch nicht gehört, aber der Kerl, der unser Merch designt, hat vorgeschlagen, dass wir auf unsere Shirts „Tour Your Heart Out“ schreiben – ein Motto gibt es also schon.
Christoffer: Im Spätsommer werden wir hier in Schweden ein paar kleinere Konzerte spielen. Eine Tour ist derzeit nicht geplant, aber es ist auf jeden Fall unser Ziel, touren zu können.

Damit sind wir am Ende angekommen. Seid ihr mit den bisherigen Reaktionen auf euer Debüt zufrieden?
Christoffer: Ja, wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen.
Andreas: Die Reaktionen waren in der Tat sehr gut. Ich habe aber auch den Eindruck, dass die Leute diese Musik noch nicht so sehr gewohnt sind – obwohl man damit früher mal Stadien vollmachen konnte. Mir kommt es so vor, als würden die meisten Kunden von Frontiers Music eher auf moderneren Melodic Metal stehen. Obwohl es den Leuten gefällt, fremdeln sie meiner Ansicht nach ein wenig mit uns. Aber das ist cool – es macht noch mehr Spaß, wenn man ein bisschen im Abseits steht (lacht)!

Ein Foto der Band Vypera

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

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