Konzertbericht: Abbath w/ Toxic Holocaust, Hellripper

06.02.2024 München, Backstage (Halle)

Bereits 2022 brachte ABBATH sein damals brandneues Album „Dread Reaver“ auf die Bühnen Europas – auf Co-Headliner-Tour mit Watain, begleitet von Tribulation und Bölzer. Zwei Jahre später kehrt der ehemalige Immortal-Fronter wieder – als Headliner eines etwas kuriosen Band-Packages: Mit von der Partie sind mit HELLRIPPER und TOXIC HOLOCAUST zwei Bands, die eher im Thrash als im Black Metal zu verorten sind. Trotzdem ist die Halle im Münchner Backstage quasi ausverkauft – oder vielleicht sogar gerade darum?

HELLRIPPER im Februar 2024 in MünchenDie Halle füllt sich jedenfalls bereits pünktlich zum Einlass um 19:00 Uhr und HELLRIPPER kommen in den Genuss von so viel Vorab-Applaus, wie man das sonst nur von Headlinern kennt. Auch sonst sind die Schotten die Überraschung des Abends: James McBain, der HELLRIPPER abseits der Bühne als Soloprojekt betreibt, erweist sich nicht nur als Flitzefinger an der Gitarre, sondern auch als charismatischer Fronter, der die Halle binnen Minuten auf seiner Seite hat. Vielseitig ist der angeschwärzte Speed-Metal der Band zwar nicht unbedingt – in Kombination mit der engagierten Performance setzen sie aber auf wie vor der Bühne viel Energie frei, sodass schon bald ein schweißtreibender Circlepit tobt. Dass HELLRIPPER ihre Setlist im Vergleich zu den Shows der letzten Tage um einen Song gekürzt und geringfügig modifiziert haben („Vampire’s Grave“ und „Total Mayhem“ statt „Spectres Of The Blood Moon Sabbath“, „Nunfucking Armageddon 666“ und „Headless Angels“), macht darum nur für eingefleischte Fans einen Unterschied. Davon dürften HELLRIPPER nach dieser 40-minütigen Werkschau noch ein paar mehr haben: Der Andrang am Merch, wo McBain selbst verkauft, ist nach der Show jedenfalls beträchtlich.

  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4. 4

TOXIC HOLOCAUST im Februar 2024 in MünchenÄhnlich thrashig, allerdings leider weit weniger dynamisch geht es bei TOXIC HOLOCAUST weiter. Das Trio um Bassist und Sänger Joel Grind, der das das Projekt seit nunmehr 25 Jahren leitet, ist für seinen reudigen Mix aus Speed Metal, Black ’n‘ Roll und Punk Rock bekannt – nicht hingegen für Abwechslungsreichtum: Die Songs setzen sich in der Regel aus wenigen, dafür aber unzählige Male wiederholten Riffs zusammen – darüber grunzt Grind seine Texte und gelegentlich gibt es ein Solo. Dass die Performance ziemlich lahm wirkt und der Gesang heute nochmal kraftloser klingt als schon auf Platte, lässt die Amerikaner im direkten Vergleich zu Hellripper ziemlich alt aussehen. Durch letztere angeheizt, moshen zwar einige Fans auch bei TOXIC HOLOCAUST – wirklich traurig darüber, dass die Show mit gerade einmal 30 Minuten überraschend kurz ausfällt, wirkt aber niemand.

  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4. 4

ABBATH im Februar 2024 in MünchenSo ist es um 21:30 Uhr bereits Zeit für den Headliner – und damit einen drastischen Stilwechsel. Zwar steht die Tour unter dem Titel „Dread Reaver“, während ABBATH seine „Plays-Immortal“-Shows erst für die Festivalsaison angekündigt hat. Natürlich stehen aber auch heute diverse Klassiker der Black-Metal-Legende auf dem Programm. So beginnt der Auftritt direkt mit „Triumph“ von „Damned In Black“ (2000), später folgen noch „In My Kingdom Cold“, „Beyond The North Waves“, „One By One“ und „Withstand The Fall Of Time“. Dass damit Immortal-Songs über ein Drittel des Sets einnehmen, während etwa „Dread Reaver“ nur mit drei Songs vertreten ist und vom Black-’n‘-Roll-Projekt I diesmal gar kein Song im Set ist, kommt überraschend, aber nicht ungelegen, wirkt Abbaths Stimme heute doch etwas angeschlagen: ABBATH im Februar 2024 in MünchenIn den Ansagen wird deutlich, dass hier mit etwas Stimmverzerrer nachgeholfen wird – den Oldschool-Songs steht der garstige Klang der Vocals aber gar nicht schlecht zu Gesicht. Davon abgesehen präsentiert sich Abbath heute bestens in Form: Bereits vor Showbeginn macht er zur Freude des Publikums von der Galerie herab Faxen, und auch im Stageacting lässt der bullige Norweger immer wieder durchblicken, dass er die ganze Black-Metal-Nummer nicht gar so ernst nimmt. Dass der Rest der Band hier nicht wirklich mitzieht und seinen Job recht statisch erledigt, bleibt eine Randnotiz: Als Entertainer braucht Abbath keine Sidekicks.

  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4. 4

ABBATH im Februar 2024 in MünchenMit fünf Immortal-Songs im Set gibt das heutige ABBATH-Set einen guten ersten Vorgeschmack auf die „ABBATH plays Immortal“-Shows im Sommer. Sicherlich, ein Andreas Fosse Salbu ist kein Demonaz und bei aller technischen Versiertheit von Ukri Suvilehto hat ein Horgh hinter dem Drumkit auch etwas mehr hergemacht – spielerisch macht das, was ABBATH abliefern, aber durchaus Freude. Einzig der Tour-Name „Dread Reaver Europe 2024 “ wirkt in diesem Kontext etwas irreführend … und so gut HELLRIPPER als Support auch funktioniert: Das Billing der nächsten Tour dürfte gerne wieder etwas Black-Metal-lastiger ausfallen.ABBATH im Februar 2024 in München

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert