Konzertbericht: Amorphis w/ Textures, Poem

08.04.2016 München, Backstage (Werk)

Amorphis Tour 1

Mit ihrem Album „Under The Red Cloud“ wurden die Finnischen Melodic-Deather AMORPHIS nicht nur dieser Genreeinordnung wieder gerecht, sondern übertrafen zudem alle Erwartungen – die Auszeichnung „Album des Jahres 2015“ bekam die Band von unserer Redaktion dafür nicht umsonst verliehen. Nun, ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung, bringen AMORPHIS die Songs endlich im Rahmen einer ausgedehnten Tour auf Europas Bühnen. 

Poem-Klein01Den Support-Slot auf der Tour haben POEM aus Athen inne. Mit ihrem Modern Metal liegen die Griechen zwar im Trend, werden das Genre aber wohl kaum revolutionieren: Catchy Riffs mit progressivem Einschlag, Klargesang und Groove vermischen sich zu einem stimmigen, aber – wie so oft – leider auch wenig spektakulären Sound. So gehen die Songs zwar allesamt fix ins Ohr, auf der anderen Seite aber ebenso schnell wieder heraus. Durch eine solide Performance und sympathische Ansagen sichern sich POEM in knapp 40 Minuten Showtime aber zumindest das Wohlwollen des schon erfreulich zahlreich erschienenen Publikums.

Kurz vor Neun sind TEXTURES an der Reihe. Wer sich schon bei Poem für den Djent-Einschlag begeistern konnte und keine generelle Aversion gegen Metalcore hegt, kommt bei den vertrackt rhythmisierten Riffs der Niederländer voll auf seine Kosten. Während Fronter Daniel de Jongh das Publikum mit seiner gewinnenden Art schnell auf seiner Seite hat, überzeugt die Band bei glasklarem Textures-Klein01Sound vor allem durch technische Versiertheit und perfektes Zusammenspiel. Doch auch wenn TEXTURES gut ankommen und für den einen oder anderen im Publikum sogar zweifelsfrei das eigentliche Highlight des Abends darstellen: So richtig will die Musik der Band nicht auf Amorphis einstimmen. Dafür ist der Kontrast zwischen dem messerscharfen Riffing von TEXTURES und dem melodiegetragenen Sound der Finnen schlicht zu krass. Als wäre sich die Band dessen selbst bewusst, spielen TEXTURES zum Ende ihrer Show als Teaser kurzerhand eine Amorphis-Sequenz an und sichern sich so auch die Sympathien derer, die mit dem Auftritt selbst wenig anzufangen wussten.

  1. Drive
  2. Regenesis
  3. New Horizons
  4. Shaping A Single Grain Of Sand
  5. Illuminate The Trail
  6. Awake
  7. Timeless
  8. Singularity
  9. Laments Of An Icarus

Amorphis-Klein-02Einen Anheizer, der das Publikum in Stimmung bringt, haben AMORPHIS allerdings schon lange nicht mehr nötig. Das zeigt sich einmal mehr, als um 22:15 das Licht zum Intro von „Under The Red Cloud“ erlischt: Zwar macht die Band – wer könnte es ihnen nach nunmehr fünf Wochen auf Tour und beachtlichen 28 Shows in dieser Zeit verdenken – zunächst einen etwas erschöpften Eindruck. Der Stimmung im mittlerweile proppenvollen Backstage Werk tut das jedoch keinen Abbruch. Diese Begeisterung überträgt sich rasch auch auf die Band, die so selbst von Song zu Song mehr Freude an der Show zu finden scheint: Front-Charismat Tomi Joutsen bedankt sich unzählige Mal für den herzlichen Empfang und schüttelt sein mittlerweile wieder lang gewachsenes Haupthaar von Song zu Song exzessiver. Kein Wunder, erweisen sich doch gerade die sechs Nummern, die AMORPHIS von ihrer neuen CD ins Set aufgenommen haben – schon die Albumversionen ließen es erahnen – in der Live-Umsetzung als echte Nackenbrecher. Gespickt mit Hits wie „House Of Sleep“ oder „The Smoke“ und mit diversen alten („Silent Waters“, „Sky Is Mine“) und ganz alten Klassikern („My Kantele“, „Drowned Maid“) aufgefüllt, lässt die Setlist der gut anderhalbstündigen AMORPHIS-Show absolut keine Wünsche offen.

  1. Under The Red Cloud
  2. Sacrifice
  3. Bad Blood
  4. Sky Is Mine
  5. The Wanderer
  6. On Rich And Poor
  7. Drowned Maid
  8. Dark Path
  9. The Four Wise Ones
  10. Silent Waters
  11. My Kantele
  12. Hopeless Days
  13. House Of Sleep
  14. Death Of A King
  15. Silver Bride
  16. The Smoke

Amorphis-Klein-01Dass auffällig viele junge Fans und solche, denen man ihre Liebe zum Metal nicht auf den ersten Blick ansieht, im Publikum stehen, ist trotz des wieder deutlich Death-Metal-lastigeren aktuellen AMORPHIS-Albums wenig verwunderlich: Mit POEM und TEXTURES als Support-Acts richtet sich die Tour eher an den modernen Metaller denn an den traditionellen Melodic-Death-Fan mit Lederkutte. Dass das funktioniert, ist kein Wunder – denn wer auch nur ansatzweise Freude an melodischem Death Metal findet, wird mit AMORPHIS glücklich. Dennoch sollten sich Fans der Finnen diese Tour nicht entgehen lassen: Gerade das Material vom starken „Under The Red Cloud“ sorgt auf dieser Tour für neue Höhepunkte in der AMORPHIS-Show.

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