Konzertbericht: Amorphis w/ Instructor, The Oklahoma Kid

17.11.2015 Rostock, M.A.U. Club

Die Tage werden kürzer, das Wetter wird ungemütlicher und im Kopf kehren schon Stücke wie „Black Winter Day“ zurück. Gibt es also einen besseren Zeitpunkt für eine ausgiebige Tour von AMORPHIS? Die Finnen durchqueren momentan Deutschland, oft im Gepäck von Nightwish und Arch Enemy, aber so wie hier im Rostocker M.A.U. Club auch als Headliner. Zum Aufwärmen dürfen sich die Rostocker Bands INSTRUCTOR und THE OKLAHOMA KID dem Publikum zeigen.

InstructorM1-91Pünktlich um 20 Uhr betritt das Trio INSTRUCTOR die Bühne und direkt beim ersten Song will gar nichts zünden. Auch die anfängliche Ansage von Sänger Jonas Kocks, „Habt ihr Bock auf Metal?“, wirkt nicht förderlich, um das Eis zwischen Band und Publikum zu brechen. Der M.A.U. Club ist zwar bereits gut zur Hälfte gefüllt, jedoch scheinen die Lokalmatadore einfach nicht beim Publikum ankommen zu wollen. Dies ändert sich im Laufe des Sets zum Glück ein wenig ins Positive, denn die drei Jungs spielen wirklich sehr feinen und technisch anspruchsvollen Death Metal. Die halbe Stunde Bühnenzeit packen INSTRUCTOR voll mit energiegeladenen Songs, die sowohl den Groove-Fanatiker befriedigen dürften als auch den Liebhaber der schnelleren Gangart. Weitere, längere Ansagen spart sich die Band ebenso zu Gunsten der Musik. Der anfänglich gespielte Sechs-Saiten-Bass wirkt trotzdem übertrieben, kann aber auch ein Zeichen der Ambitionen sein, die die Jungs haben. Ihren Job als Opener haben INSTRUCTOR auf jeden Fall mit Bravur gemeistert, auch wenn die Reaktion des Publikums eher ruhig ausfällt.

Oklahoma_Kid-M1-1Pünktlich nach Zeitplan entern THE OKLAHOMA KID um kurz vor 21 Uhr als weiterer Support die Bühne. Die Truppe wird am 29.11.2015 ihre neue EP „Doppelganger“ veröffentlichen und da schadet ein Auftritt als Vorband für Amorphis sicherlich nicht. Musikalisch schlagen die fünf Jungs jedoch eine völlig andere Richtung ein und bewegen sich an der Nahtstelle zwischen progressivem Metalcore und modernem Post-Hardcore. Dem Publikum gefällt diese Mischung dann schon deutlicher. So ernten THE OKLAHOMA KID während Ihrer Show eine Menge Applaus. Ein wenig schimmern Ansätze von Bands wie Northlane oder auch Architects durch, auch wenn THE OKLAHOMA KID gänzlich auf cleane Vocals verzichten. Die Show ist gespickt mit verspielten und technisch hochwertigen Riffs, fetten Breakdowns, kleineren oder größeren Zwischenspielen und den kräftigen Shouts von Sänger Tomm Bruemmer. Der sehr fett abgemischte Sound passt vorzüglich und so vergeht die Zeit von THE OKLAHOMA KID fast ein wenig zu schnell.

AmorphisM1-61Kurz vor 22 Uhr füllt sich der M.A.U. Club dann nochmals merklich, denn nun stehen AMORPHIS auf dem Plan. Der Platz vor der Bühne wird ziemlich eng und das Publikum wartet gespannt. Punkt 22 Uhr, zu den Klängen von „Under The Red Cloud“, betreten die Finnen die Bühne und eröffnen ihr Set gleich mal mit drei Stücken von eben jenem neuen Album („Sacrifice“ und „Bad Blood“). Die Stimmung im Saal ist von der ersten Minute an prächtig und die vorher so störrisch wirkenden Gäste feiern AMORPHIS gebührend. Sänger Tomi Joutsen ist stimmlich bestens aufgelegt und lässt sich auch nicht durch kleinere technische Probleme nicht verunsichern. Glücklicherweise wirken diese sich auch nicht auf das Gesamtbild aus und der Sound ist, wenn anfänglich auch etwas drumlastig, sehr gut abgemischt.
AmorphisM1-111Das man aber nicht nur die neuen Songs spielen möchte zeigt sich unter anderem bei „Drowned Maid“, bei welchem die beiden Tomis im Duett singen oder bei AMORPHIS-Klassikern wie „The Wanderer“ oder „House Of Sleep“. Bei letzterem darf sogar das Publikum den Gesang übernehmen und es erfüllt diese Aufgabe sehr zufriedenstellend. Immer wieder feuert Sänger Joutsen das Publikum an und betont reichlich, wie schön es doch ist als Headliner spielen zu können. Der Rest der Truppe konzentriert sich währenddessen vor allem auf die Musik und spielt mit fast schon stoischer Ruhe. Besonders gilt dies für Esa Holopainen, bei dem böse Zungen behaupten könnten, er bemerke das Publikum gar nicht. Musikalisch gibt es an diesem Abend einfach keine Kritikpunkte. Der Sound ist bemerkenswert klar und so kommen sowohl die beiden Gitarristen als auch Keyboarder Jan Rechberger voll auf ihre Kosten. Über allem thront aber unangefochten die Stimme von Tomi Joutsen und einmal mehr wird der gewaltige Stimmumfang dieses Mannes erkennbar. Nach gut 70 Minuten ist das eigentliche Set beendet, jedoch kommt es unter lauten Bekundungen des Publikums natürlich zur Zugabe bestehend aus „Death Of A King“, „Silver Bride“ und „The Smoke“. Nach insgesamt 90 Minuten verabschieden sich AMORPHIS dann aber auch endgültig.

AmorphisM1-16Am Ende des Abends bleibt die Erkenntnis das die Zusammenstellung der Bands vielleicht ein wenig ungewöhnlich war, aber durchaus gut funktioniert hat. INSTRUCTOR haben sich wacker geschlagen. Mit THE OKLAHOMA KID gab es zudem eine echte Überraschung und AMORPHIS sollte man sich definitiv auf ihrer Tour ansehen. Wenn möglich natürlich als Headliner, aber auch im Vorprogramm von Nightwish ist das sicherlich eine lohnende Sache.

Tourdaten Amorphis (D/A/CH):
21.11.2015 Oberhausen (König Pilsner Arena) DE
28.11.2015 Basel (St. Jakobshalle) CH
30.11.2015 Lausanne (Les Docks) CH
01.12.2015 München (Zenith) DE
02.12.2015 Wörgl (Komma) AT
03.12.2015 Stuttgart (Schleyerhalle) DE
04.12.2015 Frankfurt (Jahrhunderthalle) DE
05.12.2015 Nürnberg (Arena) DE
06.12.2015 Memmingen (Kaminwerk) DE
08.12.2015 Wien (Stadthalle) AT
14.12.2015 Leipzig (Arena) DE
15.12.2015 Berlin (Max Schmeling Halle) DE
20.12.2015 Köln (Essigfabrik) DE

Publiziert am von Christoph Ilius

Fotos von: Christoph Ilius

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert