Nachdem AT THE GATES sich früher in diesem Jahr bereits mit „At War With Reality“ eindrucksvoll zurück gemeldet hatten, sind die Schweden nun wieder komplett im Business angekommen: Gemeinsam mit Triptykon und Morbus Chron machen sie zum gelungenen Abschluss des Jahres noch die Hallen Europas unsicher. Klar, dass da auch eine München-Show im Konzertkalender nicht fehlen darf.
Den Anfang machen um Punkt 20:00 die Death-Thrasher MORBUS CHRON. Im klassischen Oldschool-Metal-Outfit legen die Schweden gleich auf die rockig-rotzige Tour los, der Funke will aber nicht so recht auf die gut 200 Zuschauer überspringen: Die distanzierte, fast schüchterne Art und Weise, in der MORBUS CHRON ihr Material ohne Ansagen oder sonstige Interaktion mit dem Publikum darbieten, passt schlichtweg nicht zur Rock’n’Roll-Attitüde, mit der die Stockholmer hinsichtlich ihres Sounds und ihrer Outfits kokettieren. Mehr als Achtungsapplaus ist demnach heute nicht drin.
Bereits um 20:45 beginnen TRIPTYKON mit „Goetia“ von ihrem Debüt-Album „Eparistera Daimones“ und „Altar Of Deceit“ vom aktuellen Werk „Melana Chasmata“ ihr Set. Zwei von drei TRIPTYKON-Songs am heutigen Abend sind damit auch schon gespielt – den Rest der vergleichsweise kurzen Spielzeit von 45 Minuten füllen TRIPTYKON mit zwei Celtic-Frost-Klassikern sowie dem 20-Minüter „The Prolonging“. Während die Songauswahl wenig Raum für Kritik bietet, ist es eher die Reihenfolge, die stört: Bereits an dritter Stelle bekommen die Fans mit „Circle Of The Tyrants“ ein absolutes Highlight des Abends geboten – hier übernimmt nämlich Tomas Lindberg von At The Gates den Gesang. Nicht nur für die zahlreichen Fans der Schweden ist das kaum noch zu toppen, sodass die Spannungskurve der Show nach der Zusammenkunft der beiden Mützenträger leider etwas abflacht. Zwar bieten TRIPTYKON mit „The Usurper“ und dem finalen „The Prolonging“ noch zwei an sich starke Nummern, nach dem mitreißenden Gastauftritt wirken diese heute dennoch etwas blass.
- Goetia
02. Altar Of Deceit
03. Circle of the Tyrants (Celtic-Frost-Cover)
04. The Usurper (Celtic-Frost-Cover)
05. The Prolonging
Auf den Schlag um 22:00 beginnt schließlich, worauf sich nicht wenige der zahlreichen Zuschauer heute seit Jahren, wenn nicht knapp zwei Jahrzehnten gefreut haben dürften: AT THE GATES, die Pioniere des Göteborg-Metal, betreten die Bühne zu den Klängen von „Altar Del Dios Desconocido“, dem Intro ihres neuen Albums „At War With Reality“ die Bühne. Und wie nicht anders zu erwarten: Von der ersten Minute an kocht die Stimmung. Routiniert, aber dabei absolut sympathisch, spielen sich AT THE GATES im Folgenden quer durch ihre gesamte Diskographie.
Zwar liegt der Fokus dabei klar auf dem aktuellen Meisterwerk sowie dessen direktem Vorgänger „Slaughter Of The Soul“ (1995), jedoch finden auch „Terminal Spirit Disease“ (1994), „With Fear I Kiss The Burning Darkness“ (1993) und „The Red In The Sky Is Ours“ (1992) mit je zwei Songs Erwähnung. Im Endeffekt scheint es jedoch völlig gleich, ob die Schweden einen Klassiker auspacken oder einen neuen Song – das Publikum frisst ihnen so oder so aus der Hand.
Wilde Moshpits sucht man zwar vergeblich … das dürfte jedoch eher dem gehobenen Durchschnittsalter der Fans als mangelnder Hingabe zuzuschreiben sein. Über mangelnde Hingabe kann man sich heute auch seitens der Band nicht beklagen: Nachdem die drei Zugaben „Blinded By Fear“, „Kingdom Gone“ und „The Night Eternal“ gespielt sind, ist es schließlich bereits 23:20.
- Death And The Labyrinth
02. Slaughter Of The Soul
03. Cold
04. At War With Reality
05. Terminal Spirit Disease
06. Raped by the Light of Christ
07. The Circular Ruins
08. Under A Serpent Sun
09. Windows
10. Suicide Nation
11. Heroes And Tombs
12. Nausea
13. World Of Lies
14. The Burning Darkness
15. The Book Of Sand (The Abomination)
—
16. Blinded By Fear
17. Kingdom Gone
18. The Night Eternal
Gerade in der konzertreichen Vorweihnachtszeit ist es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, an einem Mittwoch eine Halle wie das Backstage Werk voll zu machen. Dass AT THE GATES dieses Kunststück gelingt, ist alleine schon Beweis für das Ansehen, das die Band trotz der jahrelangen Bandpause noch bei ihren Fans genießt. Und das zu recht: Auch heute zeigen AT THE GATES nicht nur alte Größe, sondern auch neue Stärke. Musikalisch mitreißend und menschlich ursympathisch begeistern die Schweden gleichermaßen mit ihren Klassikern wie mit dem neuen Material. In Kombination mit den stets starken TRIPTYKON sowie den soliden MORBUS CHRON ein absolut gelungenes Kontrastprogramm zur „staaden Zeit“.