Konzertbericht: Deafheaven w/ Myrkur

30.03.2016 München, Hansa 39

Deafheaven - Logo

Bereits zum fünften Mal sind DEAFHEAVEN Ende März 2016 in München zu Gast – dabei konnte die Band bei jedem Auftritt auf ein zahlenmäßig angewachsenes Publikum bauen. Angefangen vom winzigen Kellerclub Sunny Red arbeiteten sich die Kalifornier über einen Supportslot für Russian Circles und einer Headlinershow in einer nahezu leeren Kranhalle zu einem fast ausverkauften Konzert im deutlich größeren Hansa 39 empor. Nach einer längeren Münchenpause stellen DEAFHEAVEN dieses Mal ihr neues Album „New Bermuda“ vor und werden dabei vom aktuellen Black-Metal-Hype MYRKUR unterstützt. Dabei fällt bei einem Blick über das Publikum auf, dass kaum Langhaarträger anwesend sind, dafür umso mehr Sidecuts und Hornbrillen auf den Konzertbeginn warten.

Myrkur 01

Dieser verzögert sich etwas, bis schließlich MYRKUR aus Norwegen um 21.15 Uhr die Bühne betreten. Frontfrau Amalie Bruun steht zunächst noch am Keyboard, an dem sie mit ihrer glasklaren Stimme begeistern kann. Ebenso überzeugt auch bei ihren später eingesetzten Growls. Die völlig matschig und nahezu planlos abgemischte Musik zerstört allerdings die mystische Atmosphäre, die Amalie durch einen verästelten Mikroständer sowie verträumte Bewegungen zu erzeugen versucht vollends: Das Schlagzeug übertönt schlicht alles, die Gitarre ist ein duchgehendes Rauschen und der Bass brummt formlos nahezu alles kaputt. Hinzu kommt, dass MYRKUR mit paganlastigen Elementen zwar durchaus überzeugen können, der Rest der Musik allerdings doch arg generisch geraten ist und das Songwriting nahezu planlos wirkt, da viele Songs so plötzlich aufhören, dass sogar die Bandtmitglieder davon irritiert scheinen. Nach 40 Minuten und einer weiteren – überzeugenden – Soloeinlage am Klavier verlassen MYRKUR die Bühne. Ein ernüchternder Auftritt.

Deafheaven 01

Nach einer kurzen Umbaupause ist es schließlich soweit und zu einem geloopten Sample betreten DEAFHEAVEN die Bühne eines knackevollen Hansa 39. Ohne weitere Umschweife steigt die Band mit „Brought To The Water“ in ihr Set ein und sofort offenbart sich der druckvolle, nahezu perfekt abgemischte Sound im Hansa 39, der gemeinsam mit der energetischen und leidenschaftlichen Performance der fünf Jungs aus Kalifornien heute eine unglaubliche Wucht und Dynamik entwickelt. In der Folge präsentieren DEAFHEAVEN lediglich durch kurze „Thank You“-Ansagen unterbrochen ihr gesamtes neues Album „New Bermuda“ am Stück. Das Publikum nimmt dies dankend an, bejubelt die neuen Songs und von einigen Headbangern und Langhaarträgern abgesehen dominiert ein tanzendes Wippen im Publikum.

Deafheaven - New BermudaNach „Gifts For The Earth“ – das live seine Post-Punk-Einflüsse noch stärker als auf Platte offenbart – bedankt sich George bei den heute Anwesenden und mit „Sunbather“ sowie ihrem wohl bekanntesten Song, „Dream House“, findet das Konzert ohne eine künstliche Zugabe sein Ende. Dass DEAFHEAVEN beim letzten Song des Abends ein bisschen überambitioniert ans Werk gehen, die Nummer deutlich zu schnell spielen und im Mittelteil eher nebeneinander als miteinander spielen, stört ein nahezu perfektes Konzert zwar kurz – fällt aufgrund der atemberaubenden Gesamtperformance allerdings nicht weiter ins Gewicht.

  1. Brought To The Water
  2. Luna
  3. Baby Blue
  4. Come Back
  5. Gifts For The Earth
  6. Sunbather
  7. Dream House

FAZIT: Mit Myrkur konnte der nächste Black-Metal-Hype in den Startlöchern leider nicht überzeugen, was zum einen an der Abmischung, zum anderen am leider zu undurchdachten Songwriting der Band lag. Deafheaven allerdings sind und bleiben sowohl auf Platte als auch live eine Wucht. Sicher, ein Song vom Debütalbum „Roads To Judah“ wäre noch schön gewesen – in der Zwischenzeit sind Deafheaven allerdings musikalisch so weit gewachsen und haben sich so in ihrem Sound gefunden, dass der Fokus auf neues Material absolut nachvollziehbar ist. Es bleibt abzuwarten, ob das Feierwerk beim nächsten Konzert der Band in München größenmäßig noch ausreichen wird.

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