Konzertbericht: Deafheaven w/ Weekend

04.11.2013 München, Hansa39 (Feierwerk)

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Unterschiedliche Vorzeichen: Während DEAFHEAVEN Anfang des Jahres vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Sunbather“ noch in der etwas kleineren Kranhalle vor einem durchaus überschaubaren Publikum spielten, sorgte der im Sommer eintretende Hype auf allen Kanälen dafür, dass die erneute Europatour im Herbst diesen Jahres in größeren Locations stattfinden konnte und bereits im Vorfeld einige „Ausverkauft!“-Meldungen die Runde machten. Dass die Band bei ihrem vierten München-Besuch innerhalb von zwei Jahren nach dem Anfang im kleinen Sunny Red nun im größten Club des Feierwerks, dem Hansa39, Halt macht, erscheint daher nur folgerichtig.

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Den Anfang macht heute die Post-Punk-/Shoegaze-Band WEEKEND aus San Francisco. Wer in Anbetracht dieses Namens nun ein paar Hipster erwartet, die „emotionale Musik mit Härte“ spielen, liegt damit im konkreten Fall ziemlich richtig. So bietet das optisch den Erwartungen entsprechende Quartett zunächst relativ typischen Shoegaze, der durch eine konsequent durchgezogene Geradlinigkeit recht gefällig klingt und gut ins Ohr geht. Die musikalische Vielfalt wie auch die allgemeine Innovation des Gebotenen hält sich dabei jedoch in überschaubaren Grenzen, so dass die Show mit der Zeit etwas an Reiz verliert. Dazu trägt nicht zuletzt der Gesang bei, der, wenn man den Begriff „schief“ vermeiden möchte, zumindest als recht speziell beschrieben werden muss. So ist das, was WEEKEND hier abliefern zwar durchaus solide, weiß das Publikum jedoch nicht unbedingt zu begeistern, was die Band zu der konsternierten Aussage „Ihr seid langweilig!“ verleitet. Treffender wäre vielleicht gewesen: „Ihr seid gelangweilt“.

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Daran ändert auch die etwas überraschende Wendung nichts, dass WEEKEND gegen Ende ihrer 45-minütigen Show nochmal auf progressiv machen und eben jene Geradlinigkeit über Bord schmeißen, durch die sich der Sound der Band bis dahin definiert hatte. Spannender wird es dadurch nämlich leider nicht – lediglich zerfahrener. Für eine halbe Stunde lang voll in Ordnung, länger hätte eigentlich nicht sein müssen.
(Moritz Grütz)

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Nach einer halbstündigen Umbaupause erlischt schließlich das Licht und ein gesampelter Gitarrenloop dröhnt durch den Raum. Nach und nach begeben sich die einzelnen Mitglieder von DEAFHEAVEN auf die in minimalen Blautönen gehaltene Bühne, bis schließlich auch Sänger Geroge Clarke ins Rampenlicht tritt, kurz vor dem Schlagzeug niederkniet und sich anschließend mit eingefrorenem Gesichtsausdruck an den Bühnenrand begibt. Nachdem er schier endlos in dieser Position verharrt hat, erklingen die ersten Töne von „Dream House“, dem Opener des neuen Albums und ehe man sich versieht, bricht die ganze wunderschöne Gewalt dieses Songs über das Publikum herein. Der Sound am heutigen Abend ist druckvoll und perfekt abgemischt, das Wechselspiel zwischen beiden Gitarren sowie die immer wieder aufs Neue beindruckenden Schlagzeug-Dynamiken kommen perfekt rüber. Untermalt von der düsteren Lichtshow, die die Gesichter der Band weitestgehend im Dunkeln belässt und lediglich mit einfarbigen Schattenumrissen aufwartet, ergibt sich ein nahezu perfektes Gesamtbild für eine DEAFHEAVEN-Show.

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Vielleicht auch, weil die Band in den letzten Jahren quasi ununterbrochen auf Tour war und die alten Songs zur Genüge dargeboten hat, liegt der Fokus ganz eindeutig auf dem aktuellen Material – um genau zu sein spielt die Band ihr neues Album von Anfang bis Ende durch, wobei sie die drei Interludes als Sample zwischen den Songs lediglich anklingen lässt. Zwischen verträumten Post-Rock-Passagen, halsbrecherischen Blastbeats und Clarkes irrem Blick und vollkommen vergeistigten Verhalten auf der Bühne bleiben heute keine Wünsche offen. Dass auch Ansagen hier Mangelware sind, versteht sich aufgrund der Inszenierung der Band beinahe von selbst – umso ehrlicher und glaubwürdiger fällt der herzliche Dank aus, den George Clarke vor dem letzten Song des Sets äußert.

Das euphorische Publikum klatscht die Band allerdings danach zurück auf die Bühne und bekommt in Form des Songs „Unrequited“ doch noch eine alte Nummer zu hören, die in ihrer Urgewalt nahezu als Kontrastpunkt zu den vorangehenden harmonischen Klängen des neuen Albums steht. Mit einer Kusshand ins Publikum verabschieden sich DEAFHEAVEN nach diesem Song und einem 60-minütigen Set für den heutigen Abend wirklich von der Bühne.

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Setlist DEAFHEAVEN:
01. Dream House
02. Sunbather
03. Vertigo
04. The Pecan Tree

05. Unrequited

FAZIT: Egal, wie oft DEAFHEAVEN in München spielen: Ich war bisher jedes Mal anwesend und werde definitiv in Zukunft jedes Mal anwesend sein. Die Band weiß auf der Bühne vollkommen zu überzeugen, präsentiert sich bei all ihrer Verschrobenheit hochgradig sympathisch und hat den nun hoffentlich eintretenden Erfolg – ein mehr als nur ansehnlich gefülltes Hansa39 spricht zumindest dafür – vollkommen verdient. Musikalisch passte der Opener WEEKEND hervorragend zu den shoegazigen Tönen der Hauptband und auch die Musikuntermalung in den Umbaupausen in Form von The Smiths zeigt: Metal bewegt sich und zieht derzeit viele spannende Einflüsse aus anderen Genres.
(Bernhard Landkammer)

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