Konzertbericht: Death Angel w/ Sacred Reich, Angelus Apatrida

06.11.2023 München, Backstage (Werk)

Die Thrash-Metal-Szene ist in der Regel so beständig wie treu. Für modernen Hardcore scheint das so nicht zu gelten: So dürfte der schlechte Vorverkauf der im Backstage Werk geplanten Impericon Never Say Die Tour (mit KING810 und fünf weiteren) die Verantwortlichen dazu bewogen haben, diese Tour in die Backstage Halle runterzuverlegen – und die „Night Of The Living Thrash“-Tour ins Werk zu verlegen. Die Entscheidung ist goldrichtig: Bereits zum Opener ist der Zuschauerraum mehr als gut gefüllt.

Ab 18:45 Uhr werden die Fans für ihr frühes Erscheinen mehr als entlohnt: ANGELUS APATRIDA legen eine Thrash-Show auf die Bretter, die den Veteranen des Genres nicht besser hätte gelingen können: Mit perfektem Sound zocken sich die Spanier durch ihr 45-Minuten-Set und begeistern dabei nicht nur mit Spielfreude und Fingerfertigkeit, sondern auch mit ihrer sympathischen Art. Dass sich für das Abschlussfoto niemand Geringeres als Phil Rind von Sacred Reich persönlich anbietet, entschuldigt den etwas irritierenden Fakt, dass dieses noch vor dem letzten Song geschossen wird. Insgesamt mehr als nur ein gelungener Auftakt – sondern ein erstes Highlight.

  1. Bleed The Crown
  2. Snob
  3. Indoctrinate
  4. Cold
  5. Give ‚em War
  6. Sharpen The Guillotine
  7. You Are Next

Um kurz vor 20:00 Uhr erlischt das Licht erneut und SACRED REICH kommen auf die Bühne – unprätentiös und lässig ohne Intro oder sonstiges Brimborium. Diese grundsympathische Art der Truppe ist auch, was die rund 70-minütige Show vor allem auszeichnet: Insbesondere Fronter und Bassist Phil Rind hat das Publikum mit seiner herzlichen Art direkt auf seiner Seite – die knackigen Riffs aus den Gitarren von Wiley Arnett und Joey Radziwill tun ihr Übriges: In der Mitte des Zuschauerraums ist solider, aber gemütlicher Moshpit im Gange, und auch das restliche Publikum beteiligt sich mit Klatschen und Hey-Rufen nach Kräften an der Show. Spätestens mit dem finalen Kracher „Surf Nicaragua“, dem SACRED REICH ihre wirklich gute und entsprechend bejubelte Version von Black Sabbaths „War Pigs“ voranstellen, tobt der zwar seitlich abgehängte, dafür aber gesteckt volle Saal – und keiner dürfte mehr daran zweifeln, dass dieser Abend enorm von der Verlegung ins Werk profitiert hat: Nicht nur für einen Montagabend ist das beachtlich.

  1. Divide & Conquer
  2. Love…Hate
  3. One Nation
  4. Ignorance
  5. Manifest Reality
  6. Free
  7. Salvation
  8. Who’s To Blame
  9. Independent
  10. The American Way
  11. Death Squad
  12. War Pigs (Black-Sabbath-Cover)
  13. Surf Nicaragua

Nach diesem Headliner-würdigen Auftritt gibt es erst einmal rund 30 Minuten Verschnaufpause – ehe es mit DEATH ANGEL nicht minder energiegeladen weitergeht. Die Bay-Area-Legende zeigt sich einmal mehr in Bestform: In knackigem, fast einen Tick zu lautem Sound gibt es abermals 70 Minuten feinsten Thrash Metal zu hören. Dass das „aktuelle“ Album nach wie vor „Humanicide“ von 2019 ist, nehmen DEATH ANGEL zum Anlass, ein herrlich oldschool-lastiges Set zum Besten zu geben – mit drei Tracks von „The Ultra-Violence“ und zwei von „Act III“, darunter das seit 2008 nicht gespielte „Disturbing The Peace“. Auch sonst haben DEATH ANGEL einige selten gehörte Nummern einstudiert: So ist etwa „Buried Alive“ von „Killing Season“ (2008) nach acht Jahren erstmalig zurück im Set, „Relentless Revolution“ vom gleichnamigen Album (2010) hat es wieder auf die Setlist geschafft – und von „Humanicide“ gibt es diesmal (anders als auf der 2022er-Tour) neben dem Titeltrack noch „I Came For Blood“ zu hören. Ein echtes Highlight aber ist der Klassiker „3rd Floor“, den DEATH ANGEL seit 2016 nicht mehr in Deutschland performt haben – entsprechend fallen die Reaktionen auf diesen Kracher von „Frolic Through The Park“ (1988) aus. Die wirklich gut zusammengestellte Setlist ist aber nur ein Baustein für den Erfolg des heutigen Abends. Die Spielfreude der Band und die Dankbarkeit, die insbesondere Sänger Mark Osegueda in jeder Ansage zum Ausdruck bringt, ist für die großartige Atmosphäre mindestens ebenso entscheidend.

  1. Thrashers
  2. Voracious Souls
  3. Seemingly Endless Time
  4. Buried Alive
  5. 3rd Floor
  6. I Came For Blood
  7. Disturbing The Peace
  8. The Dream Calls For Blood
  9. The Moth
  10. Humanicide
  11. Relentless Revolution
  12. Kill As One
  13. Thrown To The Wolves

Dass DEATH ANGEL und SACRED REICH erst 2022 da waren und seitdem keine neue Musik veröffentlicht haben? Egal! Bei Thrash geht es um Klassiker – und da erfüllen beide Bands alle Erwartungen. Dass am Ende eine Cover-Version von Black Sabbath zu den Highlights des Abends zählt, steht dem absolut nicht entgegen. Aber auch ANGELUS APATRIDA sollen hier nicht unerwähnt bleiben: Die Energie, die diese Band auf die Bühne bringt, lässt keinen Zweifel daran, dass auch der nächsten Generation an Thrash-Bands durchaus zuzutrauen ist, sich eine 40-jährige Bandhistorie zu erspielen, wie es den beiden Hauptbands in diesem Package bereits gelungen ist.

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