Konzertbericht: Emmure w/ Rise Of The Northstar, Obey The Brave, Fit For A King & Alpha Wolf

17.04.2019 München, Backstage (Halle)

Kontroverse Bands gibt es im Metal zu Genüge und auch der Headliner des heutigen Abends darf sich mit dieser Bezeichnung schmücken: EMMURE. An kaum einer anderen Band im modernen Metal scheiden sich die Geister so sehr. Entweder man liebt oder man hasst sie. Das Package, das die Amerikaner aber mit auf ihre Europatour bringen, dürfte im Hard- und Metalcore-Bereich auf sehr viel Gegenliebe stoßen. So sind neben den französischen Samurai RISE OF THE NORTHSTAR auch die Kanadier OBEY THE BRAVE, die christlichen Metaller FIT FOR A KING und die australische Abrissbirne ALPHA WOLF mit von der Partie. Grund genug sich an diesem schönen Mittwochabend in die ausverkaufte Halle des Backstages zu begeben und dem Spektakel einen Besuch abzustatten.

Als ALPHA WOLF die Bühne betreten ist von einer ausverkauften Venue nicht ansatzweise etwas zu sehen. Vielleicht ein Viertel der Halle ist um 19:00 Uhr erst gefüllt. Schade für die junge Truppe aus Down Under und allemal schade für alle, die sich den Opener des Abends entgehen lassen. Die Mischung aus typisch australischem Metalcore und Auf-die-Fresse-Hardcore mit vielen Two-Step-Parts weiß durchaus zu überzeugen und so können sich die fünf Mannen einerseits über den Zuspruch des langsam voller werdenden Backstages freuen, wie auch über eine Hand voll Fans, die textsicher mit ins Mikro brüllen. Leider sind die Gitarren etwas leise abgemischt, weshalb manche Leads etwas untergehen und der Vorschlaghammer das Bühnenbild dominiert. Dennoch handelt es sich mit ALPHA WOLF um eine Band, die man definitiv im Blick behalten sollte.

  1. No Name
  2. Golden Fate; Water Break
  3. Nail Biter
  4. Sub-Zero
  5. Golden Fate; Gut Ache
  6. Black Mamba

Als nächstes dürfen die Texaner FIT FOR A KING aufs Parkett. Während die einzige reine Metalband des Abends in den USA derzeit einen raschen Aufstieg erlebt, sind sie in europäischen Gefilden nicht mehr als ein Geheimtipp. Zeit, dass sich das ändert, wird sich das Quartett gedacht haben und liefert in der halben Stunde Stagetime einen ziemlich fetten Auftritt ab. Ob schnell und krachend („Anthem Of The Defeated“), Ohrwurmrefrains („The Price Of Agony“) oder ruhigere Töne („Deathgrip“), FIT FOR A KING offenbaren ein breites musikalisches Spektrum und befinden sich dabei ganz in ihrem Element. Das größte Lob darf hierbei Sänger Ryan Kirby ernten, der eine beeindruckende Stimmgewalt an den Tag legt. Spätestens nach einem ungefähr 20-sekündigen Growl zum Ende von „Backbreaker“ dürfte auch die letzte Reihe von dieser erfahren haben. Mit „Tower Of Pain“ beenden die Amis ihr Set und empfehlen sich für höhere Slots im Line-Up. Einziger Wermutstropfen: Der Funke mag auf das überwiegend aus Hardcore-Fans bestehende Publikum nicht ganz überspringen.

  1. Shattered Glass
  2. The Price Of Agony
  3. Anthem Of The Defeated
  4. Backbreaker
  5. Pissed Off
  6. Deathgrip
  7. Tower Of Pain

Nun ist es Zeit für Singalongs und Two-Step. OBEY THE BRAVE aus Montreal sind an der Reihe und das Gedränge vor der Bühne wird größer. Die Band um Despised-Icon-Sänger Alex Erian saugt diese Vorfreude auf und wandelt sie gekonnt in Energie um. Es entwickelt sich der erste größere Pit und es wird vor der Bühne fleißig mitgegröhlt und gesungen. Dies scheint der sonst recht stimmgewaltige Erian auch nötig zu haben, denn seine Vocals wirken an diesem Abend etwas matt und drucklos. Was der Frontmann heute leider nicht umsetzen kann, macht die Instrumentalfraktion wett. Die Gitarren kommen mit ordentlich Power aus den Boxen und es herrscht rege Bewegung auf und vor der Bühne. Spätestens nach der Aufforderung zu springen, da der Boden Lava ist, wird das Backstage in ein Tollhaus verwandelt. Gelungen ist auch die Auswahl der Setlist. So kommt mit der bunten Mischung aus Songs aller Alben jeder Fan auf seine Kosten. Nach etwas mehr als dreißig Minuten darf sich auch die dritte Band des Abends verabschieden und übergibt nach einem energetischen, aber leider nicht einwandfreiem Auftritt an Rise Of The Northstar.

  1. Raise Your Voice
  2. On Our Own
  3. No Apologies
  4. Live And Learn
  5. On Thin Ice
  6. Get Real
  7. Full Circle

Die Franzosen mit ihrem Faible für Japan kommen wie gewohnt in Samurai-Gewand auf die Bühne und jeder, der mit RISE OF THE NORTHSTAR bisher noch keine Berührungspunkte hatte, weiß schnell: Ernst nehmen sollte man das Image der Hardcore-Truppe nicht, Bock macht es trotzdem. Und so donnert eine bunte Mischung aus New- und Old-School-Hardcore gespickt mit Hip-Hop-Elementen durch die Halle des Backstages. Der anfangs überdominante Bass wird recht schnell vom Soundmann korrigiert und so kann es für die anstehenden 40 Minuten nur ein Motto geben: „Here Comes The Boom“! Die fünf Pariser wissen genau, wie sie das Publikum anpacken müssen und so wirkt ihr Auftritt eines Headliners würdig. Songs wie „Dressed All In Black“ oder der Titeltrack des aktuellen Albums „The Legacy Of Shi“ animieren die Menge vor der Bühne zum Ausrasten und so wird es immer heißer in der nun prall gefüllten Halle. Hin und wieder lockert ein Solo die schweißtreibende Show auf, bis auf diese wenigen Ausnahmen nehmen RISE OF THE NORTHSTAR den Fuß aber nicht vom Gaspedal und so wirkt der Auftritt insgesamt leider etwas zu kurz, wenn man bedenkt, wer der heutige Headliner ist. So kann man zu den Japan-Fanatikern nur ein Fazit ziehen: Schaltet man den Kopf ab, hat man mit RISE OF THE NORTHSTAR immer großen Spaß.

  1. This Is Crossover
  2. Welcame (Furyo State Of Mind)
  3. Here Comes The Boom
  4. What The Fuck
  5. Dressed All In Black
  6. Nekketsu
  7. The Legacy Of Shi
  8. Again And Again

Dass mit dem Headliner EMMURE die bandgewordene Banalität vor einem liegt, wissen sowohl die eingefleischten Fans als auch alle Skeptiker. So ist das musikalische Konzept ganz schnell erklärt: Man beginnt mit einem Breakdown, spielt ein Riff auf einer so tief wie möglich gestimmten E-Saite und reichert das Ganze mit einigen Breakdowns an. So stellt sich die Frage, weshalb Gitarrist Josh Travis mit einer zwölfsaitigen Gitarre auf der Bühne steht, wird doch hauptsächlich nur eine der Saiten bedient. Dass neben der begrenzten musikalischen Vielfalt auch die Texte eher auf Bushido-Niveau gehalten sind, scheint jedoch kaum jemanden zu stören. Ab dem ersten Song beginnt ein kollektives Ausrasten unter den Fans und es wird munter gemosht und gestagedived. Was man EMMURE zu Gute halten muss, ist der äußerst fette Sound und die Vocals von Frankie Palmeri, die sich live als deutlich verbessert erweisen. Für die meiste Abwechslung sorgen dennoch nur die liebevoll gestalteten Visualizer im Hintergrund. So läuft jedem Fan mit minimalem musikalischen Anspruch ein kalter Schauer über den Rücken und auch eine gute Live-Darbietung kann das Nichtvorhandensein musikalischen Mehrwerts nicht ausgleichen. Auf der Fläche vor der Bühne wird dennoch eine riesige Party gefeiert und der Spaß sei jedem Fan dabei gegönnt. So muss man anerkennend feststellen, dass bei diesem Zuspruch der Band letztendlich auch jede Kritik herzlich egal sein kann.

  1. You Asked For It
  2. Shinjuku Masterlord
  3. Smokey
  4. Natural Born Killer
  5. Ice Man Confessions
  6. Russian Hotel Aftermath
  7. Torch
  8. Flag Of The Beast
  9. Gucci Prison
  10. Sunday Bacon
  11. Most Hated
  12. 4 Poisons 3 Words
  13. Children Of Cybertron
  14. Solar Flare Homicide
  15. When Keeping It Real Goes Wrong

Nach fünf Bands und über vier Stunden Live-Musik kann man trotz fragwürdigen Headliners ein positives Fazit ziehen. Vor allem RISE OF THE NORTHSTAR konnten als Hauptact der Herzen die Menge für sich gewinnen und auch FIT FOR A KING kann man nach diesem Auftritt nur den Durchbruch auch in Europa wünschen. Die Australier ALPHA WOLF brauchen sich ebenfalls vor niemandem zu verstecken und OBEY THE BRAVE schaffen es, trotz durchwachsenem Auftreten, genügend Lorbeeren von den Fans ernten. Zu EMMURE lässt sich einzig sagen, dass der Erfolg ihnen Recht gibt und so blickt man nach den letzten Tönen in überaus glückliche Gesichter. Ob dies aufgrund der Supports oder des Headliners (oder beidem) ist, ist jedem selbst überlassen.

Publiziert am von Silas Dietrich

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