Konzertbericht: FolkNoir w/ DELVA

28.03.2015 München, Spectaculum Mundi

FOLKNOIR zählen mittlerweile ebenfalls zu den Stammgästen des alljährlichen Musica Antiqua Viva-Festivals in München. Zum dritten Mal in Folge kehren Faun-Mastermind Oliver s. Tyr und seine Mitmusiker auf die kleine Bühne nahe ihrer Heimat zurück, dieses Mal mit neuer Besetzung. Nach Sieben und Euzen begrüßen sie 2015 wieder einen anderen Special Guest, dieses Mal die junge Kapelle DELVA.

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Rund zwei Jahre sind vergangen, seitdem Johanna Sophie Krins nebst Band ihr Live-Debüt als Support von Eric Fish im Münchner Spectaculum Mundi gefeiert hat. Die damaligen Jo!Hanna haben sich inzwischen in DELVA umbenannt und ihre erste EP an den Start gebracht. Das Qualitätsrezept ist indes unverändert: Die fast blinde Sängerin wird von ihren beiden Bandkollegen an Geige und Gitarre begleitet, während sie selbst zwischen Mikrofonständer, Flöte, Perkussion und Keyboard pendelt. Je länger der Auftritt mit allen Stücken des Erstlingswerks, angereichert durch irische Volkslieder und einen gänzlich neuen Song, in den Abend zieht, desto mehr entfaltet sich besonders Johanna am Mikrofon. Erst zaghaft und später kraftvoll singt sie fehlerfrei und berichtet zwischendrin von ihren „irischen Schätzchen“, die sie gerne immer wieder aufleben lässt. Ruhig und ausdrucksstark dringt die Musik von der Bühne. So intensiv, dass das Publikum selbst bei einer ungeplanten, kurzen Unterbrechung leise und mit Bedacht auf die Fortsetzung des Auftritts wartet. Die Musik von DELVA versprüht auf der Bühne ein gewisses Flair, welches man bei vergleichsweise wenig bühnenerfahrenen Bands selten findet. Besonders Johanna verzaubert durch ihre Stimme. Eine Zugabe ist die logische Folge dieses Auftritts, auf den wohl noch zahlreiche weitere folgen werden.

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Nach kurzer Unterbrechung feiern FOLKNOIR ihr Comeback in München – dieses Mal mit neuer Sängerin. Anstelle von Kaat Geevers ist nun Livy Pear für die weiblichen Vocals zuständig. Diese Veränderung geht ein wenig auf Kosten der Instrumentenvielfalt, doch das Quartett zeigt sich musikalisch, ganz wie Delva zuvor, von seiner besten Seite. Trotz Umbesetzung kommt die Combo nicht umhin, die Vorzeigesongs ihres Debüts „Songs From Home“ mit auf die neue musikalische Reise zu nehmen. “You Should Have Seen Me There” und die Videoauskopplung “Dear Misery” zählen zu den Highlights des gesamten Abends, zusammen mit dem neueren „Yesterday Was Hard On All Of Us“ sowie dem Konzertabschluss „Crossroads“. Ersteres widmen Oliver S. Tyr und Stephan Groth scherzhaft ihrem Ausflug mit Faun zur Echo-Gala am Abend zuvor in Berlin. Musikalisch bilden die neuen FOLKNOIR-Stücke eine angenehme Brücke aus früheren und aktuellen Faun-Werken, die dringend auf CD veröffentlicht werden sollten.
Mit „Autumn Tree“ findet sich auch ein Song aus Livy Pears bisherigem musikalischen Schaffen in der Songauswahl, natürlich angepasst für FOLKNOIR. Jenes Lied fügt sich stimmig in den Kontext und generell wirkt die Münchnerin wie eine würdige Nachfolgerin für ihre Vorgängerin, die im Vergleich deutlich präsenter auftrat. Unverändert geblieben ist der willkommene Ansatz der Kapelle, die melancholisch-verträumte Grundstimmung der CD live flotter zu vertonen. Die daraus resultierende Dynamik, besonders forciert durch Drehleier und Schlagzeug, gestaltet das Konzert angenehm kurzweilig.SONY DSCZu Beginn des Zugabenblocks spielen Oliver und Stephan zu zweit eine Polska, die in dieser Form auch bequem auf ein Faun-Konzert passt. Derlei Überschneidungen sind allerdings folgerichtige Anknüpfpunkte in der musikalischen Ausrichtung beider Projekte. Am Ende ist lediglich das Fehlen der beiden Liebesballaden “She Moves Through The Fair” und “The Ragged Wood” ein kleiner Wermutstropfen, durch den Ausstieg von Kaat aber nachvollziehbar.

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Im Gesamtpaket spielen DELVA und FolkNoir einen musikalisch hochwertigen Konzertabend, der nicht gepolt auf Herzschmerz und große Gefühle ist, sondern ebenjene durch echte Hingabe erzeugt. Die Veränderungen bei FolkNoir dürften der Band keinen dauerhaften Rückschlag versetzen und besonders im Zusammenspiel mit Bands wie DELVA ist das Quartett live wie gemalt für kleinere Bühnen auf Festivals wie dem WGT oder dem Festival Mediaval.

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