Konzertbericht: Heathen Rock Festival 2015

21.02.2015 Rieckhof, Hamburg-Harburg

Liebhaber von Heavy, Black und Pagan Metal werden in diesem Jahr erneut in das Kulturzentrum Rieckhof gelockt, wo das Heathen Rock Festival nun bereits zum sechsten Mal stattfand. Knapp 600 Besucher aus Hamburg und Umgebung reisten nach Harburg, wo sie die Möglichkeit hatten, sich einen Tag lang für einen Spottpreis von Bands wie Waldgeflüster, Suidakra und Blackbird beschallen zu lassen und damit dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Zwischen leichten Anflügen von Romantik, Geburtstagsmoshpits und der selbst betitelten „Sexiest Band In The World“ als Headliner wurde am 21.02.2015 ausschweifend gefeiert.

Painted (2)Gegen 12 Uhr wagen PAINTED den Anfang. Viele Besucher drängeln sich erst im Laufe ihres gerade einmal halbstündigen Auftrittes durch den Eingang, weshalb das Areal vor der Bühne nicht einmal annähernd gefüllt ist. Doch die junge Band aus Gifhorn lässt sich ihre Show davon nicht vermiesen und löst die Angelegenheit, ohne großes, jubelndes Publikum zu spielen, optimal. Mit ihren Songs leiten sie die Veranstaltung gekonnt ein und entlassen die wenigen Zuschauer, die bereits dort sind, zum Ende ihres Auftrittes mit bester Laune in den Rest des Tages.

    01. Regrets
    02. Born To Waste
    03. Bittersweet
    04. Gimme Some
    05. Wrong Conviction
    06. New Sons
    07. In My Head

Frigoris-1Painted unterscheiden sich musikalisch von ihren Nachfolgern am heutigen Tag enorm. Und so ist die angenehme, spaßige Atmosphäre, die sie verbreitet haben, ganz plötzlich verschwunden, als die Herren der Melodic-Black-Metal-Band FRIGORIS die Bühne betreten. Die Stimmung wirkt abrupt betrübter – genau,  wie die Texte der Gruppe um Frontmann Dominik Winter es sind. Die Zuschauer lassen sich von besagtem Umbruch nicht irritieren und versammeln sich recht schnell vor der Bühne, als das Intro „Windgeflüster“ anklingt. Zur Mittagszeit darf man schon einmal etwas müde werden und sich leicht gelangweilt zeigen, vor allem, wenn man sich eher zu den Heavy-Metal- statt zu den Black-Metal-Fans zählt. Liebhaber von melodischen Klängen sind jedoch weiterhin sichtbar begeistert, sodass in der ersten Reihe der Zuschauer sogar zwischenzeitlich mal die Flamme eines Feuerzeugs aufflackert, als die Musik ihren fast schon bedrückenden, ‚romantischen‘ Höhepunkt erreicht.

    01. Windgeflüster (Intro)
    02. Zwischenwelten
    03. Wenn die Maske bricht
    04. Frühlingsnacht
    05. Himeros
    06. Im Keim ertrunken
    07. … und Asche rinnt durch meine Hände

Phallax-3Zwischen den einzelnen Shows der Bands sind die Umbaupausen, die immer wieder für gefüllte Erwerbsstellen von Getränken und essbaren Kleinigkeiten zu fairen Preisen sorgten, erstaunlich kurz – die zeitliche Organisation des Heathen Rock Festivals scheint perfekt.
Nun betritt die Power-Metal-Band PHALLAX die Bühne, die von Beginn an mit einer erfrischenden, klaren Stimme des Frontmanns zu punkten weiß. Die Untermalung seines Gesangs durch die anderen Bandmitglieder ist nahezu ideal ausgearbeitet. Schnell treibt sich eine gewisse Begeisterungswelle durch das Publikum, die vor allem auch dem Schlagzeuger der Truppe gilt.

    01. Parasite
    02. Little Things
    03. Hooray Harry
    04. Zacharias
    05. Elder
    06. Sanctimonious
    07. One Fine Day
    08. Dead And His Driver
    09. Trollinger

Direkt im Anschluss ist die vierte Band des Tages an der Reihe: WALDSCHRAT. Die Herren aus Österreich geben sich Mühe, durch eine stimmige Bühnenshow ein mysteriöses Ambiente herbeizuführen. Und es wirkt: Sowohl das Licht, das in recht dunklen Farben gehalten ist, als auch der Nebel und selbstverständlich der Corpsepaint rufen eine Atmosphäre im Rieckhof hervor, die sich sehen lassen kann. Allmählich ist das Kulturzentrum mit Zuschauern gefüllt, sodass die Gruppe, die nicht nur mit ihrer Show und ihrer Musik punktet, sondern auch mit ihrem charismatischen Dialekt, gebührend gefeiert werden kann.
Waldschrat-3

    01. Als das Lied das Land heimsuchte
    02. Im Rauschen des Windes
    03. Freiheit
    04. Metropolis
    05. Von Traum und Zeit
    06. Heimat
    07. Der Wind hat mir sein Lied geklagt

Aletrun-3ALETRUN hatten eine nicht ganz so weite Anreise wie ihre Vorgänger. Bei der Pagan-Metal-Band aus Hamburg wird zum ersten Mal am Veranstaltungstag auch weibliche Unterstützung auf der Bühne gesichtet. Sängerin Anika Schult belebt den Auftritt der Truppe mit ihrer außergewöhnlichen Stimme gekonnt, wenngleich die Gruppe trotz dessen etwas eigensinnige Musik macht. Man liebt sie oder man hasst sie: Heute werden sie vom großen Teil des Publikums geliebt. Zum Ende der Show wird der Geburtstag eines Zuschauers mit einem Moshpit zelebriert.

    01. Intro
    02. Journey
    03. Ashes
    04. Hammer
    05. Saga
    06. Banner
    07. Spear
    08. Battlecry
    09. Raise Your Horns

Gloryful-2Allmählich wird es Nachmittag und es dürstet nach ein wenig Abwechslung von der zuletzt eher schwermütigen Musik – und womit kann diese besser geschaffen werden als mit reißendem Heavy Metal!? GLORYFUL nehmen sich der Aufgabe an, die Vielfältigkeit des Heathen Rock Festivals erneut zu beweisen. Die Spielfreude der Gruppe wirkt sich beachtenswert schnell auf die Zuschauer aus und bewegt somit auch die uninteressierteren, fauleren Herrschaften zur Bühne. Mit einprägsamen Texten hat die Band am heutigen Tag mit Sicherheit ein paar Fans dazugewonnen.

    01. Ocean Blade
    02. Heavy Metal – More Than Meets The Eye
    03. Hiring The Dead
    04. Evil Oath
    05. Cradle Of Heroes
    06. Gloryful’s Tale
    07. All Men To The Arms
    08. The Warrior’s Code

Von nun an wird den einzelnen Bands ein wenig mehr Zeit zugeschrieben. Das kommt vor allem Liebhabern von Black Metal zugute, die den Auftritt von WALDGEFLÜSTER schon seit Stunden sehnlichst erwarten. Das Fünfergespann aus München spielte im letzten Jahr beim zweitgrößten Festival Deutschlands und spätestens seit diesem Ereignis ist WALDGEFLÜSTER für Fans der finsteren Musikrichtung ein Thema. Auch heute legt die Truppe einen stetig soliden Auftritt hin, der jedoch noch an Unterhaltungswert gewinnen könnte.
Waldgeflüster (2)

    01. Karhuntierros
    02. Herbst befiel das Land
    03. Mit welchen Fesseln
    04. Seenland
    05. Wotan sang
    06. Fichtenhain

Als BLACKBIRD die Bühne betreten, schlägt die Stimmung wieder einmal abrupt um. Von Beginn an weiß die Band, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, welches plötzlich so enthusiastisch mitfeiert, dass sogar die Verkäufer von Bier und Met ein paar Minuten Freizeit haben. Mehrfach werden die Zuschauer eingeladen, in die stimmungsgeladenen Rock’n’Roll-Hymnen einzustimmen. Blackbird-3Als die verschiedenen Geschlechter in dieser Kategorie gegeneinander anzutreten haben, siegen die Herren deutlich – kein Wunder, ist die Konzentration der Damen doch mittlerweile dank des halbnackten Sängers Angus Dersim etwas eingeschränkt. Die Gitarristen lassen es sich nicht nehmen, die Tribüne des Kulturzentrums zu erklimmen und spielend durch das feiernde Publikum zu eilen. Falls es immer noch unglückliche Zuschauer in der Menge gibt, werden diese spätestens zum Ende des Auftrittes mit dem letzten Song überrascht, der eines der kleinen Highlights des Abends darstellt: BLACKBIRD covern den Titel „Paradise City“ von Guns N‘ Roses. Knapp 300 Zuschauer springen, singen und jubeln schon mit den ersten paar Takten. Die Truppe aus der kleinsten kreisfreien Stadt Deutschlands, Zweibrücken, ist die Überraschung des Abends – mehr Unterhaltung geht nicht!

    01. Man On A Mission
    02. I Ain’t No Rebel
    03. It’s Only Rock’n’Roll
    04. Rosie
    05. Of Heroes And Enemys
    06. Got Me Ready
    07. Finally Yours
    08. Fire Your Gun
    09. Paradise City

Zur Enttäuschung vieler sagten Wolfchant ihren Auftritt auf dem Heathen Rock bereits im Vorfeld ab – zur Freude vieler anderer jedoch springen SUIDAKRA kurzfristig als Ersatz ein und gewinnen direkt den einen oder anderen Sympathiepunkt, indem sie in achtsam gewählten Worten darlegen, dass sie sich freuen, so überraschend Teil des Festivals geworden zu sein. Dass viele Bands, die im Vorfeld spielten, doch weitaus unprofessioneller sind als die vorletzte Gruppe des Tages, zeigt sich noch einmal explizit am Sound, als SUIDAKRA anfangen zu spielen. Alles in allem dürften Fans mit dem Auftritt mehr als zufrieden sein: Sowohl die Spielfreude der Band als auch eine kleine, aber feine Wall Of Death zur Abrundung der Show allein machten die Darbietung schon sehenswert.

Suidakra-3

    01. Intro
    02. Pendragon’s Fall
    03. Isle Of Skye
    04. Defiant Dreams
    05. Dead Man’s Reel
    06. March Of Conquest
    07. Darkane Times
    08. Shattering Swords
    09. Pair Dadeni
    10. Balor
    11. Wartunes

Chrome-Division-3Doch wer geht schon wirklich zufrieden nach Hause, ohne sich den offiziellen Headliner anzusehen? – Hoffentlich nicht allzu viele, denn diejenigen verpassen eine Menge:  Durch die typischen Sonnenbrillen, Lederjacken, Nieten und dem großen Aufriss vor Beginn der Show, der die Ansprache als „Sexiest Band In The World“ beinhaltet, wird das coole Image der Norweger von CHROME DIVISION gewohnt tapfer aufrechterhalten. Obwohl die Nähe zum Publikum auf eine merkwürdige Art und Weise zu fehlen scheint, wird der Zuschauer schnell von einer gewissen Zuneigung gegenüber der Band gepackt – faszinierend, diese Norweger. Vielleicht liegt es am kleinen Feuerwerk, das sich recht unerwartet an der Hose des Sängers Shady Blue entzündet. Dieser fesselt vor allem mit tiefen Tönen, die Gitarristen mit einem überragenden Spiel und auch Schlagzeuger Tony White hat die Chance, zu überzeugen: Mitten im Auftritt der Truppe fällt die Technik aus, was Zeit für ein großartiges Schlagzeugsolo bietet. Besonders aufregend wird es noch einmal beim Song „Chrome Division“, bei dem das Publikum als gesangliche Unterstützung perfekte Arbeit leistet.

    01. Intro
    02. Wine Of Sin
    03. Bulldogs Unleashed
    04. Zombies & Monsters
    05. Chrome Division
    06. Raven Black Cadillac
    07. Fight
    08. Endless Nights
    09. (She’s) Hot Tonight
    10. Here Comes Another One
    11. Booze, Broads & Beelzebub
    12. Reaper On The Hunt
    13. Life Of A Fighter
    14. Raise Your Flag
    15. Whole Lotta Rosie
    16. Serial Killer

Für alle Besucher des Heathen Rock Festivals 2015, die zur späten Stunde etwas müde wurden, hat sich das Warten auf die letzten Bands definitiv gelohnt. Kurz nach Mitternacht beendeten Chrome Division ihren Auftritt: Sorglos und zufrieden stürzte sich das Publikum zum Ausgang, um nach Hause zu torkeln und den hier und dort entstandenen Alkoholrausch erst einmal auszuschlafen.
Sowohl die zeitliche Planung der Veranstalter als auch die Wahl des Veranstaltungsortes waren absolut überzeugend. Wir dürfen uns erwartungsvoll auf das Heathen Rock Festival 2016 freuen!

Und hier geht’s zur vollständigen Galerie!

Fotos: Jan Termath (P³Hamburg)

Publiziert am von Laura Wyska

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