Interview mit Paul Groundwell von The Deathtrip

2007 gründete der Brite Paul Groundwell THE DEATHTRIP – mit Mathew Joseph McNerney alias Kvohst als Sänger. Es kam anders: Das Debüt sollte schließlich Aldrahn – Kvohsts Vorgänger bei Dødheimsgard – einsingen. Paul Groundwell erzählt, wie er für das zweite Album „Demon Solar Totem“ nun doch noch Kvohst gewinnen konnte, warum er Mayhem eher für eine Marke als eine Band hält und was THE DEATHTRIP mit dem Black Metal der 1990er-Jahre zu tun haben.

Das erste Album von THE DEATHTRIP wurde 2014 veröffentlicht. Hast du zwischendurch eine Pause gemacht oder hast du seitdem an „Demon Solar Totem“ gearbeitet?
Es gab zwischendurch kurze Pausen, manchmal ist das notwendig, um kreativ zu bleiben – das hält den schwarzen Funken länger schwarz. Aber im Allgemeinen habe ich seit dem ersten Album weiter geschrieben. Obwohl es erst 2014 veröffentlicht wurde, wurden alle Songs für „Deep Drone Master“ bis 2007 fertiggestellt, also eigentlich schon vor vielen Jahren. Die Entwicklung hin zu dem, was zu „Demon Solar Totem“ geworden ist, war ein langer Prozess, bei dem die meisten der Songs wohl die zwischen 2013 und 2016 geschrieben wurden, würde ich schätzen – und bei dem viel überarbeitet wurde.

Seit diesem Album ist Kvohst wieder bei THE DEATHTRIP. Wie konntest du ihn dazu bringen, zurückzukommen?
Ich habe Kvohst Ende 2017 zum ersten Mal seit etwa zehn Jahren wieder auf einem britischen Festival getroffen und ihm erzählt, dass es unwahrscheinlich sei, dass Aldrahn den Gesang übernehmen würde. Das Album befand sich eine Weile in der Schwebe, Bass und Gesang fehlten. Kvohst sprach dann von seinem Wunsch, zum Black Metal zurückzukehren, und da er ursprünglich, vor langer Zeit, bei THE DEATHTRIP den Gesang übernehmen wollte, war es eine völlig logische Entscheidung. Dann haben sich schnell die letzten Teile zusammengesetzt und nun stehen wir hier.


Wie viel hat er dazu beigetragen, wie das Album ausgegangen ist – habt ihr die Songs und Texte zusammen arrangiert?
Alle Songs – insgesamt sogar zwölf – waren bereits aufgenommen, also wählte ich die aus, die am besten zum Flow und zur Dynamik des Albums passen würden.

Hatte er den Text bereits fertig oder hat er sie zu den Songs geschrieben? Und hattest du irgendwelche Wünsche oder sogar Anweisungen, worum es gehen sollte?
Ich hatte einige grobe Leittexte zu grundlegenden Ideen und Konzepten geschrieben: Nur zufällige, düstere Sätze, die ich gemacht hatte, nichts einheitliches, sodass die Themen, die sich für das Album im lyrischen Sinne ergeben haben, letztendlich von Kvohst kamen und er da völlige Freiheit hatte. Kvohst hat dann alle Texte neu geschrieben und alle Gesangslinien entworfen, die dem Album diese komplett neue Dimension geben. Das war weit mehr, als ich hätte erwarten können.

Wie ist die Zusammenarbeit gelaufen – hauptsächlich über das Internet, oder habt ihr euch regelmäßig getroffen?
Hauptsächlich nur über das Internet, da er in Finnland ist und ich hier drüben. Wir beide kommen aus der gleichen Zeit des Black Metal der 1990er-Jahre, und so haben wir eine Art gemeinsames Verständnis, woher der Geist [dieser Musik] kommt und wo er injiziert werden muss. Ich denke, deshalb bekommen wir so viel Feedback zu dem Album, wie authentisch „old school“ es klingt, obwohl es zugleich frisch ist. Das liegt einfach daran, dass das die Zeit ist, aus der wir stammen und die wir vielleicht am besten verstehen und mit der wir uns am meisten verbunden fühlen – zumindest gilt das für mich selbst.

Wie schreibst du generell Songs – und inwieweit planst du im Vorhinein, wie ein Album klingen soll?
Musikalisch dreht sich alles um die Riffs und das Feeling. Nichts zu komplexes oder zu melodisches, und nichts zu nahe an den depressiven Spielarten des Black Metal. Es geht eher um ein mächtiges und dunkles als ein verzweifeltes und gefährliches Gefühl – aber es muss sich trotzdem kalt anfühlen. Als „Deep Drone Master“ veröffentlicht wurde, hatte ich den Plan, dass die nächsten Songs hypnotischer und unheimlich-psychedelisch sein sollten, und dass es eine neue Einheit sein sollte und nicht bloß eine Kopie des ersten Albums. Die Riffs und Parts bauen sich Stück für Stück auf, und alle sinnlosen Füllstoffteile fliegen unterwegs raus. Auch die Drums sind bewusst minimalistisch gehalten, indem sie nur den Puls halten und nicht um ihrer selbst willen herumwirbeln. Oftmals kann dich das aus diesem tranceartigen Zyklus herausholen, den ich etablieren will.

Hat „Demon Solar Totem“ ein Konzept? Wenn ja, worum geht es dann?
Wie Kvohst beschreibt, handelt der Titel von einem alten Stamm, dessen Glaube sie mit Leben und Tod verband und die eins mit dem Universum waren. Im Wesentlichen das, was wir als Menschen sind, was einmal war und was verloren gegangen ist. In diesem Zustand und durch das Festhalten an dieser Gottheit bist du in der Lage, durch die Tür auf die andere Seite zu gehen. Es geht um eine verlorene Zivilisation und die Entdeckung dieser Spiritualität. Kvohst hat dafür Werke alt-englischer okkulter Schriftsteller aus den Bereichen Belletristik und Sachbuch durchsucht. Lovecraft, Blackwood, Machen, Crowley, M. R. James … aber die Symbolik ist sehr real, verboten und gefährlich. Das Album handelt von der natürlichen Welt und der alten Dunkelheit.

Wie passt das Artwork dazu, wie interpretierst du das Bild?
Das Cover passt zum Konzept wie oben beschrieben. Die Abraxas in der Innenhülle sind das perfekte Totem dieses Geisterreichs. Es ist alles und jedes.

Snorre Ruch hatte dein erstes Album produziert. War er nicht eine Option für dieses Album?
Ja, Snorre hat den Mix und das Intro auf dem ersten Album gemacht. Wir hatten auch ein wenig über einige Beteiligungsideen zu dieser Veröffentlichung gesprochen, aber ehrlich gesagt wünsche ich mir persönlich vor allem nichts mehr als ein neues Thorns-Album und seine Mitarbeit hätte das sicher nur noch mehr verzögert.

In letzter Zeit stand Ruch auch im Rahmen des Films „Lords Of Chaos“ im Fokus, in dem er von Wilson Gonzalez Ochsenknecht gespielt wird. Hast du den Film gesehen und was hältst du von ihm?
Mir wurde gesagt, dass es einen gewissen Unterhaltungswert hat, wenn man es aus einer abgetrennten Perspektive betrachtet, aber ich habe kein Interesse daran, den Film zu sehen. Spielfilme sind sowieso nicht mein Ding.


Andererseits hat Mayhem gerade ein Bild von einem Kuchen auf Facebook veröffentlicht, den sie bekommen haben, um eine Million Streams ihres neuen Albums auf Spotify zu feiern. Ist das noch Black Metal?
Ich nehme an, Mayhem ist heutzutage ein etwas anderes Biest und wird von einem anderen Motor angetrieben als früher. Es ist sicherlich auch eine Marke, die dementsprechend durchdacht und vermarktet wird, um als einer der wichtigsten verbliebenen Extreme-Metal-Acts aus dieser Zeit im öffentlichen Bewusstsein zu bleiben. Mayhem können natürlich mit ihrem verdienten Erfolg tun, was sie wollen, aber ich denke, dass das Geheimnisvolle und die Gefahr, die den Black Metal umgeben haben, längst verschwunden sind. Insofern schadet dergleichen dem bisschen Mystik auch nicht mehr, die heute noch verblieben ist.

Zum Schluss noch ein kurzes Brainstorming:
Euronymous: Von dem, was ich gehört habe, war er früher als Typ in Ordnung, später nicht mehr so.
Slayer: „Spill The Blood“ [von „South Of Heaven“, A.d.Red.]
Deutschland: Spill the beer!
Winter in Norwegen: Dunkles Mittelalter
THE DEATHTRIP in zehn Jahren: Vier Alben.
Dein aktuelles Lieblingsalbum: Ich habe „South Of Heaven“ gehört, also sagen wir das – zumindest in Teilen.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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