Konzertbericht: Korpiklaani w/ Eluveitie

2006-10-17 Pratteln, Z7

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich vor einigen Monaten noch mit dem Kopf geschüttelt, wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich zu einem KORPIKLAANI-Konzert mitgehen möchte. Weil in diesem Herbst jedoch nicht besonders viele für mich interessante Konzerte stattfinden, entschloss ich mich doch noch dazu, diesen Auftritt zu besuchen. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich mit der Musik nichts anfangen kann, nur hätte ich bei einer größeren Auswahl an Konzerten Prioritäten setzen müssen und hätte mich wohl gegen KORPIKLAANI entschieden, was im Nachhinein einer meiner größten Fehler im Leben gewesen wäre. Aber alles der Reihe nach:

Gegen 20.30 Uhr betraten die acht Mitglieder von ELUVEITIE die Bühne. Die Schweizer Folk Metal-Band gewann die Masse, zu diesem Zeitpunkt vielleicht 300-400 Zuschauer, sofort für sich und zeigte eine ansprechende Leistung. Dabei kommunizierten sie ein bisschen mehr als manch eine andere Band mit dem Publikum, was ihnen noch einen zusätzlichen Sympathiepunkt einbringt. Beeindrucken konnten mich vor allem die beiden Sänger (und Bläser) und auch die Geigerin, die alle drei sowohl musikalisch als auch mit ihrer Performance auf der Bühne überzeugten. Das soll aber die Leistung der restlichen Mitglieder nicht schmälern, denn ELUVEITIE haben absolut alles richtig gemacht, da das Publikum mitzog, tanzte und ein tolles Fest hatte. Die Setlist der interregionalen Band bestand hauptsächlich aus dem neusten Album „Spirit“, wobei auch einige Songs des 2004-Werks „Vên“, wie zum Beispiel „Lament“ gespielt wurden. Der krönende Abschluss war ein Cover von Iron Maidens „Run To The Hills“, bei dem die Damen und Herren auf der Bühne wohl genauso viel Spaß hatten wie die Fans davor. Insgesamt ein ausgezeichneter Auftritt der Schweizer, Tadel kann an dieser Stelle keineswegs gebracht werden.

Die Pause zwischen ELUVEITIE und KORPIKLAANI wurde dann zu einem Ärgernis. Mittlerweile waren wohl mehr oder weniger 500 Leute in der Halle, von denen sich ein großer Teil gleichzeitig zum Bierstand begab. Unglücklicherweise hatte das Z7 nur eine der beiden Bars offen, an dem die drei Angestellten sichtlich überfordert waren. So musste ich eine halbe Stunde für ein Bier anstehen. Warum ließ man die zweite Bar geschlossen? Vermutlich hat man nicht mit einer dermaßen trinkfesten Masse gerechnet.

Das Geweih am Mikrofonständer war schon montiert, als ich wieder zu meinem Platz zurück kam und es dauerte nicht lange, ehe unter einem herrlichen Geklimper zuerst Drummer Matti „Matson“ Johansson und Jaakko „Hittavainen“ Lemmetty mit seiner Violine kurz vor den anderen Mitgliedern die Bühne betraten. Mit „Happy Little Boozer“, dem Opener des neuen Albums „Tales Along This Road“, wurde gleich klar gemacht, welche Party auf die Besucher warten wird. Die Band trollte auf der Bühne herum und Sänger Jonne Järvelä brüllte den Text aus der Lunge. Weiter ging es mit „Journey Man“ und „Väkirauta“, so dass schon mal drei absolute Stimmungslieder am Anfang gespielt wurden, bevor es mit „Korpiklaani“ ein bisschen ruhiger wurde. Während dem ganzen Auftritt hatte man als Zuschauer ein riesiges Fest; es wurde gehüpft, Pogo getanzt, die Matte geschüttelt und bei den meisten Fans floss auch reichlich Alkohol. „Wooden Pints“ und „Cottages And Saunas“ beschleunigten den Auftritt nach dem eher langsamen, nach der Band betitelten Song wieder. Dann kam mein persönliches Highlight der Show: Sänger Järvela kündigte einen neuen Song namens „Let’s Drink“ an und dieses Lied war einfach nur grandios. Järvela fragte nachher, wie das Publikum den Song fand, was natürlich mit lautem Applaus beantwortet wurde, so dass er versprach, diesen Song aufzunehmen. Sehr schade, dass es das Lied noch nicht gibt und wir vermutlich noch knapp zwei Jahre darauf warten müssen, denn sonst würde ich momentan wohl nur noch diesen Song hören. Weiter ging es mit „Pine Woods“, „Tuli Kokko“ und dem genialen „Hunting Song“, bei dem sich das Z7 in einen Hexenkessel verwandelte. Langsam aber sicher wollten die Fans einen bestimmten Song hören, und zwar „Beer Beer“, doch zuerst ging es noch mit „Pellonpekko“ und „Midsummer Night“, den der erst 20-jährige Juho Kauppinen geschrieben hat, weiter. Gerade „Midsummer Night“ ist auch so ein Lied, das live noch um einiges besser klingt als auf dem Album. Mit „Beer Beer“ kamen die Finnen dem Wunsch der Fans entgegen und sorgten so nochmals für eine tolle Party unter den Zuschauern, die den Refrain lautstark mitskandierten. Kurz nachdem KORPIKLAANI die Bühne verlassen hatten, kamen sie wieder zurück, um noch zwei Zugaben zu spielen, bevor dann endgültig Feierabend war.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand mit diesem Konzert unzufrieden war. Sowohl ELUVEITIE als Vorband als auch KORPIKLAANI zeigten eine geniale Show und was man als Zuschauer daraus machte, blieb jedem selber überlassen. Jedenfalls kann ich KORPIKLAANI live allen empfehlen, auch solchen, die vielleicht nicht unbedingt Fans der Band sind, sich die Musik jedoch anhören können, denn bei dieser Band bekommt man ein Fest geboten, das man sonst nur von wenigen Bands serviert bekommt. Beide Daumen nach oben!

Geschrieben am 17. Oktober 2006 von Metal1.info

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