Konzertbericht: Marduk w/ Bio-Cancer & Supports

01.05.2016 Salzburg, Rockhouse (Bar)

Marduk Frontschwein Tour

Was Touren angeht, sind MARDUK die reinsten Arbeitstiere: Seit im Januar 2015 ihr Album „Frontschwein“ erschien, beackerten die Schweden nicht nur Japan, Neuseeland, Südamerika, Mexiko, Skandinavien, Russland und gefühlt alle europäischen Sommerfestivals 2015, sondern zudem in gleich drei Tour-Blöcken auch noch komplett Europa. Zeit für eine Auszeit? Von wegen.

Der nunmehr vierte Teil der „Frontschwein“-Tour führt MARDUK mit IMMOLATION, ORIGIN und BIO-CANCER im Gepäck einmal mehr quer durch Zentraleuropa – zunächst jedoch nach Osteuropa, wo die Panzerdivision größtenteils auf sich alleine gestellt ist: Mit BIO-CANCER als Haupt-Support, sowie den eher unbekannten SARATAN aus Polen ist dieser Tourteil deutlich schwächer besetzt. Daran ändern auch ISEGHAAL nichts, die in Salzburg als lokaler Support mit von der Partie sind.

Doch selbst bei dem vergleichsweise schwache Lineup, das den Fan für den stattlichen Preis von 28€ erwartet, ist verwunderlich, wie wenig Zuspruch die Veranstaltung im Vorhinein findet: Mit kaum 150 verkauften Tickets ist nichteinmal die Rockhouse Bar annähernd ausgelastet – zum Unmut der Schweden von MARDUK, die sich eher im gut doppelt so großen Saal gesehen hatten.

Isenghaal-Klein-01Punkt 19:00 stehen jedoch erst einmal die Salzburger ISEGHAAL auf der Bühne. Geboten wird kalter Black Metal, den Bandleader Roland aka. Lord Drakanus für alle, die mit dem Material nicht vertraut sind, leicht nachvollziehbar in „oide“ und „naiche“ Stücke unterteilt. Keine unnütze Information, unterscheiden sich die Stücke ansonsten doch nicht wesentlich voneinander. Daran ändert sich auch durch den dritten Gitarristen, den die Band „ganz gach“ noch mit an Bord geholt hat, nichts. Was für eine Newcomer-Band vielleicht noch in Ordnung ginge, ist für eine Band mit zehnjähriger Geschichte schlicht zu wenig.

Saratan-Klein-01Für viel mehr Begeisterung vermag auch das polnische Quartett SARATAN nicht zu sorgen: Zwar sorgt Sängerin Małgorzata „Maggie“ Gwóźdź in dem musikalisch ansonsten durchweg harten Programm mit erfreulich großem Gesangstalent gekonnt für Abwechslung, so wirklich will die düstere Mischung aus Black Metal und weiblicher Stimme aber nicht zünden. Zumindest nicht beim Salzburger Publikum, das die Ansagen von Fronter Jarek Niemiec mit eisigem Schweigen quittiert. Der nimmt’s mit Humor – in all zu guter Erinnerung dürften SARATAN Salzburg jedoch angesichts dieser Reaktionen nicht behalten.

Biocancer-Klein-01Ähnliches gilt für die Athener, die unter dem mäßig geistreichen Bandnamen BIO-CANCER agieren: Im mit den Deathern Immolation und den Tech-Deathern Origin stilistisch vielseitiger besetzten zweiten Abschnitt der Tour mögen die Turnschuh-Thrasher mit ihren flotten Soli und den vielen Gangshouts ein cooler Support-Act sein. Beim True-Black-Metal-Publikum im Rockhouse können BIO-CANCER hier und heute jedoch wenig ausrichten. Der Band kann man dafür keine Schuld geben: Sympathisch, trotz der Umstände extrem spielfreudig und technisch auf höchstem Niveau liefern BIO-CANCER eine energiegeladene Show ab, die im Rahmen eines Thrash-Abends zweifelsfrei für wilde Mosphits gesorgt hätte. Hier und heute ist für die Band jedoch nicht viel zu holen. Kein Wunder, dass sie sich da nicht die Mühe machen, ihr halbstündiges Support-Set auf die angedachte Spielzeit von 45 Minuten auszudehnen.

Marduk-Klein-02Nach entsprechend längerer Umbaupause, in der das Publikum stilecht mit Kriegslärm beschallt wird, ist es dennoch (ganz gemäß dem vorher veröffentlichten Zeitplan) erst 21:30, als MARDUK die Bühne entern. Vielleicht sind es gerade der Unmut über den schwachen Vorverkauf und die kleine Location, die MARDUK heute zu Höchstform auflaufen lassen. Fakt ist: Gefangene machen die Schweden keine: Auf den Titeltrack des Werkes „Frontschwein“ lassen MARDUK, wie auf dem Album, „The Blond Beast“ folgen – einen stampfenden Midtempo-Hit, der künftig in keinem MARDUK-Set mehr fehlen sollte. Zwar ist die Bar auch jetzt noch bestenfalls zu zwei Drittel gefüllt, auch lassen sich die Reaktionen des erfahrungsgemäß stets eher zurückhaltenden Salzburger Publikums nicht eben als frenetisch bezeichnen. Dennoch hat man das Gefühl, die Erwartungen der Band an den Abend wären übertroffen: Während Fronter Mortuus den Siegeszug der Panzerdivision mit gewohnt hasserfülltem Blick anführt, kann sich Bassist Devo das Grinsen bisweilen nicht verkneifen. So verstreichen 70 Minuten Spielzeit wie im Fluge: Oldschool-Nummern wie „Still Fucking Dead (Here’s No Peace)“ mischen sich gelungen mit etablierten MARDUK-Hits wie „Azrael“ oder „Wolves“ und den Brechern des aktuellen Werkes. Spätestens, als MARDUK nach dem vor Hass und Verachtung nur so strotzenden „Fistfucking God’s Planet“ vom Publikum für den Klassiker „Panzer Division Marduk“ nochmals auf die Bühne zurückbeordert werden, ist klar: Nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band dürfte der Abend ein versöhnliches Ende gefunden haben.

  1. Frontschwein
  2. The Blond Beast
  3. Of Hell’s Fire
  4. Still Fucking Dead (Here’s No Peace)
  5. Azrael
  6. Materialized In Stone
  7. Afrika
  8. Cloven Hoof
  9. To the Death’s Head True
  10. Souls for Belial
  11. Wolves
  12. Throne Of Rats
  13. Wartheland
  14. Fistfucking God’s Planet
  15. Panzer Division Marduk

Marduk-Klein-03Arbeitnehmerfreundlich um 22:45 endet ein Konzertabend, der sicher nicht in allen Belangen perfekt war – zumindest jedoch eines gezeigt hat: MARDUK zählen nicht grundlos zur Speerspitze des schwedischen Black Metal. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben, ist die Truppe aus Norrköping auch live ein ums andere Mal eine Macht. Fazit: Spätestens, wenn mit IMMOLATION und ORIGIN noch zwei weitere Hochkaräter mit von der Partie sind, sollte sich diese Tour kein Fan entgehen lassen. Aber auch ohne diese beiden wissen MARDUK zu überzeugen.

Hier die kommenden Termine der Tour:

03.05. Weinheim, Cafe Central
04.05. Zwickau, Seilerstrasse
06.05. Essen, Turock
18.05. Innsbruck (AT), Hafen
19.05. Wien (AT), Szene

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