Konzertbericht: Marduk w/ Origin, Doodswens

23.04.2024 München, Backstage (Halle)

Mit „Memento Mori“ haben MARDUK 2023 nicht nur den ersten Output mit ihrem neuen Drummer Simon „Bloodhammer“ Schilling, sondern auch ein in allen anderen Belangen beeindruckendes Album veröffentlicht. Es ist also höchste Zeit, dass das Material auf die Bühne gebracht wird. Nicht ganz nachvollziehbar ist allerdings das Tourpackage, in dem dies geschieht: Mit den 1997 in Kansas gegründeten ORIGIN ist zwar eine durchaus etablierte, stilistisch aber alles andere als passende Supportband dabei. Immerhin: Das Vorprogramm ist mit DOODSWENS und SKAPHOS schwarzmetallen gehalten.

DOODSWENS im April 2024 in MünchenDa SKAPHOS ihren Auftritt allerdings kurzfristig absagen mussten, beginnt der Abend im Münchner Backstage um 19:15 Uhr mit DOODSWENS. Das Trio aus Eindhoven in den Niederlanden wurde erst 2017 gegründet, hat dafür aber bereits einige Meilensteine vorzuweisen: Neben dem durchaus empfehlenswerten Debüt-Album „Lichtvrees“ wäre da vor allem die Europatour im Vorprogramm von Gorgoroth 2023 zu nennen. Am Live-Konzept hat das Trio nichts geändert: Auch heute beginnt die Show mit einem „Ritual“ von Bandleaderin Inge van der Zon an einem recht klischeehaft ausstaffierten „Altar“, ehe diese hinter dem Schlagzeug Platz nimmt. Im Folgenden gibt es nicht eben außergewöhnlichen, aber doch atmosphärischen und durch den Einsatz von drei Sänger:innen auch recht vielseitig gestalteten Black Metal zu hören, der den Abend zwar nicht spektakulär, aber doch stimmungsvoll eröffnet. Nach der gegebenen Spielzeit von gut 45 Minuten ist musikalisch aber auch alles gesagt.

  1. In Mijn Bloed
  2. Demo I
  3. IJsheiligen
  4. Het Zwartewaterland
  5. Demo II
  6. Demo III
  7. Demo IV
  8. Devils Stone
  9. Vlaamse Vloek

ORIGIN im April 2024 in MünchenAls um 20:15 Uhr ORIGIN beginnen, dürfte sich dennoch so manche:r DOODSWENS schneller zurückwünschen als eben noch gedacht: Das Quartett zerlegt mit seinem Technical/Brutal Death Metal nämlich nicht nur die Halle, sondern auch alles, was zuvor an Black-Metal-Atmosphäre aufgekommen war. Dabei kann man ORIGIN prinzipiell gar nichts ankreiden: Technisch sind die Jungs extrem fit – insbesondere Bassist Mike Flores sorgt mit seinem Fingerpicking für offene Münder – und es gelingt ihnen auch schnell, das Publikum „umzudrehen“: Aus andächtig dastehenden Black Metallern werden im Handumdrehen wild moshende, crowdsurfende Death Metaller, die auch Circle-Pits und einer Wall Of Death nicht abgeneigt sind. Das trifft allerdings längst nicht auf alle Anwesenden zu, sodass ORIGIN und ihr wilder Mob auch so manch verständnislosen Blick ernten. Im Vorprogramm von Bands wie Nile, Dying Fetus oder Misery Index wären ORIGIN definitiv eine Bereicherung. Auf eine MARDUK-Show bereiten ORIGIN hingegen allerhöchstens insofern vor, als sie bei eingefleischten Black-Metaller:innen kräftig Hass schüren.

  1. Expulsion Of Fury
  2. Chaosmos
  3. Accident And Error
  4. Disease Called Man
  5. The Burner
  6. Saligia
  7. Decolonizer
  8. Portal
  9. The Aftermath
  10. Unattainable Zero

MARDUK im April 2024 in MünchenVielleicht war das aber auch die Idee hinter dem Tour-Billing. Zumindest ist das Publikum in genau der richtigen Stimmung für aggressiven Black Metal, als MARDUK nach knapp 30-minütigem Umbau um 21:30 Uhr die Bühne betreten. Das merken auch Mortuus und Konsorten sehr schnell – und wirken von der energiegeladenen Atmosphäre in der gesteckt vollen Backstage Halle richtiggehend beflügelt. Insbesondere Gitarrist Morgan Håkansson interagiert für seine Verhältnisse viel mit dem Publikum und macht einen richtiggehend zufriedenen Eindruck; aber auch Fronter Mortuus nimmt den Jubel der Fans mit Genugtuung entgegen. Sofern sich das bei den Sichtverhältnissen beurteilen lässt: Was sich MARDUK heute nämlich an Licht sparen, investieren sie in Nebel. Im Resultat lässt sich trotz der vergleichsweise kleinen Halle nur in seltenen Momenten ein Blick auf die Gesichter von Mortuus, Morgan und Live-Bassist Simon Wizén erhaschen – Drummer Simon Schilling hingegen bleibt komplett in Nebel und Dunkelheit gehüllt.

MARDUK im April 2024 in MünchenZur Show passt das allerdings: Bei bemerkenswert transparentem Sound in ordentlicher Lautstärke preschen die Schweden quer durch ihre Diskografie. Von „Memento Mori“ schaffen es dabei mit „Blood Of The Funeral“ und „Shovel Beats Sceptre“ zwar leider nur zwei Stücke ins Set, dafür gibt noch es Material von insgesamt zehn (!) anderen Alben zu hören. Neben unzähligen Klassikern haben MARDUK auch ein paar seltene Nummern im Programm, darunter das erst 2023 nach fast zehn Jahren wieder ins Set genommene „On Darkened Wings“ (von „Those Of The Unlight“, 1993) sowie das in Deutschland seit 2017 nicht live gehörte „Souls For Belial“ (von „Serpent Sermon“, 2012). Spätestens die „Panzer Division Marduk“ als Zugabe macht dann keine Gefangenen mehr: Wer jetzt noch nicht der brachialen Energie der Schweden erlegen ist, ist hier vielleicht einfach falsch.

MARDUK im April 2024 in München

  1. On Darkened Wings
  2. Equestrian Bloodlust
  3. Shovel Beats Sceptre
  4. Souls For Belial
  5. The Funeral Seemed To Be Endless
  6. With Satan And Victorious Weapons
  7. Wartheland
  8. Blood Of The Funeral
  9. The Levelling Dust
  10. The Sun Has Failed
  11. The Blond Beast
  12. Throne Of Rats
  13. Wolves
  14. Panzer Division Marduk

Man hat MARDUK schon in besseren (oder zumindest: besser passenden) Tour-Packages erlebt – aber nicht besser in Form: Hier und heute stimmt einfach alles, vom Sound über die Songauswahl bis zur Performance. Das macht dann auch leicht den eher mittelmäßigen Auftritt von DOODSWENS sowie die im Black-Metal-Kontext völlig unpassenden Show von ORIGIN vergessen.

MARDUK im April 2024 in München

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