Konzertbericht: Marduk w/ Ragnarok, Streams Of Blood, Unlight, Kâhld

17.05.2018 München, Backstage (Halle)

In der Regel gehen Bands kurz nach Veröffentlichung eines neuen Albums auf Tour. MARDUK machen es diesmal aus nicht bekanntem Grund andersherum: Mehr als das passende Merch zum erst am 22. Juni erscheinenden Album „Viktoria“ haben die Schweden noch nicht im Gepäck. Dafür aber gleich vier Vorbands – beim überaus fairen Ticketpreis von 23€ also trotz Mittwoch und schaurigem Wetter ein attraktives Angebot, dem man als Black-Metaller kaum widerstehen kann.

Sollte man zumindest meinen – der frühe Beginn um 19:00 Uhr scheint jedoch nicht jedem in den Terminplan zu passen. So sind erst rund 100 Fans in der Halle, als KÂHLD aus Baden-Württemberg den Abend eröffnen. Das ist insofern angenehm, als es sich auch in den vorderen Reihen sehr entspannt steht – jedoch auch etwas schade für die Band, die für ihren recht gelungen arrangierten Black Metal durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte: Melodien, Dynamik und nicht zuletzt Bühnenpräsenz – bei der erst 2014 gegründete Band stimmt schon ziemlich viel richtig. Als Opener definitiv eine positive Überraschung!

Auch UNLIGHT, ebenfalls aus Baden-Württemberg, können heute positiv überraschen. Nicht so sehr mit der Musik, die halbwegs eifrige Konzertgänger sowieso schon das eine oder andere Mal (in München zuletzt auf dem Dark Easter Metal Meeting 2018) live gesehen haben dürften, als vielmehr mit einer absolut souveränen Darbietung und vor allem einem kristallklaren Sound, der dem aggressiven Blackthrash der Band sehr entgegen kommt: Gestochen scharf setzen sich Gesang und Gitarrensoli von der Rhythmusfraktion ab, der man die enorme Live-Routine im besten Sinne anmerkt. Wer heute nicht mit UNLIGHT warm wird, dürfte sich mit der Band in diesem Leben nicht mehr anfreunden können. Andererseits dürfte dieser bockstarke Auftritt dem einen oder anderen der mittlerweile gut 120 Fans die Augen geöffnet haben.

Nicht nur Fussballfans wissen: Jede Serie reißt irgendwann. Auch in diesem Tour-Package kommt man um einen langweiligen Support-Act nicht umhin. Die Verantwortung dafür tragen heute STREAMS OF BLOOD aus Erlenbach am Main: Die willkürlich zusammengewürfelten Outfits zwischen Kutte und Kapu sowie die eher peinliche Bühnendeko aus mit blutigen Mullbinden umwickelten Büsten bleiben wenigstens in Erinnerung – die Musik schafft das nicht: Geboten wird stumpfer, geradliniger Black Metal ohne Wiedererkennungswert oder Spannungskurve. Einzig Schlagzeuger Terrorin gelingt es von Zeit zu Zeit, der Musik durch ein unterhaltsames Pattern oder einen treibenden Groove etwas Unterhaltungswert zu verleihen. Insgesamt ist das, was die Band durchaus bemüht auf die Bühne bringt, für neun Jahre „Entwicklungszeit“ aber schlicht zu wenig.

In gewisser Weise gilt das auch für RAGNAROK, wenn auch auf einem ganz anderen Level: Für ihre 24 Jahre im Geschäft haben es die Norweger – anders als gefühlt jede andere skandinavische Band ihres Alters – nie zu echter internationaler Größe geschafft. Der Grund ist wohl weniger im Auftreten der vier durchaus imposanten Gestalten, denn schlicht in der wenig charakteristischen Musik zu suchen: Dafür, dass die Band mit Bolverk (der Name ist Prorgramm) nur einen Gitarristen hat, kommt der Black Metal von RAGNAROK zwar ziemlich schnittig daher – die Songs selbst jedoch bleiben durch die eher willkürlich wirkende Reihung der Riffs innerhalb der Kompositionen eher blass. Den Fans in der mittlerweile gut gefüllten Halle macht das wenig: Zumindest, wer auf absolut geradlinigen, rohen Black Metal steht, bekommt von den Nordmännern heute definitiv eine grundsolide Show geboten.

  1. Dominance & Submission
  2. In Nomine Satanas
  3. Blood Of Saints
  4. Collectors Of The King
  5. Pagan Land
  6. Murder
  7. Infernal Majesty
  8. It’s War
  9. Blackdoor Miracle

Der Unterschied zu einer wirklich guten „Knüppelband“ wird den Konzertbesuchern jedoch um 22:35 Uhr eindrucksvoll vor Augen geführt, als MARDUK nach fast 40-Minütiger Umbaupause direkt mit „Panzer Division Marduk“ in ihr Set starten: Die Brutalität, die Energie und Erbarmungslosigkeit, mit der das Quartett auch die direkt folgenden Hits „Baptism By Fire“ und „The Blond Beast“ unters Volk bringen, suchen auch heute ihresgleichen.

Auch das Set, das die Schweden für den „March Of Blood And Iron 2018“ zusammengestellt haben, kann sich sehen lassen: Zehn der (das neue Album eingerechnet) 13 MARDUK-Scheiben sind mit mindestens einem Song vertreten – von „Viktoria“ präsentiert die Truppe mit „Werwolf“ und „Equestrian Bloodlust“ gar schon zwei Nummern. Dass die Band sich nach der Hälfte ihres gut 70-minütigen Sets eine kurze Pause gönnt, sei bei der intensiven Darbietung in der mittlerweile nicht nur gesteckt vollen, sondern auch tropisch schwülen Halle verziehen – zumal MARDUK direkt danach mit „Throne Of Rats“ sicherstellen, dass die Stimmung im Backstage nicht abflacht. Mit Hits wie „Burn My Coffin“ und „Wolves“ von „Those Of The Unlight“ geht es dann auch rasant dem Ende entgegen, das sich in einer Zugabe aus „Serpent Sermon“ und „The Black“ manifestiert.

    — Intro

  1. Panzer Division Marduk
  2. Baptism By Fire
  3. The Blond Beast
  4. Of Hell’s Fire
  5. The Levelling Dust
  6. Werwolf
  7. Cloven Hoof
  8. — Deathmarch

  9. Throne Of Rats
  10. Between The Wolf-Packs
  11. Burn My Coffin
  12. Equestrian Bloodlust
  13. Wolves
  14. Into Utter Madness
  15. Serpent Sermon
  16. The Black…

Als das Saallicht wieder angeht, zeigt sich erst das volle Ausmaß der Verwüstung, die dieser Black-Metal-Feldzug hinterlassen hat: Ein schweiß- und biernasser Boden, der mit verlorenen Gegenständen und unzähligen Scherben bedeckt ist, sowie ein dezentes Klingeln in den Ohren zeugen eindrucksvoll vom rücksichtslosen Druchmarsch fünf alles in allem mehr als amtlicher Truppen – und, seitens der Fans, von für einen Mittwochabend durchaus beachtlich alkoholgeschwängerter Hingabe. Dem Klubbetreiber dürfte das nur recht sein – und auch sonst ist es absolut positiv zu werten, dass auch Konzerte unter der Woche nicht per se zum Scheitern verurteilt sind.

Fazit: Fünf Bands, davon zwei aus dem Ausland, für unter 25€ bekommt man heutzutage selten. Zumal auch die Vorbands durchaus Qualität zu bieten haben, überzeugt das Package – wie zu erwarten auch qualitativ angeführt von MARDUK – auf ganzer Linie. Der 22. Juni – und damit „Viktoria“ – kann kommen!

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