Konzertbericht: Morbid Angel w/ Benighted, Support

2011-12-18 Saarbrücken, Garage

MORBID ANGEL in Deutschland zu sehen – das ist eine Gelegenheit, die sich einem nicht allzu oft bietet. Mit ihrem neuen, kontrovers diskutierten Album „Illud Divinum Insanus“ im Rücken, machen sich die Amis im Dezember auf den Weg durch Europa. Wenn dann noch drei erstklassige Support-Bands am Start sind, und zwar die französischen Knüppelexperten von BENIGHTED, die Schweden von NECROPHOBIC und der VAE-Metal-Export NERVECELL, ist ein Konzertbesuch Pflicht.Für mich heißt es also „Ab nach Saarbrücken“.

NERVECELL aus Dubai eröffnen den Abend mit einem Song von ihrem aktuellen Album „Psychogenocide“, dem Knaller „Amok Doktrine“. Leider weiß das Publikum, sodenn es bereits eingetroffen ist (die Band performt vor etwa 40 Menschen), die Qualitäten der Band noch nicht so sehr zu schätzen und spendiert allenfalls Höflichkeitsapplaus. Die Gitarristen Barney Ribeiro und Rami Mustafa geben jedoch in Sachen Stage Acting einiges und sind auf der Bühne sehr aktiv, während Sänger und Bassist James Kazaal ziemlich amtlich in die Boxen grunzt. Amtlich ist auch der Sound, schon zu diesem Zeitpunkt, sodass am Ende eine astreine Performance steht, die nur durch die etwas dürftige Präsenz getrübt wird. Mit dem heftigen „All Eyes On Them“ beenden NERVECELL den Gig auf gebührende Art und Weise und machen Platz für Necrophobic.

Weiter gehts mit NECROPHOBIC aus Schweden, für die sich bereits deutlich mehr Menschen in der Garage eingefunden haben. Mit teilweise neuem Line-Up, unter anderem Gitarrist Fredrik, der auch für Unleashed den Sechs-Saiter bedient, geht es gleich in die Vollen – oder auch nicht: Denn sei es, weil die Band am Ende der langen Tour nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte, oder der Sound bei weitem nicht mehr so gut war wie am Anfang bei Nervecell, der Funke will aufs Publikum nicht überspringen – so leeren sich die Reihen im Laufe des Gigs auch eher, als dass wirkliche Begeisterung aufkommt. Zwar weiß das Songmaterial der Band durchaus zu überzeugen, man merkt der Band jedoch deutlich an, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits sehr darauf freut, bald die Heimreise antreten zu können.

Frankreichs heftigster Death Metal-Export, BENIGHTED aus Saint-Etienne, machen da schon eher was her. Wie schon auf dem Summer Breeze bietet der Fünfer eine ausgewogene Mischung aus Songs der beiden letzten Releases, „Asylum Cave“ und „Icon“. Während auf letzterem der Fokus auf den melodischen Abrissbirnen „Grind Wit“, „Slut“ und „Saw It All“ (alles natürlich inklusive makaberer Ansagen) liegt, gibts vom neuen Album unter anderem den urbrutalen Opener „Asylum Cave“, das groovende „Prey“ – oder mit „Lethal Mercyism“ den wohl schnellsten Song der Bandgeschichte, bei dem Drummer Kevin Foley das Allerletzte aus sich herausholt. Auch Sänger Julien Truchan zeigt sich gewohnt gutmütig, während Basser Eric Lombard munter seiner Rolle als Anpeitscher des mittlerweile zahlreichen Publikums nachkommt. Am Ende des Gigs angekommen, heißt es noch einmal „Let The Blood Spill Between My Broken Teeth“, bevor die Band für den Headliner Morbid Angel Platz macht.

Und die Amerikaner zögern keine Sekunde, zu zeigen, wer nun Herr im Haus ist. Mit einem perfekt abgemischten Sound und unheimlicher Spielfreude legen die vier Mannen aus Florida einen Kracher nach dem anderen hin, während das Publikum in pure Ekstase verfällt. Vor allem Sänger Dave Vincent ist glänzend aufgelegt, ständig in Bewegung und wird nicht müde, die zahlreichen Fans zu einer immer lauteren Geräuschkulisse anzutreiben. Die Stimmung erreicht spätestens bei „Age Of Torment“ einen Höhepunkt – passend dazu sind alle Bandmitglieder ständig am Bangen, auch das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten und schwingt die Matten, was das Zeug hält. Als die Band schließlich nach knapp 80 Minuten Spielzeit die Bühne verlässt, geht ein Raunen der Enttäuschung durch die Reihen, welches sogleich nochmals in Begeisterung umschlägt, als MORBID ANGEL für die Songs „Sworn To The Black“ und „Chapel Of Ghouls“ nochmal zurückkehren und alles in Schutt und Asche legen.

Setlist:

Immortal Rites
Fall From Grace
Rapture
Day Of Suffering
Blasphemy
Maze Of Torment
Existo Vulgoré
Nevermore
I Am Morbid
Angel Of Disease
Lord Of All Fevers And Plague
Where The Slime Lives
Blood On My Hands
Bil Ur Sag
God Of Emptiness
World Of Shit

Sworn To The Black
Chapel Of Ghouls

Alles in Allem ein sehr gelungener Abend, zwar mit einem kleinen Durchhänger in Form des durchwachsenen NECROPHOBIC-Gigs – wer jedoch wegen MORBID ANGEL gekommen war, dürfte voll auf seine Kosten gekommen sein. Die Support-Bands BENIGHTED und NERVECELL anzusehen war davon abgesehen auch an diesem Abend wieder eine große Freude.

Publiziert am von Pascal Stieler

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