Konzertbericht: Northlane w/ Polaris & Void Of Vision

17.12.2019 München, Backstage (Halle)

Im August veröffentlichten NORTHLANE ihr bereits fünftes Album „Alien“. Das neueste Werk der Australier erhielt von der einen Seite der Fans zwar sehr viel Lob, musste andererseits jedoch auch viel Kritik einstecken. Sehr geteilt waren die Meinungen über die unkonventionelle, elektronische Ausrichtung der aktuellen Platte. Dass die Australier jedoch auch einige neue Fans für sich gewinnen konnten, beweist ein ausverkauftes Haus im Münchner Backstage.

Für diesen Andrang dürfte allerdings auch das fette Package gesorgt haben, das die Band mitbringt: Niemand geringeres als die Landsmänner von POLARIS und VOID OF VISION sind als Support mit von der Partie. Die ebenfalls angekündigten Silent Planet mussten die Tour leider aus persönlichen Gründen bereits nach wenigen Shows abbrechen. Trotz des Ausfalls der famosen Amerikaner, durften sich die Fans auf einen kuscheligen Abend in der mittelgroßen Halle des Backstages freuen.


Den Start des rein australischen Abends machen die Jungs von VOID OF VISION. Mit ihrem aktuellen Album „Hyperdaze“ gelang es ihnen, erstmals im internationalen Geschäft an die Tür zu klopfen. Mit ihrem kurzweiligen und groovigen Metalcore sorgen sie auch live für ordentlich Stimmung. Dank der enormen Dichte an Mitspring-Parts fängt das Publikum ohne großes Auffordern von Seiten der Band an, sich zu bewegen – ein tolles Zeichen für einen Opener. Die gute Stimmung bei Band und Fans zieht sich über das gesamte Set hinweg und sorgt für ausreichend Aufwärmübungen vor den anschließenden Polaris. Klar, die Musik von VOID OF VISION bietet nicht unbedingt viel Abwechslung und auch die dezent eingesetzten Clean-Vocals klingen live etwas kläglich – wer bei Songs wie „Hole In Me“ oder dem vor Coolness strotzenden „If Only“ ruhig stehen bleiben kann, hätte dennoch lieber daheim bleiben sollen.

  1. Year Of The Rat
  2. Hole In Me
  3. Babylon
  4. Grey Area
  5. If Only
  6. Splinter
  7. Kill All My Friends
  8. Ghost In The Machine


POLARIS –
eine Band an der wohl niemand mehr so leicht vorbeikommt. Mit ihrem Debütalbum „The Mortal Coil“ haben sie 2017 eines der besten und innovativsten Metalcore-Alben der Dekade gezaubert und erleben seitdem einen kometenhaften Aufstieg. Manche Stimmen sagen sogar, dass hier der nächste große Headliner der Szene heranwächst. Dass dies nicht allzu weit hergeholt ist, beweist der Auftritt am heutigen Abend: Zählt man die Bandshirts des Publikums, wirkt es fast, als wäre der Großteil nur aufgrund des Main-Supports anwesend und die Energie des Auftritts selbst erinnert an Parkway Drive aus dem Jahre 2010. Mit beeindruckender Spielfreude verwandeln POLARIS das ausverkaufte Backstage in ein Tollhaus. Auf der Tanzfläche wird um jeden Zentimeter gekämpft, während Jamie Hails mit einem Dauergrinsen im Gesicht seine Worte ins Mikro brüllt. Dass das Publikum bei den Hits „The Remedy“ oder „Crooked Path“ äußerst textsicher ist, dürfte die Band derweil schon gewöhnt sein, dass beim erst vor gut einem Monat veröffentlichten „Masochist“ jedoch die gesamte Halle mitsingt, dürfte ihnen die Freudentränen in die Augen treiben. Mit dem bislang unveröffentlichten „Hypermania“ bieten POLARIS zudem eine wahrliche Kante auf, die ordentlich gefeiert wird. Ein insgesamt beeindruckender Auftritt, mit dem die Band den Vorschusslorbeeren gerecht wird und der die Vorfreude für das im Februar anstehende zweite Album weiter anheizt.

  1. Casualty
  2. The Remedy
  3. Hypermania
  4. Crooked Path
  5. Regress
  6. Masochist
  7. Consume
  8. Lucid


Wie soll man nach einem solchen Auftritt denn dem Posten als Headliner gerecht werden? Eine Frage, die sich NORTHLANE vielleicht sogar gestellt haben – wirkt das Publikum nach dem Auftritt ihrer australischen Kollegen völlig platt und ausgelaugt. Zur Freude der Progressive-Metaller reichte die 20-minütige Umbaupause jedoch aus, um die Fans wieder zu Kräften kommen zu lassen. So dauert es keine Minute, bis im Backstage wieder Chaos herrscht. Die zehn Jahre Banderfahrung machen sich dabei durchaus bemerkbar: So wirkt das Stageacting routinierter und durchdachter als bei den Senkrechtstartern von Polaris, was im Zusammenspiel mit der mehr auf Atmosphäre bedachten Musik ein tolles Bühnenbild ergibt. Sänger Marcus Bridge zeigt sich dabei von seiner besten Seite und liefert alte wie neue Songs punktgenau ab. Dass die Kritiker des neuen Albums „Alien“ eher daheim geblieben sind, beweist auch die Reaktion des Publikums: Ganze neun Tracks haben es an diesem Abend in die Setlist geschafft, die allesamt begeistert aufgenommen werden. Bei der Qualität eines „4D“ oder eines Brechers wie „Vultures“ ist Meckern auch schlichtweg fehl am Platz. So gibt es sicher den einen oder anderen, der sich von den ersten beiden Alben mehr als nur das abschließende „Quantum Flux“ gewünscht hätte – allerdings ist es doch auch immer schön, viele Songs zum ersten Mal live zu hören. So können auch NORTHLANE an die Live-Qualitäten ihrer Supports anknüpfen und runden den Abend gebührend und stimmig ab. Allein der Anblick des durchnässten Publikums – es wirkt fast als hätte man einen gemeinschaftlichen Saunabesuch hinter sich – lässt auf eine Menge Spaß mit drei tollen Bands schließen.

  1. Talking Heads
  2. Intuition
  3. Details Matter
  4. Jinn
  5. Rot
  6. Citizen
  7. 4D
  8. Freefall
  9. Obelisk
  10. Vultures
  11. Eclipse
  12. Bloodline
  13. Sleepless
  14. Quantum Flux

Dass dieses Package nicht nur auf dem Papier eines der besten Metalcore-Line-Ups des Jahres ist, beweisen die Auftritte der Bands – insbesondere die von POLARIS und NORTHLANE. Doch auch VOID OF VISION können als Opener überzeugen und dürfen mit ein paar neuen Fans die Heimreise antreten. So sorgt das rein australische Aufgebot für einen tollen Jahresabschluss und hinterlässt bleibenden Eindruck. Der einzige Wermutstropfen: Silent Planet hätten dem Ganzen wohl in Nichts nachgestanden…

Publiziert am von Silas Dietrich

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