Konzertbericht: We Butter The Bread With Butter w/ To The Rats And Wolves, Desasterkids

18.12.2015 Hamburg, Uebel & Gefährlich

Das Uebel & Gefährlich im Hamburger Flakturm IV lädt zum Partycore-Abend: Heute findet das Abschlusskonzert der „Wieder geil!“-Tour von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER statt. Auch auf der Bühne sind TO THE RATS AND WOLVES und DESASTERKIDS. Die Trancecore-Band Fall Of Gaia hat ihre Tourbegleitung leider schon am Vorabend beendet, tritt also nicht auf.
DKBER (18)
Der Konzertsaal ist noch dabei, sich zu füllen, als DESASTERKIDS mit geschwenkter Berlin-Bär-Fahne und Fliegeralarm die Bühne betreten. Unter rhythmischen „Hey!“-Schreien beginnen sie mit ihrem Sound, der heute sehr nach einer Metalcore-Hardcore-Mischung klingt und die Feinheiten aus Nu Metal und Groove Metal, die einen Großteil des Genusses ihrer Studio-Aufnahmen ausmachen, brutal überdröhnt. Die Band um den Gitarristen Iain Duncan, der einst bei We Butter The Bread With Butter in die Saiten griff, weiß sich durch selbstironiefreie Härte und bebende Breakdowns zu inszenieren. Dennoch klingen die Songs wie „Deathgaze“ und „Break Down The Walls“ auf dem aktuellen, ersten Album „030“ und „I Do What I Do Because Fuck You“ und „#famefamefame“ auf ihrer Auftakt-EP „Sex, Beer & Breakdowns“ einfach um einiges besser. Gelungene Breakdowns und die Intensität der Livenummer bewegen jedoch nicht wenige der jungen Zuhörer und machen die DESASTERKIDS aus der „Breakdowncity“ trotz leichter Amateurhaftigkeit zu einem einheizenden Auftakt-Act.
TTRAW (9)
Auch TO THE RATS AND WOLVES haben erst 2015 ihr Debutalbum abgeliefert: „Neverland“. Den etwas holprigen, aber vollkommen partytauglichen Start machen aber Eiffel 56s „I’m Blue“, weitere Clubsounds und plötzlich das geshoutete „I don’t like the drinks but the drinks like me!“ aus dem Song „Young.Used.Wasted.“. TTRAW (3)Präzise wird damit zusammengefasst, was TO THE RATS AND WOLVES ausmacht: Trancecore, Partycore, YOLOcore. Sie erheben die exzessive Selbstzerstörung zum geheiligten Selbstzweck der No-Tomorrow-Party-Kultur bis zum „Blackout“ – einfacher, aber mitreißender Singalong-Song! Hervorragend ist auch die riesige Pogo-Polonaise, die sich unausweichlich zur Spirale zusammenschraubt und im saalfüllendsten Moshpit des Abends endet. Schade, aber nicht unpassend, dass ebendiese Moshpits doch immer wieder von steoroidverträumten Whey-Kids in zu lang anhaltender Massephase mit unnötiger Brutalität gefüllt werden. Dreckiges, postapokalyptisches Makeup, gelungene Shouts von Dixi Wu, exzellenter Cleangesang von Nico Sallach und wunderbarer Partykrach vom ganzen Team: TO THE RATS AND WOLVES machen Laune, auch wenn sie gerade im Genre von Eskimo Callboy etwas mehr Mut und Hemmungslosigkeit zur Albernheit aufweisen dürfen.
WBTBWB (5)
WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER lautet der kurze, tiefsinnige Name des Hauptacts. Ihr Auftritt beginnt mit einer unglaublich langen, gewollt albernen und dennoch zum fremdschämen einladenden Ansage. „Wenn ihr noch kein Bier habt, dann holt euch eins, sonst haltet ihr das nicht aus!“ Dann geht es los. WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER hauen den Fans Songs aus allen vier Alben um die Ohren. Die Antworten auf den Deathcore-Elektro-Mix mit beständigem Springen, zahlreichen Circlepits und einem Breakdown mit Zeitlupe-Tanz. WBTBWB (6)Von Hits der ersten Stunde wie „World Of Warcraft“ über Klassiker wie „13 Wünsche“ und „Der kleine Vampir“ über Material von der – nett gesagt – polarisierenden „Goldkinder“-Platte bis hin zu neuen Nummern wie „Exorzist“ und „Zombiebitch“: Es ist für alle was dabei. Die Höhepunkte reihen sich nur so aneinander: Ausrasten zum genialen Werk „Superföhn Bananendate“, textlich kaum zu überbietender „Hip Hop“ in „Bang Bang Bang“, selten erreichte gutturale Gesangsästhetik in „Alle meine Entchen“ und „Hänschen Klein“ sowie der Deichkind-Party-Klassiker „Remmidemmi“ mit allen Bands des Abends gemeinsam. Nicht zu vergessen sind aber auch der kurze Cover-Trip des Gitarristen Marcel Neumann („Happy Birthday“, Scooter, Nirvana, AC/DC und mehr), das überaus überzeugende „Buttercore“-Drumsolo und die Leichtigkeit und Punktgenauigkeit, mit der Sänger Paul Bartzsch seine Growl-Shout-Pigsqueal-Exzesse präsentiert. Party bis zur letzten Minute!

Dieser Partycore-Abend hätte kaum besser laufen können. DESASTERKIDS heizten mit hartem Metalcore den Ofen gut vor. TO THE RATS AND WOLVES bauen einen YOLOcore-Feuersturm auf, der die Menge – young, used, wasted – vollends zu entzünden weiß. WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER liefern dann ein Inferno, das die Versprechen einlöst und Erwartungen übertrifft: „90 Minuten Schwachsinn“ und Album- und Tourtitel „Wieder geil!“. Ja, tatsächlich: Wieder richtig, richtig geil! Danke!

Publiziert am von Jazz Styx (Gastredakteur)

Fotos von: Jan Termath

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