Review 8Kids – Blūten

Wenn man jemandem die Musik der Darmstädter 8KIDS beschreiben wollte, würde man es vermutlich mit den Worten „eingängig, poppig und voller Pathos“ machen. Dass dieses Konzept bei der richtigen Umsetzung aber äußerst viel Spaß machen kann, haben deutschsprachigen Post-Hardcoreler sowohl auf der „Dämonen“-EP wie auch auf dem Debütalbum „Denen die wir waren“ bewiesen. Nun klopft mit „Blūten“ das zweite Album an die Tür. Bereits beim Hören der vorab veröffentlichten Singles ließ sich erkennen, dass sich die 8KIDS musikalisch breiter aufstellen wollen.

Den Beginn macht mit „Kraft“ allerdings ein Song, wie man ihn erwartet hat: Schnell, eingängig und mit einer gehörigen Portion kitschig-motivierender Lyrics. Dass die 8KIDS dieses Konzept beinahe perfektioniert haben, zeigt sich in der Leichtigkeit, mit der die Gitarristen Hans Koch und Jonas Jakob die Melodien in Richtung Hörer schleudern. Auch Jakobs charismatischer, an Casper erinnernder Gesang zeigt sich dabei wieder als großer Pluspunkt. Die folgenden „Wir bleiben Kids“ und „WTF“ schlagen anschließend in eine andere Kerbe und zeigen, dass das Trio auf „Blūten“ nicht durchgängig seiner Formel folgen will. Ersteres kommt dabei mit ordentlichem Hip-Hop-Einschlag daher, was nicht nur am Feature von Rap-Punker Swiss liegt, zweiteres weiß mit seiner intelligenten Sozialkritik und Kraftklub-Attitüde zu überzeugen.

Was auf diesen beiden Songs jedoch noch gut funktioniert, wird anschließend zum großen Manko. „Du gegen Dich“ plätschert vor sich hin und nervt mit seinen kurzen Autotune-Einschüben. „Dein Zuhause“ vermittelt zwar eine tolle Botschaft, ist musikalisch mit seinem arabisch angehauchten Background-Gesang aber allerhöchstens als ganz nett zu bezeichnen. Auch auf der zweiten Hälfte funktionieren 8KIDS immer noch dann am besten, wenn sie das machen, was sie auf ihren ersten beiden Releases ausgezeichnet hat. So ist „Spiegelbild“ der härteste Song der Platte und wartet mit einem Refrain auf, wie man es sich von den beiden Jungs und Drummerin Emma McLellan wünscht. Auch „Halt dich fest an mir“ kann mit seiner melancholischen Art überzeugen, bevor die abschließenden drei Stücke wieder nur vor sich hinplätschern.

Dass Weiterentwicklung grundsätzlich etwas gutes ist, steht außer Frage. Kaum einer Band steht es gut, über zehn Alben die gleiche Musik zu spielen. Das Problem an „Blūten“ ist jedoch, dass der Großteil der Experimente etwas deplatziert wirkt und nur in wenigen Fällen sein volles Potential ausschöpft. Lyrisch bewegen sich die Hessen etwas weg vom Pathos (der trotzdem noch zu Genüge vorhanden ist) und reichern ihre Texte mit sozialkritischen und politischen Themen an. Dabei finden sie zumindest in diesem Aspekt die optimale Balance zwischen ihrem alten Schaffen und neuen Elementen. So ist „Blūten“ letztendlich ein Album mit vielen Höhen und Tiefen. Für die Zukunft sollte daher die Devise gelten, ihren zweiten Longplayer nochmals zu analysieren, die funktionierenden Elemente mitzunehmen und den Rest zu überdenken. Denn großes Potential haben die 8KIDS nach wie vor.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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