Review A Pale Horse Named Death – Lay My Soul To Waste

Nach dem frühen Tod des Type-O-Negative-Bandleaders Peter Steele gegründet, war das Erbe, welches A PALE HORSE NAMED DEATH antraten, ein gewaltiges. Mit ihrem 2011er Debüt „And Hell Will Follow Me“ gelang dem Fünfer aus New York dann allerdings ein Album, das wohl kaum einer in dieser Stärke antizipiert hatte. Zwei Jahre später steht nun mit „Lay My Soul To Waste“ der Nachfolger ins Haus und damit die Frage, ob man dem Erbe weiterhin gerecht werden kann.

Schon nach dem kurzen, sphärischen Intro, welches gleichzeitig der Titeltrack ist, macht „Shallow Grave“ klar, auf welcher Route man auf „Lay My Soul To Waste“ folgt: Es gibt nur eine Richtung – in den Abgrund. Schwere Gitarren, Sals Gesang, der nicht nur dezent an Peter Steele erinnert und dazu zurückhaltendes, aber akzentuiertes Drumming – diese Tour wird nicht schön, aber spannend. Im Refrain untermalt eine schöne Melodie die Mordgedanken des lyrischen Ichs, was zwar nichts Neues ist, aber absolut authentisch rüberkommt.
Und damit ist auch der lyrische Fokus der Scheibe aufgedeckt – Gewalt. Gewalt gegen andere und sich selbst, ausgelöst durch seelische Verletzungen, Verlust und die Sinnleere des Lebens, wie Satre oder Camus sie beschrieben. „The Needle In You“ setzt dies konsequent um, indem zum Suizid animiert wird und der Protagonist (Überraschung: der Gehörnte leibhaftig, welcher bei A PALE HORSE NAMED DEATH des öfteren vorkommt) des Songs selbigen durch das Einpflanzen negativer Gedanken und Emotionen initiiert. Irgendwie verstörend, aber spannend.
Das nachfolgende „In The Sleeping Death“ gleicht dann mehr einem Trauergesang als einer Gewaltfantasie, ist allerdings dermaßen mit Qualen gefüllt, dass es dem Hörer ganz anders wird. Eine dermaßen naturnahe Beschreibung selbstverletzenden Verhaltens aufgrund seelischer Schmerzen geht schon nahe, sollte es zumindest, wenn es dermaßen glaubwürdig transportiert wird.
„Killer By Night“ ist dann relativ klar gestrickt, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Es geht um einen Menschen, der Mädchen tötet. Allerdings ist das wieder mit einer Schizophrenie verbunden, was dem Ganzen einen gewissen Twist gibt. Was kann jemand für seine Störungen? Behandeln oder wegsperren? Ob diese Fragestellungen die primären Intentionen hinter Zeilen wie Hey little girl, you better run from me, lover by day, a killer by the night. waren, darf angezweifelt werden; dass sie sich dem Hörer dann stellen, spricht jedoch eindeutig für die Qualität des Albums.
Mit „Growing Old“ und „Dead Of Winter“ folgen zwei Tracks, die sich eher zurückhalten und den Verfall des Menschen als physisches Gefäß des Geistes beschreiben. Gerade letzteres ist ein wunderschönes Stück, das mit seinen akustischen Gitarren und donnerndem Drumming an Ancient VVisdom erinnert. Diese Verschnaufpause nimmt der Hörer dankend an, während er darüber staunt, welche Bandbreite A PALE HORSE NAMED DEATH auf „Lay My Soul To Waste“ abdeckt und wie spielend es ihr gelingt, diese – teils gegensätzlichen Stilrichtungen – miteinander in Einklang zu bringen.
„Devil Came With A Smile“ ist dann ein astreiner Rocker vom dem Herrn, auch wenn es der Knaller aus der Hölle ist. Hier wird die Beschreibung einer Rockstar-Karriere geboten, die auf einen Kontrakt mit dem Höllenfürsten gründet, beschrieben. Vom Niemand zur Nummer Eins der amerikanischen Rockcharts und wieder hinab in die Tiefen von Überdosen und Erfolglosigkeit, schlicht weil es einen neuen Flavour Of The Month gibt. Keine unbedingt innovative Storyline, aber einfach ein Hammer von einem Song, der richtig Spaß macht (echt wahr, auch diesen Moment gibt es auf der Platte) und gleichzeitig dazu animiert die Faust in die Luft zu recken und mitzusingen.
Während „Day Of The Storm“ das Ende der Menschheit beschreibt, ohne dazu Geschrei oder großartig verzerrte Gitarren zu benötigen und „DMSLT“ noch einmal der rockigeren Seite der Platte fröhnt, ist „Cold Dark Mourning“ der passende Abgesang für diese Scheibe – langsam, düster, traurig, verstört.

„Lay My Soul To Waste“ zementiert den Status von A PALE HORSE NAMED DEATH als legitime Erben von Type O Negative. Die hier gebotene Mischung aus rockigen, doomigen und akustischen Elementen ist dermaßen organisch und authentisch, dass man kaum glauben mag, hier erst das zweite Album der Band vorliegen zu haben. Die Scheibe ist nicht schön, im klassischen Sinn, vielmehr ist die Musik verstörend und aufwühlend. Vor allem aber ist sie bewegend. Und das ist etwas, was man heute viel zu selten findet. Absolute Kaufempfehlung!

Wertung: 9 / 10

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