Review Antimatter – Fear Of A Unique Identity

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

Fast hat man nicht gemerkt, dass seit dem letzten ANTIMATTER-Album „Leaving Eden“ eine halbe Dekade in die Lande gegangen ist. Gut, aufgelockert wurde die Wartezeit durch die aufgemotzte Best-Of „Alternative Matter“, welche vor zwei Jahren in einer opulenten Aufmachung daherkam. Ansonsten hatte man jederzeit die Mögichkeit, auf den reichen und phantastischen Backkatalog zurückgreifen zu können, immerhin vier Alben gefüllt mit gleichermaßen atmosphärischem wie mitreißendem Trip-Hop/Dark-Rock.

Jetzt holt Mick Moss, verbliebenes Gründungsmitglied und Mastermind hinter ANTIMATTER, zum fünften Streich aus – wobei dies auf das Songwriting zutreffen mag, ansonsten hat er aber wohl drei Mitstreiter für längere Dauer gefunden, immer sind die Gastmusiker auch im Booklet auf den Fotos, was für Gäste eher nicht üblich ist. Nicht nur aufgrund der langen Zeitspanne seit dem letzten regulären Album war die Erwartungshaltung hoch, schließlich zeigte sich die Band auf den Vorgängern stets ausgesprochen variabel und ging immer wieder Wege, die andere Bands entweder nicht beschreiten wollten oder konnten. Jedenfalls war CD für CD ein einzigartiges Werk, womit gekonnt der Bogen zum Titel der aktuellen Veröffentlichung gespannt ist. Und auch jetzt hätl man wieder eine Überraschung bereit und zwar in der Gestalt, dass das ganze Album eigentlich keine Überraschung ist. Der scheinbare Widerspruch löst sich rasch auf, denn damit ist nicht mehr gemeint, als dass zum ersten Mal ein Album zumindest im Ansatz mit dem Vorgänger zu vergleichen ist. So ganz anders als „Leaving Eden“ klingt „Fear Of A Unique Identity“ nämlich gar nicht, doch wo andere Bands sich im Stillstand der verfehlten Weiterentwicklung verlieren, hauen ANTIMATTER wieder Qualität erster Güte heraus und schütteln sich neun dunkel-rockige Songs aus dem Ärmel, wobei jedes Lied für sich es wert ist, angehört zu werden. Die Bandbreite ist dabei gewohnt vielfältig, das Tempo ist zwar nie wirklich hoch – auch wenn „Here Come The Men“ sogar mit einem kurzen Double-Bass-Einsatz aufwartet – trotzdem hat man sich mit den letzten Alben deutlich in diese Richtung entwickelt. Die Zeit der gänzlich akustischen Ausrichtung ist somit wohl endgültig vorbei, wie schade dies der einzelne findet, sei ihm selbst überlassen. Ich muss schon zugeben, die extrem entspannten Klänge der frühen Bandphase sehr geschätzt zu haben, trotzdem hat natürlich auch das neue Material wieder seinen ganz eigenen Charme.

Zudem sind einige Songs durchaus als eingängig zu betrachten. Der Titeltrack, von dem es auf der limitierten Version eine akustische Variante gibt, bleibt schon beim ersten Durchlauf im Ohr hängen, dabei ist auch das Original schon ziemlich langsam gehalten, aber die tolle Gesangslinie, die mit einem weiblichem Duett veredelt wird, zählt schon zu den großen Momenten des Albums. Ein anderer ist ganz zweifelsfrei „Firewalking“, acht Minuten und keine Sekunde Langeweile, dafür emotional mitreißend wie beispielsweise „Reality Clash“ vom Zweitwerk „Lights Out“, dabei allerdings mit deutlich mehr Schwung – wie gesagt, diesen Umstand kann jeder für sich beurteilen. Leichtere Kost gibt es diesmal eigentlich erst zum Schluss, „A Place In The Sun“ ist doch irgendwie der Songs, der am ehesten noch auf einem Album vor „Leaving Eden“ Platz gefunden hätte, trotzdem wirkt er hier keineswegs wie ein Fremdkörper oder Lückenfüller, sondern reiht sich in den Reigen ein, der leider nach knapp 50 Minuten schon wieder ein Ende findet.

Mir scheint, Mick Moss hat seine Wurzeln endgültig wieder entdeckt und mischt diese gekonnt mit der einzigartigen Stimmung, die ANTIMATTER nun seit fast fünfzehn Jahre ausmacht. Für den geneigten Metal-Hörer ist dies sicher eine gute Nachricht, denn der Sprung von eher langsam ausgerichteten Bands aus dem härteren Sektor ist mit „Fear Of a Unique Identity“ natürlich nicht mehr so groß. Ohne dies jetzt als allzu kritisch stehen zu lassen, fehlt dieser Ausrichtung das letzte Quentchen Magie. Trotzdem reicht es natürlich wieder für ein weit überdurchschnittliches Album, das man sich gerne in den Schrank stellt und immer wieder anhören sollte.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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