Review ASP – GeistErfahrer (EP)

„Nur Mut!“ forderte vor Kurzem die Tageszeitung Rhein-Main-Echo als Fazit eines Berichtes über die Gothic-Rock-Formation ASP. Dazu kam das Blatt zum Ergebnis: „Asps Lyrik verdient höchste Aufmerksamkeit. Die Zuhörer sind da.“
Eine generell richtige Aussage. Und auch die EP „GeistErfahrer“ beweist eindrucksvoll, wo die Stärken der Frankfurter Szeneurgesteine liegen, wenn die Mischung stimmt. Allerdings verbirgt sich nicht hinter jedem Text ein lyrischer Hochgenuss.

Alexander “Asp” Spreng sagte selbst über die neue EP: “Es werden sechs anprangernde Songs werden, sechs Mal Trotz und Zorn im düsterschönen Rockkleid. Nach der Innenansicht von ‘fremd‘ wird es mal wieder Zeit, ein paar deftige Statements in Köpfe zu pflanzen! Gerade jetzt, wo wir endlich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit haben, ist es an der Zeit, diese zu nutzen, um ein paar unbequeme Wahrheiten zu thematisieren. Rockmusik ist brav geworden, anschmiegsam und längst im Establishment angekommen. Für uns muss aber die Musik etwas mehr können, als bloße Unterhaltung zu sein.”

Den Höhepunkt der deftigen Statements erreichen ASP mit „ÜberHärte“, welches für die Süddeutschen extrem metallastig ausfällt, aber besonders langfristig einen vielschichtigen Text mit gehöriger Ironie bietet. Neben den harten Riffs und dem dominanten Schlagzeug fällt besonders das korrekte Versmaß auf, welches ab und an zu gewollt anmutet. Exemplarisch sei hier genannt:

„Alle, die and’re nur aus Habgier um den Anteil prellen:
Sie soll’n an mir zerschellen.
In diesem und in vielen and’ren Fällen:
Soll’n sie an mir zerschellen.“

Dadurch entsteht einerseits eine gewisse Eingängigkeit. Andererseits werden sich besonders Fans der ruhigeren Balladen, aber auch Anhänger der härteren Rocksongs von „fremd“ wie „Eisige Wirklichkeit“ und „Wechselbalg“, ein wenig umgewöhnen müssen. Sowohl textlich als auch musikalisch.
Ob ASP selbst die einfache Sprache wählte, um seine unbequemen Wahrheiten breiter zu streuen? Es wirkt so. Dazu setzen der Titeltrack „GeistErfahrer“ über mangelnde Selbstreflektion sowie „Weichen[t]stellung“ genau dort an, wo die rockige Seite von „fremd“ aufgehört hat. Und nicht umsonst wurde „Eisige Wirklichkeit“ von den Fans als 2. Single gewählt. Es scheint mehr die ASP-Zeit der härteren Töne als der ruhigen Balladen über 10 Minuten plus zu sein. Hier offenbaren die Gothic Novel Rocker auch ihre Stärken in der neuen Besetzung, besonders live.
„Carpe Noctem“ gerät als Hommage an die Schwarze Szene etwas melodiöser und endet mit der versöhnlichen Botschaft, dass nach all den schlechten Tagen immer noch die Nacht bleibt. Bei „In Sack und Asche“ überrascht hingegen der wuchtige chorale Refrain, nachdem die Strophen eher balldesk und teilweise mittelalterlich im Stile von „BaldAnders“ anmuten. Von einem ähnlichen Kontrast lebt auch das zunächst akustische „Danach“, welches später um E-Gitarren erweitert wird, die eine beinahe epische zweite Hälfte einleiten.
Eben jene Mischung ist es, die die „GeisterFahrer“-EP auszeichnet. Thematisch haben die Lieder mit der modernen Gesellschaft und mangelnder Individualität einen groben Rahmen, doch in diesem bewegen sie sich eigenständig und frei. Die Arrangements treiben und sind eingängig, genau wie die größtenteils einfach gehaltenen Texte mit klaren Endreimen. Für manche ASP-Fans, besonders in Verbindung mit den Reimschemata, könnte dies vielleicht sogar zu eingängig sein. Doch insgesamt zeigen sich ASP auf ihrer neuen EP von ihrer schwärzesten und besten Seite – ganz egal ob „fremd“ oder „Schwarzer Schmetterling“.

Keine Wertung

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