Review Au Champ Des Morts – Le Jour Se Lève (EP)

Auf dem Feld der Toten hebt sich der Tag, eine neue Band ist geboren: AU CHAMP DES MORTS geben mit ihrer EP „Le Jour Se Lève“ ihr erstes Lebenszeichen von sich. Sänger/Gitarrist Stefan Bayle kennt man hingegen bereits von Anorexia Nervosa, doch bewegt er sich mit diesem neuen Projekt weg vom Symphonic hin zum Post-Black-Metal. Ob ihm dies gelungen ist und ob der französische Vierer das Zeug dazu hat, der neue Stern am Post-Black-Metal-Himmel zu werden, darüber soll diese EP eine erste Einschätzung ermöglichen.

Den ersten Eindruck vermittelt natürlich das Cover, das wunderbar düster dem Bandnamen eine visuelle Komponente verleiht. Doch auch musikalisch erfüllen AU CHAMP DES MORTS mit den zwei Tracks, die beide über sieben Minuten lang sind, ganz und gar die Erwartungen. Den Anfang macht der Titeltrack sogleich mit rasanten Drumming und kaltem, aber melodischem Tremolo-Riffing. Dann setzen kreischende, verzweifelte Screams ein, die jedoch gut genug artikuliert werden, um nicht zu sinnlosem Geschrei zu verkommen, wie es bei manchen DSBM-Bands der Fall ist.
Im späteren Verlauf kommen langsam mehr Post-Rock-Elemente hinzu, die das schwarzmetallische Inferno etwas auflockern. Sogar ein schönes, melancholisches und nicht zuletzt einprägsames Solo haben AU CHAMP DES MORTS in petto. „Le Sang, La Mort, La Chute“ ist etwas mehr im Post-Rock verwurzelt, doch auch hier wird zum Teil ordentlich geknüppelt. Das Wechselspiel von eiskalten Wutausbrüchen und atmosphärischen, ruhigeren Passagen beherrschen die Franzosen wirklich vorbildlich und obwohl die zwei Songs nicht allzu eingängig sind, wissen sie doch recht schnell zu begeistern.
Von Genre-Repräsentanten wie Alcest, Deafheaven oder Lantlôs unterscheiden sich AU CHAMP DES MORTS dahingehend, dass sie selbst in ihren leiseren Momenten nie wirklich friedlich klingen. Ihre Musik ist also aufs Ganze betrachtet etwas düsterer, sodass sie zumindest ein gewisses Alleinstellungspotential hat. Sogar bezüglich der Produktion haben die Post-Black-Metal-Newcomer gute Arbeit abgeliefert, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ihre erste Veröffentlichung handelt.

Das bereits angesprochene Potential scheinen AU CHAMP DES MORTS auf „Le Jour Se Lève“ tatsächlich an den Tag zu legen. Die viertelstündige EP beinhaltet praktisch alles, was man sich von einem Release dieser Spielart erhofft, und macht schon jetzt gespannt auf ein hoffentlich bald nachfolgendes Debüt-Full-Length-Album. Ob das Quartett irgendwann dieselbe Bekanntheit wie die bereits erwähnten Genre-Vertreter haben wird, ist natürlich ungewiss, aber es ist ihnen definitiv zu wünschen.

Publiziert am 13. Juli 2016 von Stephan Rajchl