Review Avantasia – The Metal Opera – Part 2

Herr im Himmel, Tobias Sammet ist 24 Jahre alt, er hat eine Band, die nun seit 10 Jahren bestand hat, schreibt eine Metal-Oper, arbeitet mit den Größten der, zumindest deutschen, Szene zusammen. Was soll noch kommen? Wer weiß, auf jeden Fall ist dieses Album ein Kracher, ein wirklicher Hammer. Das besondere an dieser CD ist, dass es ein Konzeptalbum ist, eine Oper mit einer Fantasy Geschichte im Hintergrund, in der verschiedene Sänger verschiedene Figuren in der Geschichte übernehmen. Doch es sind nicht einfach Sänger, es sind die ganz großen Figuren in der deutschen PST-Metal Szene. Niemand geringeres als die Helloween Ikonen Michael Kiske als Druiden Vandroiy Lugaid und Kai Hansen als Zwerg (LOL) namens Regrin wirken auch in diesem zweiten Teil der Oper mit. Dazu gesellen sich noch gesangstechnisch David Defeis (Virgin Steel), Ralf Zdiarstek, Sharon Den Adel (Within Temptation), Rob Rock (ARP, M.A.R.S., Warrior), Oliver Hartmann (At Vance), Andre Matos (Angra) und Bob Catley (Magnum). Wer mir sagen kann wo Zdiarstek, außer im Background von Edguy, singt oder gesungen hat kann mir das gerne einmal mitteilen.

Doch nicht nur an den Vocals sind Meister ihres Faches, auch in anderen technischen Bereichen sitzen mit Henjo Richter (Rhythmus & Lead Gitarre/Gamma Ray), Markus Grosskopf (Bass/Helloween), Alex Holzwarth (Drums/Rhapsody), Erik Singer (Drums/KISS), Frank Tischer (Piano), Norman Meiritz (Rhythmus Gitarre), Timo Tolkki (Lead Gitarre/Stratovarius) und Jens Ludwig (Lead Gitarre/Edguy) hochkaräter, die größtenteils auch schon auf Avantasia 1 zu hören waren, was daran liegt, dass beide Teile größtenteils zusammen in den Rhoen Studios aufgenommen und von Mikko Karmila in den Finnvox-Studios gemixt wurden. Das einspielen in den Rhoen Studios waren selbstverständlich nur mit den in Deutschland lebenden Teilnehmern möglich, Rob Rock und David Defeis spielten ihre Parts in Studios in Amerika ein.

Soviel zum technischen Teil, die Geschichte die sich hinter dem ganzen verbirgt ist am besten mit Tobias eigenen Worten wieder zugeben: „Hauptperson der Geschichte ist ein Mönchsnovize in einem Kloster in Mainz. Er ist verantwortlich für das Seelenheil von angeklagten Hexen, die im Gefängnis zu Mainz ihr Dasein fristen. Er soll ihre Seele dem Teufel entreißen und für das Himmelreich vorbereiten, bevor sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Eines Tages kommt er in den „Hexenturm“ und findet dort seine Stiefschwester. Er wundert sich und beginnt Nachforschungen einzuziehen. Ehe er es sich versieht ist er in ein Netz aus Intrigen und Missgunst gestoßen. Er findet heraus, dass es eine Untergrundorganisation gibt, die nach der Weltherrschaft strebt. Die Kirche steckt dahinter, ebenso reiche Kaufleute. Den Leuten gefallen seine Fragen natürlich nicht und unter fadenscheinigen Vorwand wird er in das Gefängnis gesteckt. Er kann aber bald wieder ausbrechen. Er versteckt sich und ermittelt im Verborgenen weiter.“ (Quelle www.powertrip.de) Der zweite Teil der Geschichte, knüpft gnadenlos an den ersten Teil der Geschichte an, in dem nun die Befreiung von Anna im Mittelpunkt steht, ob es Gabriel, Vandroiy und den anderen gelingen wird? Hört es auch selber an:

1. The Seven Angels: Episch? Ein Meisterwerk? Bombastisch? Alles dies passt auf diesen Song! 14 Minuten großartige Musik mit Tobias Sammet, Michael Kiske, David Defeis, Oliver Hartmann und Kai Hansen an den Vocals, wobei Sammet, wie im gesamten Album, den Hauptpart übernimmt. Hört sich voll gepackt an? Überladen? Kein bisschen, der Song ist sehr gut strukturiert und gegliedert, mit 2 Soli von Timo Tolki und Henjo Richter, so dass einem die Vielzahl an Stimmen eher angenehm als anstrengend auffallen.
Charakteristisch für diesen Song ist die etwas ruhigere Phase nach etwas 5 Minuten, man könnte fast glauben, dass ein zweiter Song mitten drin beginnt. Persönlicher Höhepunkt ist für mich das einsetzen Hansens Stimme, der auch in diesem Teil wieder Regrin den Zwerg verkörpert.

2. No Return: Ein Song, der eher in der oberen Tempohälfte einzuordnen ist, mit einem eingängigen Refrain und einem Alex Holzwarth an den Drums in ordentlicher Spiellaune. Leider wird das Lied nach mehrmaligen hören etwas (Betonung liegt auch auf etwas) langweilig, weil er recht einfach gestrickt ist und so nicht zu den anspruchvollsten gehört.

3. The Looking Glass: 55 Sekunden braucht man, bis man in diesem Lied drin ist, exakt solange dauert es bis der Refrain einsetzt und dann beginnt das Lied etwas Besonderes zu werden, es entwickelt Eigendynamik Eine abgeänderte Wiederholung der Einganspassage tritt ein bis die Stimme von Bob Catley einsetzt und einen ersten Eindruck seiner brillanten Stimme vermittelt.

4. In Quest for: Die erste Ballade auf der CD, und es wird klar, warum Bob Catley eine Bereicherung für die Avantasia-Truppe ist. Mit seiner einfühlsam, warmen Stimme „hilft“ er Sammet das Stück interessant und leidenschaftlich zu Gestalten. Eine Ballade die im Stil ganz anderes ist, als die von Sammet für Edguy geschrieben langsamen Songs.

5. The Final Sacrifice: 4 Lieder sind vergangen und es wird Zeit für den richtigen Tempokracher, leider ist es auch der einzige auf der ganzen CD, doch der hat es in sich. David Defeis, der ein gutes stimmliches Gegenstück zu Sammet bildet, gibt alles und auch Sammet hält sich mit seiner gewohnten Stimme zurück, ja er singt in einer normalen Tonlage (dass ich so was auf meine alten Tage noch mal erleben darf). Zum Ende hin legt Jens Ludwig noch ein flinkes Sole hin, welches für meinen Geschmack recht einfallsreich ist.

6. Neverland: Der Song startet mit Rob Rock und ist mit einem eintönigen Schlagzeug unterlegt, hört sich nach einem durchschnittlichen Song an? Ist er auch bis das erste Mal der Refrain einsetzt, sicherlich nicht der hochkarätigste, den man je gehört hat, sicherlich aber einfallsreich und eingängig. Ansonsten plätschert der Song vor sich hin, keine Tempoveränderungen, keine Änderungen der Stimmlage, kein Solo, nicht schlechtes, aber man wartet gespannt auf Lied 7 der Cd.

7. Anywhere: Die zweite Ballade des Albums und wieder ist sie hervorragend gelungen. Viel mehr sogar, es ist die Hammer-Ballade des Albums, wohl zusammen mit „Rose To Noone“ die schönste, die Herr Sammet bisher geschrieben hat. Eingängig, herzzerreißend und genau auf die aktuelle Situation in der Geschichte abgestimmt. PERFEKT!

8. Chalice of Agony: Wieder ein Song der mit ordentlichen Drums unterlegt ist, so dass sich Alex auch hier ordentlich austoben kann. Gepaart mit Geschwindigkeitsschwankungen (was für ein Wort) und einen unglaublich geilem, aber auch einfachen, Refrain bildet dieser Song mein Lieblingslied er der CD. Achtung Ohrwurmgefahr!

9. Memory: Edguy Sänger Edguy Background Sänger = Guter Song. Diese These bewahrheitet sich auch bei Memory, wo Tobias endlich auch mal wieder „normal“ singt und in seiner Stimme ein wenig variiert. Erfreulich anzumerken ist, dass diesmal nicht Sammet selber den Hauptpart in einem Song übernommen hat, sondern Zdiarstek der Falk von Kronberg singt und in diesem Lied von den Albträumen berichtet, die er jede Nacht von Anna bekommt. Ansonsten ist es eine normale Uptempo Nummer, nicht herausragendes, aber auch nichts Schlechtes.

10. Endlich, das worauf ich 9 Lieder lang warten musste, endlich hört man Sharon Den Adel als Anna (eigentlich war für diese Rolle Tarja Turunen von Nightwish eingeplant, doch wer braucht Tarja, wenn man so einen Ersatz hat?), doch kaum hat sie angefangen zu singen, schon hört sie wieder auf. Sind denn wirklich mehr als 20 Sekunden zu viel verlangt? Egal, das Lied befindet sich natürlich wieder im oberen Punktebereich, eine schöne Ballade, die einen guten Abschluss der Geschichte bildet.

Fazit: Brillant, einfach brillant. Besser und vor allem abwechslungsreicher als Blind Guardians ANATO, besser und progressiver als Avantasia 1 mit großartigen Sängern und einer Musik, die auch nach dem 100 Mal nicht langweilig wird. Meine Befürchtungen, dass Avantasia 2, genauso wie Edguys – Mandrake, eher schwächer wird blieben unbestätigt, für mich ist es das Metal Album des Jahres, wenn nicht sogar eines der Besten der letzen 15 Jahre.

Ein schwaches Lied findet man auf der CD vergebens und von Ballade bis Uptempo Nummer ist alles vertreten. Einziger Kritikpunkt wäre das Überangebot an Tobias Sammet. Er schrieb die gesamte Oper, er ist der Vater der Geschichte, erspielt die Hauptfigur, er ist ein guter Sänger, aber muss er wirklich in jedem Lied zu hören sein? Wenn ich eine Stunde lang Tobias hören will, dann schiebe ich eine Edguy CD in meinen Player. Wenn man schon solche Größen wie Kiske und Hansen zur Verfügung hat, sowie solche genialen Leute wie Rob Rock und Sharon Den Adel (es ist eine verdammt Schande, das eine Frau mit so einer wunderschönen Stimme nur ganze 4 Zeilen singen durfte), dann hat man die verdammte Pflicht deren vollen Potenzial auszunutzen.

(Ben)

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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