Avantasia Moonglow

Review Avantasia – Moonglow

Er hat es schon wieder getan: Gut drei Jahre nach dem überaus erfolgreichen „Ghostlights“ legt Tobias Sammet mit seinem All-Star-Projekt AVANTASIA das nächste Album nach. „Moonglow“ nennt sich das neue Opus und ist insgesamt der siebte Streich des offiziell noch immer Ein-Mann-Projekts. Angesichts des bereits erwähnten Vorgängers bleibt abzuwarten, ob „Moonglow“ die sehr hohe Erwartungen zu erfüllen vermag.

Aber Tobias Sammet wäre letztendlich einfach nicht er selbst, wenn er mit einer neuen Platte nicht abliefern würde, und sei es nur, um der Konkurrenz im melodischen Metal-Sektor genau zu zeigen, wie man ein organisches und in sich geschlossenes Album schreibt. Man merkt auf Anhieb, dass Tobi auf „Moonglow“ genau im Kopf hatte, welche Stimmfarbe zu welchem Song passt und wie man die diversen Stimmen auch innerhalb einzelner Lieder einsetzen kann. Ein AVANTASIA-Album ist eben doch immer etwas Besonderes, selbst in diesem breit gefächerten Genre, und so ist auch „Moonglow“ ein weiteres Highlight in der Geschichte von AVANTASIA.

Ganz gemäß der eigenen Tradition vereint Tobias Sammet auch hier wieder eine ganze Reihe namhafter Gastsänger, die die neuen Songs durch ihre Beiträge veredeln. Neben den üblichen Verdächtigen und langjährigen Weggefährten Bob Catley, Jørn Lande oder Michael Kiske dürften insbesondere zwei Namen aufhorchen lassen und die Fans in Verzückung versetzen: Mille Petrozza (Kreator) und Hansi Kürsch (Blind Guardian) sind dieses Mal ebenfalls zu hören, Letzterer gleich auf zwei Songs. Weniger im Metal beheimatet und doch ein Name, der Großes verspricht: Candice Night (Blackmore‘s Night). Sie übernimmt den einzigen weiblichen Gesangspart auf „Moonglow“, nachdem Amanda Sommerville von Bord gegangen ist. Schlussendlich überzeugt natürlich auch Tobias Sammets eigener Gesang abermals auf ganzer Linie.

Musikalisch bietet „Moonglow“ vor allem einen deutlich eingängigeren Songmix als es auf „Ghostlights“ noch der Fall war. Überzeugte das letzte Werk noch vollends durch viele verschiedene Stile und diverse größere Experimente auf einzelne Stücke verteilt, so sucht man diese Experimente auf der aktuellen Scheibe vergeblich. Viel eher findet hier eine Rückbesinnung statt und so gibt es zwar Elemente aus allen Schaffensphasen von AVANTASIA zu hören, jedoch deutlich feiner auf das gesamte Material verteilt. Nicht umsonst werden stellenweise sogar Erinnerungen an die ursprünglichen Metal-Opera-Alben wach. Einflüsse aus Pop, Folk, Rock oder klassischem Metal verbinden AVANTASIA zu teilweise sehr opulenten Songs von bis zu zwölf Minuten Länge.

Bereits der Opener „Ghost In The Moon“ beweist dies eindrucksvoll, mit seinen knapp zehn Minuten Länge, dem an Meat Loaf erinnernden, vom Piano gestütztem Rock und einem sehr eingängigen, von Chören getragenen Refrain. Das Tempo und damit die Stimmung werden geschickt variiert und dank des starken Gesangs von Tobias Sammet findet man schnell Zugang zu Song und auch Album. In eine völlig andere Richtung geht es mit „Book Of Shallows“, welches in einem überraschend harten, wenn auch AVANTASIA-typischen, Gewand daherkommt. Dabei sind es nicht mal die kraftvollen Stimmen der Herren Lande und Kürsch, die hier für das letzte bisschen Härte sorgen, sondern es ist vor allem der wirklich an Kreator erinnernde Part von Mille Petrozza. Seine poppige Ader lebt Tobias Sammet zusammen mit Candice Night im Titelstück „Moonglow“ aus und doch ist auch dieser Song überraschend kraftvoll. Eine Powerballade wie sie im Buche steht. Das folgende „The Raven Child“ ist zum einen der längste Song auf diesem Werk und zum anderen auch der facettenreichste. Ruhige, keltische Elemente treffen auf kraftvoll aufwogende Melodien, welche immer wieder an- und abschwellen und die Herren Kürsch, Lande und Sammet liefern sich einen gesanglichen Wettstreit auf Augenhöhe.

Man könnte sicher zu jedem einzelnen Song etwas finden, was ihn zu etwas Besonderem macht, aber letztendlich bestätigt dies nur, was für ein beeindruckendes Album AVANTASIA einmal mehr geschaffen haben. Egal ob das temporeiche „Starlight“, das düster stampfende „Alchemy“ oder das imposante „The Piper At The Gates Of Dawn”, sie alle sind großartige Nummern, die sich perfekt in das Gesamtbild einfügen. Das sehr rockige „Lavender“ ist eine weitere Überraschung und könnte direkt aus einem Musical stammen. Die Nummer ist prädestiniert für ein Live-Duett von Sammet und Catley. Lässt man das gelungene Michael Sembello-Cover „Maniac“ außen vor, so bildet „Requiem For A Dream“ einen sehr würdigen Abschluss für dieses Album, da es nochmals alle Trademarks von AVANTASIA vereint und vor allem, weil endlich Michael Kiske mitmischen darf.

Nach 19 Jahren und sechs Alben beweist Tobias Sammet quasi im Vorbeigehen, dass er noch immer in der Lage ist die Metal-Welt mit großartiger Musik zu versorgen. Letztendlich ist „Moonglow“ wieder ein durch und durch überzeugendes Werk und mag es sich auch nicht um das beste Album der Bandgeschichte handeln, schließt das bei einem hochkarätigen Projekt wie AVANTASIA verdammt hohe Qualität nicht aus.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius und Pascal Weber

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