Review Black Sabbath – The Ten Year War

  • Label: BMG
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal


BLACK SABBATH sind Geschichte – lang lebe BLACK SABBATH! Denn kaum war das Ende der legendären Band angekündigt, wurde eine ausgiebige Abschiedstournee angekündigt. Diese trug den Titel „The End“ und führe die Birminghamer rund um den Erdball. Mit „The End Of The End“ kam der Mitschnitt des letzten BLACK-SABBATH-Konzertes exklusiv in die Kinos, ehe er als „The End, Live In Birmingham“ in diversen Formaten in die Läden kommen wird. Als Begleitung zur Tour gab es zudem „The Ultimate Collection“ – ein klassisches Best Of, welches allerdings nur die Alben der Band mit Ozzy Osbourne am Mikrofon berücksichtigte.

Dasselbe tut „The Ten Year War“, eine riesige Box, die die ersten zehn Jahre von BLACK SABBATH dokumentiert. Denn nach der ersten Dekade verließ Osbourne die Truppe, womit für nicht wenige die beste Phase der Engländer ebenfalls vorbei war. Die Zeit zwischen 1970 und 1978 können die Fans sich nun ausgiebig zu Gemüte führen, denn der Inhalt der Box kann sich wahrlich sehen lassen: Alle acht Alben dieser Jahre sind ebenso enthalten, wie zwei sehr seltene 7“-Radiosingles. Dazu gibt es sämtliche Alben auf einem USB-Stick in Form eines Kruzifixes, wie es die Bandmitglieder (nicht nur) damals trugen. Des Weiteren enthält die Box ein hochwertiges Hardcoverbuch, den Nachdruck des Tourposters der Show in der Seattle Centre Arena 1972, und die extrem seltene Broschüre „The Ten Year War”, die anhand der Originalveröffentlichung nachproduziert wurde.

Die Alben

Der Ursprung des Heavy Metal lässt sich, je nach Blickwinkel, ganz verschiedenen Einflüssen zuordnen. Die harten Momente von Led Zeppelin, das Riffing von Deep Purple, die Rohheit von MC5 oder die Lautstärke von Blue Cheer.
Die Geburtsstunde des Genres jedoch lässt sich exakt terminieren. Der Opener „Black Sabbath“ des Debüts von BLACK SABBATH, mit dem Titel „Black Sabbath“. Regen, Donner und Glockenläuten sorgen für eine düstere Stimmung, ehe Tony Iommi mit dem ersten Riff des Songs die damalige Rockwelt auf den Kopf stellt. Düster, schwer und unerhört anders spielen die Birminghamer das, was bald als Heavy Metal bekannt werden sollte und heute die Blaupause für Doom ist. In nur zwölf Stunden aufgenommen, bieten die Tracks der Scheibe düstere und aggressive Gitarrenmusik, durchsetzt mit melancholischen Momenten. Die blueslastigen Nummern haben oft Jamsessioncharakter, enthalten sehr lange Gitarrensoli und ineinander übergehende Tracks. Im vereinigten Königreich konnte man mit dem Album direkt die Top Ten der Charts erobern und in den USA über eine Million Exemplare der Platte absetzen.

Auf dem Nachfolger „Paranoid“ hatten BLACK SABBATH bereits ihren unverkennbaren Stil gefunden, der bis heute für viele Bands den Goldstandard darstellt. Einfache Riffstrukturen werden mit virtuosen Variationen an Gitarre, Bass und Schlagzeug sowie eingängigem Gesang kombiniert. Hilfreich war dabei natürlich der hohe Wiedererkennungswert, den die Stimme von Ozzy seit jeher besaß. Zudem verzichtete er bei seinem Gesang komplett auf die üblichen Blueselemente. Mit dem Titeltrack „Paranoid“ – nach wie vor der größte Hit der Band – gelangte die Band weltweit in die Charts. Dass die Scheibe ursprünglich „War Pigs“ heißen sollte und die Plattenfirma den Titel eigenmächtig änderte („War Pigs“ erschien zu provokant) geriet BLACK SABBATH sicher nicht zum Nachteil – Platz Eins in den britischen Charts und vier Millionen verkaufte Einheiten in den USA sprechen für sich.

Diesen Erfolg zu wiederholen war jedoch keinesfalls einfach, denn erstmals mussten BLACK SABBATH Stücke schreiben und einspielen, die ihnen nicht schon jahrelang vertraut waren und die live hatten reifen können. Dazu passt, dass Tony Iommi ab der dritten Platte anfing, seine Gitarre drei Halbtöne tiefer zu stimmen. Dadurch wurde das Spielen für ihn einfacher – dass er kurz vor den Aufnahmen des Debüts drei Fingerkuppen verlor ist hinlänglich bekannt.

„Master Of Reality“ erschien nur sieben Monate nach „Paranoid“ und enthält Tracks, die kürzer und doch langsamer sind, als auf dem Vorgänger. Damit wurde es für unzählige Stoner- und Sludgebands zu einer Blaupause des Genres. Dies ist angesichts von wahren Riffmonstern wie „Children Of The Grave“ dem Titelsong oder „Into The Void“ auch kaum verwunderlich. Erneut konnten BLACK SABBATH hohe Chartplatzierungen für sich verbuchen und „Master Of Reality“ insgesamt rund zwei Millionen Mal an den zahlenden Kunden bringen.

Auch die vierte Scheibe – schlicht „VOL 4“ betitelt – wurde für die Legende aus Birmingham zum Erfolg. „Snowblind“, den eigentlichen Titel der Platte, lehnte die Plattenfirma ab, da er sehr offensiv auf Kokainkonsum hinwies. Dies tat auch der „Enjoy CoCaine“-Aufkleber, den Geezer Butler zu dieser Zeit auf seinem Bass hatte. Musikalisch finden sich auf „Vol 4“ deutlich mehr Spielereien und ausschweifende Passagen, verglichen mit den Vorgängern. Mit „Changes“ findet sich einer der größten Hits der Band auf diesem Album, auch wenn der Track eher untypisch im Gesamtkontext des BLACK-SABBATH-Universums wirkt.

Nach ausgiebigen Touren und einer Ruhepause, fanden sich BLACK SABBATH 1973 wieder im Studio zusammen, um mit „Sabbath Bloody Sabbath“ ihr erstes selbstproduziertes Album aufzunehmen. Mit dem Cover griffen die, mittlerweile zu Stars aufgestiegenen, Herren auf das satanische Image früherer Veröffentlichungen zurück. Musikalisch fanden erstmals Synthesizer Einzug in den Sound der Band, für die Rick Wakeman von YES verantwortlich zeichnete. Trotzdem war der Sound von „Sabbath Bloody Sabbath“ insgesamt sehr reduziert, sodass die Platte einflussreich für die spätere Grungeszene gewertet wird.

Das folgende Album hingegen, wurde zum teuersten der Bandgeschichte. Dies lag vor allem an der langen Studiozeit, während derer BLACK SABBATH auch mit dem London Philharmonic Orchestra zusammenarbeiteten. Das Ergebnis hört auf den Namen „Sabotage“. Vielleicht war der Titel bereits ein Fingerzeig auf den sich zu dieser Zeit verschärfenden Konflikt zwischen Ozzy Osbourne und Tony Iommi. Die Platte wurde großartig aufgenommen und von vielen Kritikern als beste seit „Paranoid“ bezeichnet. „Symptom Of The Universe“ und „Hole In The Sky“ entwickelten sich im Folgenden zu absoluten Bandklassikern, auch wenn die beinahe magische Chemie der ersten Alben ein wenig verlorengegangen zu sein scheint.

Dieses Gefühl bekommt der Hörer auf dem siebten Studioalbum „Technical Ecstasy“. Während der Aufnahmen verzettelten sich die vier Musiker immer wieder in Detailfragen, sodass sich die Aufnahmen in die Länge zogen. Zudem hatten strapaziöse Touren Risse im Bandgefüge zu Tage treten lassen. Primär kriselte es zwischen Ozzy und Iommi, aber auch mit Geezer Butler hatte der Sänger immer wieder Differenzen. Musikalisch entfernten sich BLACK SABBATH immer weiter von ihren Ursprüngen, was weder Fans noch Kritikern gefiel. Dies zeigte sich besonders deutlich, als die Band auf der Tour zum Album regelmäßig vom Support (AC/DC) übertroffen wurde.

Nachdem Dave Walker kurzzeitig hinterm SABBATH-Mikro gestanden hatte, kehrte Ozzy Osbourne für die Aufnahmen von „Never Say Die“ wieder zur Band zurück, nachdem er sich die Zeit genommen hatte, den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Die bis dahin geschrieben Songs wollte Osbourne jedoch nicht einsingen, weshalb im Studio neue geschrieben werden mussten. Da das unter enormem Drogenkonsum geschah, mussten die Aufnahmesessions immer wieder abgebrochen werden. „Swinging The Chain“ musste zudem von Drummer Bill Ward eingesungen werden, da Ozzy dazu nicht mehr in der Lage war. So sollte das Album mit dem kämpferischen Titel der Schwanengesang der ersten BLACK-SABBATH-Inkarnation werden…

„The Ten Year War“ vereint diese ersten acht Alben auf hochwertigem 180-Gramm-Vinyl. Dabei kommt jedes Album in einer anderen Färbung daher, wie man im Folgenden sehen kann:

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Die Singles

Neben den Alben enthält „The Ten Year War“ noch zwei sehr seltene Singles auf 7“-Vinyl. Dabei handelt es sich zum einen um die japanische Version von „Evil Woman (Don’t Play Your Games With Me)“. Diese enthält auf der B-Seite den Track „Black Sabbath“.
Die zweite Single stammt aus Chile. Von dieser wurden ursprünglich nur 100 Stück gepresst, um das Album im Radio zu promoten. Hier sind „Paranoid“ und „The Wizard“ enthalten.

Die Gimmicks.

Ebenfalls nicht zu verachten ist der weitere Inhalt von „The Ten Year War. Da ist zunächst das große Kruzifix aus Metall, das ein dementsprechendes Eigengewicht aufweist. Auf diesem sind die ersten acht Alben von BLACK SABBATH in high definition MQA audio enthalten, sodass der geneigte Fan die Platten jederzeit um den Hals tragen und bei sich haben kann.
Im LP-formatigen Hardcoverbuch verbergen sich jede Menge seltene Fotos aus der ersten Banddekade. Diese werden von wahren Lobeshymnen auf BLACK SABBATH flankiert, ausgesprochen von Genregrößen wie Judas Priest, Rob Zombie oder Lemmy. Dieses Buch zeigt eindrucksvoll, wie wegweisend und prägend die Herren aus Birmingham für sehr viele Musiker waren.
Etwas für Nostalgiker sind das 1972er Tourplakat aus Seattle und das offizielle Tourprogramm von 1978. Beide wurden hervorragend reproduziert und geben Einblick in die Musiklandschaft dieser Zeit. Zudem enthält „The Ten Year War“ noch die gleichnamige und extrem seltene Broschüre, die Anhand des Originals reproduziert wurde. In dieser sind unzählige – oft äußerste negative – Pressestimmen aus den ersten zehn Jahren von BLACK SABBATH gesammelt, die heute oft sehr lustig wirken.

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Mit einem stolzen Preis von rund 250€ ist „The Ten Year War“ natürlich eher etwas für absolute Fans von BLACK SABBATH. Allerdings bekommt man für diese Stange Geld eine wunderschöne und individuell nummerierte Box, die mit hochwertigem Inhalt überzeugt. So liegt hier eine perfekte Zusammenfassung der ersten zehn Bandjahre der legendären Birminghamer vor, wie sie besser und schöner nicht sein könnte.

Wertung: 10 / 10

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