Review Body Count – Bloodlust

Dass Rap und Metal im Verlauf der Musikgeschichte eine starke Symbiose eingegangen sind, liegt sicherlich auch daran, dass der Rapper und Schauspieler Ice-T 1989, beeindruckt von zu Rap moshenden Fans in Europa, die Crossover-Band BODY COUNT gründete. 25 Jahre nach ihrem selbstbetitelten Debütalbum legen BODY COUNT ihr sechstes Album „Bloodlust“ vor. Die Themen haben sich, so tragisch das ist, kaum geändert, sodass inhaltlich weiterhin die Missstände in Amerika, besonders die soziale Benachteiligung von Afroamerikanern, angeprangert wird. Musikalisch werden die Schlachtrufe mit thrashigen Riffs, treibendem Drumming und einem wütend spittenden und shoutenden Ice-T umgesetzt.

Mit „Civil War“, in dem Dave Mustaine an der Gitarre zu hören ist, und dem straighten „The Ski Mask Way“ eröffnen BODY COUNT ihr sechstes Album mit heftigen Riffs und legen bereits hier ihre Agenda sowohl durch Ice-T’s Texte als auch durch Spoken-Word-Samples offen. Der musikalisch groovende Einstieg wird von „This Is Why We Ride“ und auch dem später folgenden Titelrack mit klassischem Nu-Metal-Feeling noch einmal unterstützt, während auf dem Rest des Albums zu großen Teilen Thrash-Metal dominiert und durch Crossover-Elemente sowie Ice-T’s Rap angereichert wird. Nicht zuletzt durch die Unterstützung von Randy Blythe wird so zum Beispiel „Walk With Me“ zu einer astreinen Thrash-Nummer. Die vollkommen uninspirierte Cover-Version des Slayer-Hits „Raining Blood“ (hier mit „Raining In Blood“ betitelt) ist allerdings zu vernachlässigen.

Leider leisten sich BODY COUNT einige derartige Ausrutscher. So funktioniert „All Love Is Lost“ trotz Unterstützung von Max Cavalera textlich überhaupt nicht, wirkt im Kontext von „Bloodlust“ recht unnötig und ist auch musikalisch, wenn selbstverständlich auch mit fettesten Bratgitarren und wuchtiger Produktion ausgestattet, doch reichlich unspektakulär. „Here I Go Again“ als eine Art Horror-Song ist zwar spannend, gerät in der Umsetzung, ebenso wie das emotionale „God, Please Believe Me“, allerdings ebenfalls eher mau. Auf den meisten Songs funktioniert der heftige Raprock allerdings hervorragend, sodass BODY COUNT mit „No Lives Matter“ und „Black Hoodie“ zwei der besten Songs ihrer Karriere vorlegen.

Dass BODY COUNT im Jahr 2017, und somit fast 30 Jahre nach N.W.A.‘s „Straight Outta Compton“, auf „Bloodlust“ immer noch die gleichen Themen der Polizeigewalt, Racial Profiling und dem Leben in Ghettos in den USA thematisieren müssen, ist tragisch. „Bloodlust“ ist trotz einiger musikalischer Luftlöcher ein wuchtiges, besonders textlich wichtiges Album, das sich das Maul nicht verbieten lässt und alle angeht. Oder wie Ice-T es selbst in „No Lives Matter“ ausdrückt: „Listen to me, this shit is deeper than racism!“

Wertung: 6.5 / 10

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4 Kommentare zu “Body Count – Bloodlust

  1. Ich bin zwar nicht der Hans, aber meiner Meinung nach (Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden) sind die Ausrutscher im marginalen Bereich, die Fülle an wirklich sehr guten Songs macht das mehr als wett. All Love is Lost mag unspektakulär anmuten, groovt aber wie Sau. Hatte seit langem nichtmehr soviel Spass beim hören eines neuen Albums. Läuft immer noch hoch und runter. Objektiv wäre wohl eher eine 8 angesagt, subjektiv würd ich dem Album 9.5 geben. Ich finde es ist gelungen und erinnert mich an die alten Zeiten.

    1. Hallo Heinz (nicht Hans ;)),

      das freut mich wirklich, wenn du das so siehst. Gerade als ich letztens mal wieder das Debüt gehört habe, ist mir der Unterschied zu diesem Album umso deutlicher aufgefallen. Die fetten Songs auf „Bloodlust“ sind auch wirklich richtig geil, die von mir als „Ausrutscher“ bezeichneten Songs fallen bei mir viel stärker ins Gewicht, als bei dir. 6.5 im Sinne von „Überdurchschnittlich und gut“ ist genau das, was dieses Album bei mir ist. 8 wäre schon ein Highlight, und das ist es für mich wirklich nicht.
      Aber, wie du ja meintest: Geschmäcker sind verschieden :)

  2. Grüß dich Hans,
    daraus leite ich ab, dass dir das Album – wie im übrigen auch vielen meiner Freunde – besser gefällt als mir. Umso besser!
    Magst du mir auch noch sagen, ob dich außer an meiner Bewertung des Albums noch etwas an dieser Review stört?

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