Review Body Count – Carnivore

1990 gegründet, zählten BODY COUNT in den Neunzigern zu einer der spannendsten und vielleicht auch gefährlichsten Bands des Planeten. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt und vor allem dem Song „Cop Killer“ – der auf dem Album letzten Endes nicht erscheinen durfte – prangerte die Truppe die Rassenunruhen in den USA und speziell ihrer Heimatstadt Los Angeles an. Auch das folgende „Born Dead“ zeigte die Band um Fronter Ice-T in absoluter Hochform, ehe die Formkurve steil nach unten zeigte und man sich nach dem peinlichen vierten Album „Murder 4 Hire“ 2006 auflöste.

2014 erschien jedoch „Manslaughter“, dessen Ankündigung skeptisch betrachtet wurde, allerdings Fans und Kritiker überzeugen konnte. Im Vordergrund stand nun allerdings eine gewisse Comedy-Einstellung, was sich mit „Bloodlust“ (2017) allerdings wieder änderte. Mit Songs wie „No Lives Matter“ oder „Black Hoodie“ legten BODY COUNT erneut den Finger in die Wunde des teils offenen Rassismus der US-Polizei. Nun steht mit „Carnivore“ das dritte Album seit der Reunion ins Haus und man darf gespannt sein, in welche Richtung die Band diesmal blickt.

Einen ersten Indikator dafür boten natürlich die Vorab-Singles „Carnivore“ und „Bum-Rush“, sowohl in musikalischer als auch in inhaltlicher Hinsicht. Denn hier bieten Ice-T und Co. zum einen den typischen BODY-COUNT-Sound, bestehend aus dicken Riffs und fetten Breaks gepaart mit treibendem Drumming und über allem der Rapgesang des Fronters.

Zum anderen beschreibt der Titeltrack textlich die Blutrünstigkeit des Menschen, die eigentlich kaum zu fassen ist und dennoch konstanter Befriedigung bedarf. „Bum-Rush“ hingegen thematisiert das Erwachen der amerikanischen Bevölkerung im Angesicht der Verschlimmerung der sozialen Zustände unter der Präsidentschaft Trumps. Dabei gehen BODY COUNT mit ihren Worten gewohnt gradlinig zu Werke: „We didn’t fall prey to your bullshit lies / Propaganda of twisted minds / We figured out how it’s all set up / The object to keep us all split up / Keep us fighting amongst ourselves / While you accumulate all the wealth / White on black / Black on white / Muslim hatred it’s all hype / Spread the terror / Fear of war / Billions spent on a fuckin’ wall / It’s all twisted / The game is bent / Still no clean water in Flint / But we ain’t asleep no more / We’re woke / Hear us comin’ / See the smoke (sic).“

Auch „Point The Finger” hat eine ähnliche Stoßrichtung und wird zudem durch Riley Gale veredelt. Der Power-Trip-Sänger bringt eine extra Ladung Wut und Hass mit, die den Track nach vorne peitscht. Zusätzlich ergänzen sich seine Screams und Ice-Ts Raps hervorragend. Doch auch der Auftritt von Jamey Jasta (Hatebreed) kann sich hören lassen, gerade weil „Another Level“ deutlich melodischer und ruhiger ausgefallen ist und damit einen spannenden Kontrast zum restlichen – bis dahin gehörten – Album bietet. Der wohl vielleicht ruhigste Song auf „Carnivore“ ist jedoch „When I’m Gone“, der durch den Mord an Rapper Nipsey Hustle inspiriert wurde und zudem mit einem Gastauftritt von Evanescence-Chefin Amy Lee garniert wurde. Dieser hebt den Track aus dem Album heraus und unterstreicht die traurige Grundstimmung, ohne in schmalzige Gefilde abzutriften. Dazu gesellen sich neben dem obligatorischen Cover (diesmal „Ace Of Spades“ von Motörhead) noch ein bisher unveröffentlichtes Demo und Liveversionen von „No Lives Matter“ und „Black Hoodie“, was die Bedeutung dieser Songs noch einmal unterstreicht.

BODY COUNT ist auch mit ihrem dritten Album seit der Wiedergeburt ein absoluter Volltreffer gelungen. „Carnivore“ vereint sämtliche Stärken der Band und zeigt zugleich eine größere Bandbreite. BODY COUNT sind erneut hier, um der (amerikanischen) Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und in diesem Zuge mit wilden Beleidigungen um sich zu werfen. Fein.

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Wertung: 8.5 / 10

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