Review Caliban – Ghost Empire

CALIBAN zählen mit ihrer 16-jährigen Bandgeschichte neben den Herren von Heaven Shall Burn bekanntermaßen zu den Aushängeschildern, wenn es um Metalcore aus deutschen Landen geht und somit verwundert es nicht, dass die Vorfreude auf den Nachfolger zu „I Am Nemesis“ groß ist. Die stetige Entwicklung, die dabei vollzogen wurde, führte dazu, dass Fans der ersten Stunde ihre Schwierigkeiten mit den jeweils neuen Sounds des Quintetts aus Hattingen hatten. Sätze wie: „Caliban sind langweilig geworden und ihnen fehlt der Druck.“ waren keine Seltenheit. Trotzdem oder besser genau deshalb hoffen viele Anhänger der ersten Jahre, dass CALIBAN dorthin noch mal zurückfinden.

Direkt von der ersten Minute an wird jedoch klar, dass „Ghost Empire“ von einem sehr modernen Sound geprägt ist und sich versucht der Entwicklung der vorangegangenen Alben anzuschließen und diese sogar noch weitertreibt. Klassischen Metalcore mit richtig fetten Breakdowns und ordentlichen sowie ausgiebigen Moshparts wird man vergeblich suchen, da diese nur in Ansätzen vorhanden sind. Viel mehr überwiegen melodische Synthesizer- und Gitarrenspielchen und die dazugehörigen Clean Vocals. Dieses Gewand ist zwar rundherum modern und entspricht den gängigen Trends, aber es wirft auch die Frage auf, welchen Preis man dafür zahlen musste. CALIBAN rücken zum Beispiel den klaren Gesang noch mehr in den Vordergrund und der vermeintliche Versuch, den Songs hierdurch mehr Tiefe und Gefühl zu verleihen, ist jedoch bei Weitem nicht immer gelungen. So wirken viele Passagen lieblos und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck.
Auch die noch stärkeren Einflüsse der Synthesizer überladen die einzelnen Stücke auf dem Album stellenweise bis an die Schmerzgrenze. Genau hier zeigt sich dann die gravierende Schwäche bei der Produktion am deutlichsten, da andere Instrumente nicht in den Hintergrund treten, sondern alles auf einem Niveau abgemischt wurde und dadurch der berühmte Soundbrei entsteht, den eigentlich kein Musiker oder Fan hören will.
Mit „nebeL“ hat dann sogar der in den letzten Jahren, für Bands aus Deutschland, obligatorisch gewordene deutschsprachige Song seinen Weg auf „Ghost Empire“ gefunden. Dazu kommen dann noch fragwürdige Stücke wie „yOUR SONG“, welcher einfach nur ein Party-Sing-Along-Stück darstellt oder auch „Cries And Whispers“ mit seiner seltsamen Country-Attitüde.

Am Ende bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist jedem Trend zu folgen, unbeantwortet im Raum stehen. CALIBAN haben auf „Ghost Empire“ zwar einen weiteren großen Schritt vollzogen, aber für viele Leute führt dieser definitiv nicht in die erwünschte Richtung. Viele der Songs wirken zu seicht und versinken einfach in der immer noch unbändigen Flut nachrückender Bands, sodass hier eben nur ein durchschnittliches Album mit vorhandenen Schwächen in der Produktion vorliegt.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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