Cantique Lépreux - Sectes Cover

Review Cantique Lépreux – Sectes (EP)

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Auf „Paysages Polaires“ (2018) haben CANTIQUE LÉPREUX ein Kernelement des Black Metal auf die Spitze getrieben. Als Sinnbild für die Kälte, die manche Menschen bei einer Reise in das eigene Selbst vorfinden, ist das zweite Album der Band aus Quebec durch und durch „grim and frostbitten“. Drei Jahre später haben CANTIQUE LÉPREUX zwar (noch) kein weiteres Album, aber immerhin eine EP mit zwischen 2016 und 2020 zusammengetragenem Material nachgelegt. An die Stelle der unwirtlichen, malerischen Eiswüsten, die die Ästhetik der ersten beiden Platten prägten, ist auf „Sectes“ ein anderes Charakteristikum des Black-Metal-Kanons getreten: das Okkulte.

Nicht nur visuell und konzeptionell hebt das Kurzalbum sich von den bisherigen Veröffentlichungen des Trios ab. Auch in musikalischer Hinsicht lassen CANTIQUE LÉPREUX in den vier nicht mehr ganz neuen Songs einen dezenten Kurswechsel durchscheinen. Die Stücke sind tendenziell kompakter, direkter und weniger weitflächig als das Material auf der Vorgängerplatte, deren klirrende Kälte hier einer feindseligen Rohheit gewichen ist.

Ohne Vorwarnung oder Einleitung preschen die Tracks von der ersten Sekunde an mit der Geschwindigkeit und Gewalt eines Sturmwinds durch die Gehörgänge, ehe sie so plötzlich abflauen, wie sie losgebrochen sind. Ihre geröchelten Screams, ihr bedrohliches Riffing und ihre treibenden Double-Bass-Drums („Sacrements De La Vengeance“) haben CANTIQUE LÉPREUX im Grunde unverändert beibehalten und sie lediglich in eine etwas straffere, griffigere Form gepresst.

Besonders spannend ist das nicht, waren es doch vor allem die packenden Melodien und die über die Kompositionen ausgebreitete, frostige Atmosphäre, die „Paysages Polaires“ so beeindruckend machten. Diese sind hier jedoch ins Hintertreffen geraten und CANTIQUE LÉPREUX haben sich auch nichts Neues einfallen lassen, um diesen Mangel aufzuwiegen. Einzig das leicht thrashige „Coterie“ mit seinen zittrigen Gitarren, das im späteren Verlauf mit ominösen Chören überrascht, sticht auf der EP heraus.

Als Untermalung der auf dem Artwork abgebildeten und im Titel angedeuteten Prozession unheimlicher Kultisten eignet „Sectes“ sich nur bedingt. Allenfalls während des mysteriösen Schlussteils des vierten Tracks fühlt man sich in die Reihen jener finsteren Gestalten hineinversetzt. Ansonsten regen CANTIQUE LÉPREUX mit ihrem zwar soliden und darüber hinaus mit genau dem richtigen Grad an Rauheit produzierten, aber so gar nicht eigenständigen Second-Wave-Black-Metal kaum die Fantasie an. So drängt sich der unerfreuliche Eindruck auf, dass die Band mit dem Release der vier mittelmäßigen Nummern bloß schnöde Resteverwertung betrieben hat.

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