Chaosbay 2222

Review Chaosbay – 2222

Kein Bock auf Apokalypse und Dystopie! Während das Gros der Zukunftsvisionen düstere Bilder von zerstörten Landschaften, zerbrechenden Gesellschaften und dreckigen, kriminalisierten Städten mit Bürgern im Kampf um wertvolle Rohstoffe zeigen, gehen CHAOSBAY genau den anderen Weg. Sie zeichnen auf ihrem neuen Album „2222“ ein utopisches Bild einer Menschheit, die 200 Jahre nach uns viele Probleme lösen und Kriege und Hass hinter sich lassen konnte.

Dieses „New Age“ wird mit orientalischen Klängen eingeleitet und zeigt grob umrissen die Stärken von CHAOSBAY auf: Wuchtige, vertrackte Djent-Riffs treffen auf modernen Metalcore mit eingängigen Melodien, poppige Gesänge treffen auf aggressive Screams und sphärische Chöre. Der Opener wird dabei dem Konzept gerecht und versprüht trotz aller Härte eine gewisse Aufbruchsstimmung, wenn der zeitreisende Protagonist der Geschichte im Jahr 2222 aufwacht und all die neuen, unerwarteten Eindrücke verarbeiten muss.

Die harte Djent-Schlagseite und die Menge an poppigen Melodien nehmen im Sound von CHAOSBAY nun durchaus mehr Raum ein, im Vergleich zum Vorgänger „Asylum“ (2020) ist dafür der Grad an Progressivität zurückgeschraubt worden. CHAOSBAY beschreiten damit neue Pfade, ohne sich selbst untreu zu werden – eine vertretbare und gelungene Weiterentwicklung. Vor allem der Beginn von „Avalon“ mit technisch spannenden Gitarren- und Effektspielereien mitsamt langsamen, spacigen Vocals dürfte alle Progger begeistern. „Catch-22“ ist stellenweise sogar chaotisch ausgefallen, erfährt durch sehr ruhige, gemächliche Parts mit emotionalem Klargesang sowie jazzige Soloinstrumentalparts aber viel musikalischen Ausgleich.

Für noch mehr Abwechslung sorgen drei Gäste am Mikrofon. Jake Oni von Oni bringt bei „Passenger“ eine spannende Klargesangsnote ein, „What Is War“ wird durch Siamese-Frontmann Mirza Radonjica aufgewertet und sorgt durch die „Is it over now? This thing that you call hate“-Nachfragen für wohlige Gänsehaut inmitten drückender Metalcore-Riffs. Ganz ruhige Töne schlägt das melancholische „Home“ mit Alexia Rodriguez von Eyes Set To Kill an: Mit Jan Listing überzeugt sie in einem sehr harmonischen Duett, das zeitweise College-Rock-Stimmung ausstrahlt.

CHAOSBAY haben ihren Progressive Metalcore mit mehr Härte und Wucht ausgestattet, lassen den progressiven Elementen aber noch genug Spielraum. Ihr technisches Können präsentieren die vier Deutschen nicht mehr so sehr wie noch auf „Asylum“ – bei diesem starken Songmaterial müssen sie dahingehend aber auch gar nichts mehr beweisen. Manchmal ist „2222“ vielleicht ein klein wenig zu poppig, hier darf die Truppe gerne noch mehr Mut zur Härte zeigen. Emotionen und Gefühle kann die ausdrucksstarke Band jedenfalls auch ohne Weichspüler wunderbar transportieren. Wer anspruchsvollen, technisch hochklassigen Metalcore mit einem starken Konzept und Eigenständigkeit sucht, ist aktuell bei CHAOSBAY bestens aufgehoben.

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Wertung: 8 / 10

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