Review Children Of Bodom – Are You Dead Yet?

Lässt man die EP “Trashed, Lost & Strungout” einmal außer Acht dauerte das Warten auf einen neuen CHILDREN OF BODOM-Release zwei Jahre. Doch nun legen Kinder von Lake Bodom mit „Are You Dead Yet?“ einen weiteren Akzent in die moderne Metalwelt. Das Cover schaut zwar aus, wie das der Punkband drei Straßen weiter, aber das hat ja zum Glück über die Musik nichts zu sagen.Diese startet mit einem elektronisch verzerrten Anfang von „Living Dead Beat“. Was nach dieser futuristischen Einlage aber präsentiert wird ist schon beim Opener ein Hammer. Die reinste Riffwand wird einem um die Ohren gekloppt und die beiden Gitarren funktionieren perfekt mit dem Keyboard und den dann einsetzenden Drums. Auch Laihos Gesang verdient schon beim ersten Song einen Extrasatz. Dieser tönt ganz anders, als noch auf der sehr aggressiven „Hate Crew Deathroll“: Im Chorus schön melodisch, aber drum herum sehr eigenwillig und wie ich finde von COB nie derart gehört. Gefällt mir wunderbar, muss ich sagen. An Soli mag eine Band wie die Children Of Bodom natürlich nicht sparen und so fliegen einem in jedem Song rasante bis messerscharfe Gitarren- und Keyboard-Alleingänge entgegen.

Der Titelsong erstrahlt ebenfalls in vollem Glanz und beginnt mit einem mächtigen Scream des charismatischen Frontmanns, der bereits neben den Saitenvirtuosen Zakk Wylde und Steve Vai das Cover der Guitar World schmücken durfte. Im Gegensatz zu manch namhaften Genre-Kollegen muss man bei den Bodomskindern von Album zu Album nicht auf Rückschritt bangen, sondern auf kompromisslosen Fortschritt warten. Was hier an hochpräzisem Geschwindigkeitsrausch dargeboten wird, Ausnahmen – etwa in Form von „Punch Me I Bleed“ – bestätigen die Regel, lässt sich zu jeder Tageszeit wunderbar genehmigen. Natürlich sind diese durchgedrehten Finnen wirklich Geschmackssache, aber auch mit „Are You Dead Yet?“ präsentieren sie der Szene ein aufgewecktes Album, von nur so strotzender Spielfreude und Ideenreichtum. Dies erkennt der ein oder andere Festivalgänger vielleicht beim Song „In Your Face“ wieder. Diesen spielten die Brüder bereits in der 2005er Sommersaison und konnten damit nicht wenige gespannte Fans begeistern. Er repräsentiert wunderbar die gesamte neue Platte, beinhaltet den für mich „neuen“ Gesang und das komplette Soundpaket mit all seinem Up-Tempo, den Soli und den hervorragenden Melodiebögen. Mit dem „neuen“ Gesang meine ich im Übrigen, dass Alexi Laiho einfach tiefer singt, als man es von ihm gewohnt ist. Die etwas kreischendere Stimmlage vom blind gewählten „Warheart“ auf der „Hatebreeder“ ist dem raueren, reiferen Ton gewichen, was diesem Album durchaus gut steht. Zudem sind die Refrains im Großteil sehr eingängig gesungen, so dass sie sich schnell ihren Platz im Ohr reservieren.

Alles redet immer von Fortschritt und kritisiert Selbstkopien. Ich muss wirklich sagen, dass die Children Of Bodom mit diesem fünften Studioalbum einen entscheidenden Schritt weiter sind. Auch wenn die „Hatebreeder“ vielerorts als bestes Album der Gruppe gilt, ähnelten sich die Veröffentlichungen bis hin zur „Hate Crew Deathroll“ dennoch etwas auffällig, was sich hiermit offenbar optimal widerlegen lässt. Immerhin ähnelten sie sich auch nur, musikalisch ging es permanent einen Schritt weiter.

Aber wollen wir mal nicht schleimen, sondern auch kritisieren. „Bastards Of Bodom“ zeigt gleich zu Beginn meinen größten Kritikpunkt auf: Der Bass ist mir entschieden zu verzerrt. Klar, man möchte hierbei wohl möglichst tief klingen, aber wenn selbst ein Alex Webster von Cannibal Corpse tolle Bass-Soli völlig clean beisteuert, könnten die Finnen das ruhig auch mal versuchen. Wie auch immer, dieser Kritikpunkt obliegt selbstverständlich dem Auge, bzw. dem Ohr des Betrachters resp. des Zuhörers.
Fest steht, dass „Are You Dead Yet?“ eine absolute Empfehlung des Sektors ist und der interessierte Metalhead, der mit dieser Band bis dato noch nicht in Berührung kam, ruhigen Gewissens bei diesem jüngsten Werk einsteigen kann. Faszinierend ist nach wie vor das rasante Gitarrenspiel, das man von den Children zwar einerseits nicht anders gewöhnt ist, aber man sich andererseits als Fan davon auch bei dieser Platte nicht satt hören kann. Die Keyboards sind auch sehr zufrieden stellend eingesetzt. Beim Vorgänger waren sie mir etwas zu vordergründig, aber hierbei haut das wunderbar hin. Wer also künftig beim Platten-Dealer seines Vertrauens eine wirklich hässliche Scheibe mit der Aufschrift „Are You Dead Yet?“ am unteren Rand sieht, der kann bedingungslos zugreifen, wenn man dem eigenwilligen Sound der Finnen nicht von vornherein abgeneigt ist.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert