Review Children Of Bodom – I Worship Chaos

So wie die finnischen Melodic Deather CHILDREN OF BODOM im Jahr 1997 wie Phoenix aus der Asche aufstiegen, so sind sie seit dem eine wahre Institution in der brachialen Metal-Szene. Dank bisher acht Studioalben haben sich Alexi Laiho und Co. in den Gehörgängen einer ganzen Generation festgesetzt, was an der ausgesprochen spannenden wie einzigartigen Kombination aus Spielfreude, Technik und Härte liegt. Nun liegt mit „I Worship Chaos“ das neunte Album vor, die zehn Nummern sollen zeigen, dass die Ideen auch nach fast zwanzig Jahren nicht ausgegangen sind.

Zugegeben, für die Band wird es sicher nicht leicht sein, sich mit jeder Platte selber neu zu erfinden. Das Genre limitiert die Kinder zwar nicht zu sehr, aber wenn man beständig etwa alle zwei Jahre ein neues Album herausbringt, ist man diesbezüglich schon in Gefahr. Auf der anderen Seite kann man aber auch ins Feld führen, dass die Fans vielleicht gar nicht mehr erwarten als das, was CHILDREN OF BODOM immer wieder abliefern.
Das klingt ein wenig so, als wenn seit den Anfangstagen keine Weiterentwicklung stattgefunden hätte, das stimmt so natürlich nicht. So merkt auch der nur mittelmäßig aufmerksame Hörer rasch, wie wenig eingängig die Musik auf „I Worship Chaos“ ist. Die Strukturen sind sicherlich nicht zu kompliziert, aber die Riffs verzetteln sich schon hier und da in sich und den eigenen Ansprüchen, immer noch mal eine Schippe draufzulegen. Gleichermaßen klingt die Musik insgesamt düsterer als früher, als die Hymnen einen positiveren Touch hatten und beinahe lebensfroh klangen.
So wundert es auch nicht, dass mit „Prayer For The Afflicted“ die langsamste, schwerste und dunkelste Nummer das Rennen um den ersten Anspieltipp auf „I Worship Chaos“ macht. Schwere Riffs und schleppende Rhythmen ergeben ein doch recht mächtiges Brett, wohingegen „Morrigan“ und „Suicide Bomber“ (auch wenn es ehrenwerterweise wohl um Selbstmordattentäter geht: ein ziemlich dürftiger Song-Titel) mit mehr Geschwindigkeit und technischer Raffinesse schneller auf den Punkt kommen.
Und sonst? Ja, sonst wird das übliche Gefrickel geboten, aber die Songs entziehen sich zu sehr und zu lange dem Zugriff des Hörers. Das hat alles viel Niveau und wer wie CHILDREN OF BODOM eine ordentliche Fanbase hat, kann sich auch darauf verlassen, dass die Zielgruppe der Musik entsprechend genug Zeit einräumt. Aber man tritt der Band sicher auch nicht zu nah, wenn man behauptet, mit „I Worship Chaos“ wäre der Durchbruch nicht so ohne weiteres gelungen.

Ein bisschen schade für eine so hoch talentierte Band. Die Finnen verkaufen sich unter Wert und liefern ein technisch hochwertiges Album ab, welches aber durch eine übertriebene Progressivität zu oft am Adressaten vorbeirauscht. Die angesprochenen Songs eignen sich für einen guten Einstieg, den Rest der Scheibe muss sich der Hörer aber hart erarbeiten. Um mal beim Titel zu bleiben: Chaos entfachen CHILDREN OF BODOM fürwahr, aber sie versäumen es, wirklich Ordnung reinzubringen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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