Review Civil War – The Killer Angels

Der Split von Sabaton im Jahr 2012 kam für viele Fans überraschend. Die Band hatte stets einen geschlossenen Eindruck gemacht und stand für kontinuierlichen Aufstieg, nicht für Besetzungswechsel. Just am selben Tag, an dem ihr letztes Album im ursprünglichen Line-up herauskam, rückten die ehemaligen Sabaton-Mitglieder allerdings mit der Neuigkeit heraus, dass sie eine neue, eigene Band gründen würden – die Geburtsstunde von CIVIL WAR. Verstärkt wird die Truppe nun durch den Bassisten Stefan „Pizza“ Eriksson und den Sänger Nils Patrik Johansson (Astral Doors, Wuthering Heights). Nach einer EP im letzten Herbst liegt jetzt, Mitte 2013, das Debütalbum mit dem Titel „The Killer Angels“ vor.

Der Vergleich mit der immens erfolgreichen Vorgängerband ist ohnehin unvermeidbar, versuchen wir ihn also gleich zu Beginn abzuhandeln: CIVIL WAR verheimlichen ihre musikalische Herkunft nicht, hängen aber auch nicht sklavisch an ihr. Die Band hat sich einen im Vergleich zur schwedischen Kriegsmaschine etwas roheren Sound zugetraut. Auch geht sie weniger verschwenderisch mit den Keyboardteppichen um, obwohl sie natürlich eine Rolle spielen, wie auf „I Will Rule The Universe“, das von den Instrumenten her auch von Sabaton hätte sein können. Selbst thematisch hat man sich auf „The Killer Angels“ dezent in eine andere Richtung getraut als der Bandname vermuten lässt – nicht nur Krieg ist lyrisches Thema, sondern auch etwas abstraktere Themen wie auf „My Own Worst Enemy“ oder „Lucifer’s Court“. Ganz ohne Reminiszenzen an die alten Tage geht es aber auch nicht: Mit „First To Fight“ haben die Schweden ein weiteres Loblied auf die polnische Armee aufgenommen, denen sie schon in Sabatons „40:1“ ein Denkmal setzten. Insgesamt überwiegen bei CIVIL WAR aber die kleinen feinen Veränderungen, die die inzwischen doch etwas ausgetretenen Sabaton-Pfade musikalisch und textlich genau zur rechten Zeit verlassen.

Den Hauptunterschied im Klang markiert aber der neue Sänger Nils Patrick Johansson, ein Mann, dessen Talent man kaum zu hoch loben kann. Seine unglaublich markante Stimme passt hervorragend zum Sound von CIVIL WAR und verleiht den Songs auf „The Killer Angels“ eine herrlich raue und doch emotionale Note. Und so ist der Gesang vielleicht das überzeugendste Merkmal dieses Albums, das die Band mühelos aus der Masse des Power Metals herausstechen lässt.
Die meisten der Songs bewegen sich eher im Midtempo-Bereich und wissen quasi sofort zu überzeugen – besonders gelungen sind sicher „Saint Patrick’s Day“ mit seinen abwechslungsreichen Elementen, der Ohrwurm erster Güte und Stampfer vor dem Herrn „Rome Is Falling“ und die überzeugende Ode auf Napoleon „I Will Rule The Universe“. Mehr Tempo legen die nicht weniger gelungenen Tracks wie „First To Fight“ oder „Sons Of Avalon“ vor. Wenn man sich auf hohem Niveau beschweren will, könnte man anmerken, dass die Qualität im Songwriting im letzten Drittel etwas nachzulassen scheint, wenn auch „Gettysburg“ eine positive Ausnahme darstellt. Die Songs bleiben immer noch sehr gute Unterhaltung, ihnen fehlt aber das gewisse Etwas.

Insgesamt jedoch ist „The Killer Angels“ eines der überzeugendsten Debüts, das ich bisher gehört habe und ganz sicher eine der besten Veröffentlichungen im Power Metal der letzten Monate. CIVIL WAR ist das Kunststück gelungen, ein Album zu schreiben, das sowohl dem typischen Sabaton-Fan gefallen dürfte als auch neue Zielgruppen anzusprechen vermag, die mit der streckenweise aufgesetzten Martialität des Originals noch nie (oder: nicht mehr) etwas anzufangen wussten.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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