Review Crown – The End Of All Things

Die drei bärigen Kerle auf dem Bandfoto sehen nach Sludge aus. Was einen bei CROWN noch vor fünf Jahren einigermaßen in die richtige Richtung geführt hätte, leitet einen nun in die Irre. Denn mit seinem dritten Album „The End Of All Things“ beendet das Trio aus Frankreich vielleicht nicht wirklich „alle Dinge“ – zumindest aber dieses Kapitel seines Schaffens. Stattdessen haben sich die drei Mannsbilder auf einen düsteren Mix aus Dark Pop und Post-Punk verlegt. Ganz unerwartet kommt das allerdings nicht.

Schon der Opener des vorangegangenen Albums, „Natron“, hatte zwischen den massiven Riffs mit harschem Screaming ruhige Passagen, in denen Sänger Stéphane Adams zu ruhigen Cleangitarren und postpunkigen Beats mit sanftmütigem Klargesang überraschte. Mit anderen Worten: Alles war schon da, spitzte zwischen dem Riffgeröll hervor wie ein zartes Blümchen aus einer Nische im Fels. „The End Of All Things“ ist dieses Blümchen – nachgezogen in der sicheren, aber zugleich sterilen Umgebung eines Laboratoriums.

So klingt gleich der erste Song, „Violence“, ausschließlich vom Titel her gefährlich – musikalisch hingegen bleibt es bei ebenjenem düsteren Post-Punk-Flair, das jede Sekunde einen Ausbruch, einen Schrei, eine plötzlich losbrechende Zerrgitarren-Lawine erwarten lässt. Stattdessen bekommt man Akustikgitarre (subtil) und eine lässige Leadgitarre (markant).

Dass CROWN nun eher zwischen dem Synth-Pop von Depeche Mode, dem Alternative Rock von Seigmen und dem Dark Metal von Katatonia anzusiedeln sind („Neverland“) als im Post-Metal-/Sludge-Kosmos von Cult Of Luna, Neurosis und Konsorten, ist gewöhnungsbedürftig; nicht zuletzt, weil manchen der Songs etwas rohe Aggression zwischendurch gut zu Gesicht gestanden hätte. Doch CROWN bleiben hart darin, soft zu bleiben – so lange, bis man sich als Hörer mit dem neuen Sound angefreundet hat. Zwar gibt es mit „Shades“ einen kleinen Ausflug in die Gefilde klassischer Industrial-Rock-Acts wie Nine Inch Nails oder frühen Marilyn Manson – öfter jedoch geht der elektronische Anteil eher in Richtung Synthwave („Gallow“/“Extinction“).

Mal mit hektischen Beats, mal bedächtig und groovy, mal mit Akustikgitarre, mal stark elektronisch geprägt, sind die zehn Songs dennoch sehr vielseitig arrangiert – und spätestens die Bandbreite von Stéphanes Stimme sorgt dafür, dass „The End Of All Things“ auch ohne fette Zerrgitarrenwände nicht langweilig wird. Mit Karin Park (u. a. bei Årabrot involviert) als Sängerin im finalen „Utopia“ lassen sich CROWN dann allerdings gar nicht mehr als die CROWN erkennen, die man kannte. Und so schön der Song auch ist: Irgendwie ist das schade.

„The End Of All Things“ ist ein mutiges Album, mit dem CROWN viele Taue kappen – nicht nur das, das sie an frühere Vorbilder gebunden hat, sondern auch das, das sie mit ihren ersten beiden Alben verbindet. Insofern ist „The End Of All Things“ tatsächlich, wie es im Pressetext steht, „das, was ‚Kid A‘ für Radiohead war: Das Album, das niemand von ihnen erwartet hat.“ Damit bleiben CROWN nicht nur spannend, sondern machen sich auch spannend – für eine gänzlich neue Zielgruppe, die mit Screams und drückenden Riffs vielleicht weniger anfangen kann. Wer CROWN jedoch gerade wegen dieser brachialen Elemente mochte, muss für sich selbst herausfinden, ob er den Franzosen auf ihrem Weg ins Land von Bands wie Depeche Mode, Killing Joke oder Massive Attack folgen möchte.

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Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Crown – The End Of All Things

  1. Gut getroffenes Review! Alles in allem etwas zu ruhige Platte für das, was versprochen wurde…
    Hinweis an Moritz: Im Review-Titel steht fälschlicherweise „End Of All Days“, statt „Things“.

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