Review Cypecore – Identity

Post-apokalyptische Sci-Fi-Szenarien sind im Metal-Bereich absolut nichts Neues, Songs und sogar ganze Alben zu dieser Thematik gibt es wie Sand in den von den Bands besungenen Ödlanden. Dennoch muss man CYPECORE zugestehen, dass sie ihr Konzept – wenn es schon nicht allzu neuartig ist – zumindest konsequent umsetzen. So präsentiert sich das deutsche Quintett nicht nur in futuristisch-abgenutzter Aufmachung, sondern kreiert mit seinem „Cyberthrash“, der im Wesentlichen aus Melo-Death, Metalcore und etwas Industrial Metal besteht, eine gut zu den Texten passende Stimmung. Sechs Jahre nach dem Vorgänger erscheint nun mit „Identity“ das dritte Album der aufstrebenden Melodic-Deather.

Wie schon die Texte sind auch die Kompositionen von CYPECORE alles andere als bahnbrechend, alle Songs folgen dem gebräuchlichen Strophe-Refrain-Schema. Nichtsdestotrotz gibt es am Songwriting auf „Identity“ kaum etwas auszusetzen, denn die Songs sind sowohl alleinstehend als auch in Kombination als Album überaus abwechslungsreich und kraftvoll. Bestes Beispiel dafür ist der Opener „Saint Of Zion“, der nach dem obligatorischen, mechanischen Industrial-Intro gleich so richtig drauflosprescht. Brachiale Riffs und düstere Synthesizer, die auch in einigen späteren Songs für Stimmung sorgen, zeigen CYPECORE von ihrer harten Seite. Das Highlight ist jedoch eindeutig der hymnische Refrain, in dem Frontmann Dominic Christoph demonstriert, dass er neben heiseren, wütenden Screams auch kraftvolle Cleans aus sich herausholen kann.
„Where The World Makes Sense“ offenbart dann eine der wenigen Schwachstellen des Albums: Hin und wieder geraten CYPECORE etwas zu sehr auf die moderne Groove-Schiene. Das stört von Zeit zu Zeit, zumal man im Hintergrund immer wieder tolle Leads zu hören bekommt, die man sich etwas mehr in den Vordergrund wünschen würde. An sich passen die rhythmusbetonten Riffs aber sehr gut zur mechanischen Natur der Songs, was sich vor allem in den schnelleren, energetischeren Nummern wie „My Confession“ oder „Drive“, aber auch in Brecher-Passagen wie dem Refrain des ansonsten eher subtil düsteren Titeltracks, zeigt.
Dementsprechend präzise ist die Performance an den Drums, die mit einigen coolen Einschüben, Double-Bass-Passagen und Marsch-Rhythmen aufwarten. Dass sich intensive Blasts nur im düsteren „The Abyss“ und Gitarrensoli nur in einigen ausgewählten Tracks finden, spricht außerdem dafür, dass CYPECORE darauf bedacht sind, die von ihnen verwendeten Stilmittel nicht zu überbeanspruchen.

Alles in allem ist „Identity“ ein wirklich gelungenes Album, das fast keine Durchhänger hat. Die Songs sind praktisch allesamt auf ihre Weise gut und erschließen sich zum Teil bereits beim ersten Mal Hören, was jedoch nicht heißt, dass man sich schnell daran sattgehört hätte. Vor allem Fans von Fear Factory, Dagoba und vergleichbaren Bands sowie rhythmisch-brachialem Melodic Death Metal sollten an diesem Album Gefallen finden und CYPECORE im Auge behalten. Bleibt nur zu hoffen, dass man auf das nächste Album nicht so lange warten muss.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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