Das Cover von "Lightning To The Nations 2020" von Diamond Head

Review Diamond Head – Lightning To The Nations 2020

  • Label: Silver Lining
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

DIAMOND HEAD gehören zu den Mitbegründern der NWOBHM und damit des Heavy Metal an sich. Zwar bestand die Truppe aus Stourbridge ursprünglich nur bis 1985 und sah damit noch nicht einmal das Ende der ersten Hochphase des Genres, weil sie aber mit ihrem Debüt „Lightning To The Nations“ eine der besten Heavy-Metal-Platten aller Zeiten für sich verbuchen darf, überdauerte ihr Ruhm die Jahrzehnte – ungeachtet dessen, dass sich die seit 2000 wieder aktive Band mittlerweile weit von ihren Anfängen entfernt hat. Und sicher half es auch, dass Metallica die Formation bei jeder Gelegenheit als ihren größten Einfluss anführen und für „Garage Inc.“ mit vier Songs über die Hälfte des Materials von „Lightning To The Nations“ gecovert haben. Kurz: Das Erstlingswerk von DIAMOND HEAD ist Metal-Geschichte und weil die Platte heuer 40 wird, haben sich Brian Tatler und seine Mitstreiter das Material für eine Neueinspielung zur Brust genommen.

Man möchte meinen, dass Bands bei Neueinspielungen ihrer Klassiker nichts falsch machen können – schließlich kennen die Urheber ihr Material am besten. Wer aber gehört hat, was Lynch Mob jüngst ihrem ersten Album angetan haben, weiß, dass es auch hier keine Garantien gibt. Im Falle von „Lightning To The Nations 2020“ kann allerdings Entwarnung gegeben werden: DIAMOND HEAD machen mit ihren legendären Songs genau das, was man erwarten möchte. Während sich die Arrangements höchstens in Nuancen von den 1980er Originalen unterscheiden, wird der Sound durch die Neueinspielungen mächtig aufgepumpt und damit an aktuelle Hörgewohnheiten angeglichen. Riesige Gitarrenwände und eine polierte High-End-Produktion lassen die Songs vielleicht nicht mehr so ungestüm und roh wie in ihrer ursprünglichen Fassung erscheinen, sie klingen damit aber schlicht „aktueller“.

Letztendlich machen DIAMOND HEAD mit ihren eigenen Songs nun also das, was Metallica bereits vor 22 Jahren angestellt haben: Sie verpacken sie in zeitgenössisch-druckvollen Sound. Dass das funktioniert, ist also schon bekannt und der Grund dafür ist nach wie vor der gleiche – die Songs von „Lightning To The Nations“ sind schlicht verdammt gut. Riffs und Melodien wie in „It’s Electric“, „Am I Evil?“ oder „The Prince“ gelten zu Recht als die Blaupause des Heavy Metal und sorgen auch in den neu aufgenommenen Versionen noch durchgehend für Gänsehaut. Klar, das Original bleibt unerreichbar, aber DIAMOND HEAD sind beileibe nicht mehr die gleiche Band wie vor 40 Jahren und es ist ebenso spannend wie erfreulich zu hören, wie die Truppe heutzutage an diese Nummern herangeht.

Damit „Lightning To The Nations 2020“ nicht „nur“ aus bereits bekanntem Material besteht, haben DIAMON HEAD auch noch ein paar Covers von Zeitgenossen wie Judas Priest, Deep Purple und Led Zeppelin eingespielt. Auch hier gilt: Wenn Old-School-Riffs mit modernem Druck kombiniert werden, kann das nur gut werden. Die Nummern sind dabei freilich kein unwiderlegbares Kaufargument, aber sie machen einen Heidenspaß. Das Highlight des Cover-Blocks ist dabei „No Remorse“. Ähnlich wie ihre Kollegen Blitzkrieg haben sich auch DIAMOND HEAD – deren Bekanntheit sich eben auch aus ihrer Anerkennung seitens Hetfield und Co. ableitet – einen der bekanntesten Songs der Thrash-Metal-Veteranen vorgenommen – quasi um „zurückzucovern“. Das klappt überraschend gut, klingt unerwartet authentisch und es ist entwaffnend charmant, wie Rasmus Andersen hier den jungen James Hetfield emuliert.

Wer mit Neuaufnahmen legendärer Alben nichts anfangen kann, hat vermutlich spätestens nach dem ersten Absatz aufgehört zu lesen und will auch mit dieser Scheibe nichts zu tun haben. Alle anderen bekommen hier im positivsten Sinne genau das, was sie erwarten. DIAMON HEAD beweisen auf „Lightning To The Nations 2020“ ebenso viel Ehrfurcht vor wie Spaß an der eigenen Vergangenheit und übertragen ihre sicherlich besten Songs unbeschadet ins 21. Jahrhundert.  Ob das den Vollpreis wert ist, muss jeder selbst entscheiden, zusammen mit den gelungenen Cover-Versionen ergibt es jedoch in jedem Fall eine verflixt spaßige und hörenswerte Mischung.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert