Albumcover DISTANT

Review Distant – Heritage

Das niederländisch-slowakische Deathcore-Ensemble DISTANT greift zum zweiten Debüt an: Nachdem das erste Album „Tyrannotophia“ (2019) sowie der Nachfolger „Aeons Of Oblivion“ (2021) via Unique Leader Records veröffentlicht wurden, ist den fünf Herren um Alan Grnja der Sprung zu einem der bekanntesten Metallabels gelungen, Century Media Records, worüber sie nun erstmalig Musik auf den Markt bringen, genauer ihr neues Album „Heritage“.

Der Wechsel vom Szenelabel hin zum breiter gefächerten Roster des deutschen Labels hat sich dabei nicht zu Ungunsten von DISTANT entwickelt, die innerhalb der Szene dank ihres Downtempo Deathcores eh einen Exotenstatus genießen. Während Genre-Kollegen wie Bonecarver, Lorna Shore oder Shadow Of Intent das symphonische Element in den Deathcore gebracht haben, sind es DISTANT, die sich bewusst für den walzenden Sound im Mid-Tempo entscheiden. Somit bieten sie jenen Fans einen Ort der Zuflucht, denen weder orchestraler Bombast noch progressiv-komplexe Strukturen à la Angelmaker, Osiah oder Krosis Gänsehaut bereitet.

Der atmosphärische Opener „Acid Rain“ eröffnet die dritte Platte von DISTANT in gewohnt schauriger Manier und erinnert einmal mehr daran, dass die fünf Herren nicht einfach nur gedrosselten Deathcore spielen, sondern diesen mit viel Liebe zum stimmungsvollen Detail ausstatten. Auch auf „Heritage“ werden die einzelnen Motive eines Tracks in ein dichtes, atmosphärisches Grundrauschen eingebettet („Born Of Blood“), das mal offensiv von Orchester-Parts geführt („Orphan Of Blight“) oder von treibenden Samples unterstützt wird („Exofilth“).

DISTANT gelingt auf „Heritage“ sogar, eine Benchmark für das gesamte Genre aufzustellen, denn die Intensität, Abwechslung und das Geschick, mit dem die Europäer Longtracks wie die Single-Auskopplung „Argent Justice“ oder klassische Deathcore-Nummern wie „A Sentence To Suffer“ mit einnehmenden, abwechslungsreichen und soundtrackähnlichen Klanglandschaften verdichten, ist nahezu einmalig. Ebenso einmalig ist auch „Argent Justice“: Mit dem Track machen DISTANT einen Quantensprung im Deathcore-Gemeinschaftsgefühl mit nicht weniger als 15 (!) anderen Genre-Sängern (Metal1 berichtete), darunter Mitgliedern von Suicide Silence, Emmure, Bodysnatcher, Angelmaker, Cabal, Crown Magnetar und Paleface für ein im Promosheet treffend formuliertes „We Are The World“ des Deathcore.

Die immense Freude, die „Heritage“ als Nackenbrecher in Zeitlupe bereitet, führt zum Abspielen in Dauerrotation, wodurch besonders die Tracks in der zweiten Hälfte nochmal stark an Zuspruch gewinnen. Der Facettenreichtum von Songs wie „Human Scum“ oder dem Finale „Plaguebreeder“ erschließt sich erst nach dem zweiten oder dritten Durchlauf, weil man davor die Songs der ersten Hälfte des Albums fassen und verarbeiten muss.

Das Fazit kann kurzgehalten werden: DISTANT peaken mit ihrem dritten Album. Alle guten Eigenschaften der beiden vorherigen Platten finden auf „Heritage“ ihre Vollendung und es gibt nichts, woran dieses Album krankt. Die Produktion ist erwartungsgemäß fantastisch, die Spielzeit lang und zugleich knackig genug und alle Songs bieten nahezu durchweg hervorragende Unterhaltung. Dass Lorna-Shore-Sänger Will Ramos auf dem Titeltrack mitwirkt, ist dabei nicht als weiteres Verkaufsargument für das Album, sondern wohl eher als sein Bestreben zu verstehen, bei dem sich immer weiter etablierenden Szene-Emporkömmling DISTANT mitgewirkt zu haben.

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Wertung: 9.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Distant – Heritage

  1. Hab das Album jetzt endlich mal am Stück durchgehört und kann dir nur zustimmen. Was für ein mächtiges, hartes, bitterböses Album. Diese gnadenlose Wucht durch die langsamen Parts und Beatdowns gibts im Deathcore tatsächlich ganz selten. Für mich wohl das beste Album im Februar.

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