Februar 2012

Review Eluveitie – Helvetios

ELUVEITIE sind inzwischen weit mehr als ein Geheimtipp, dafür haben sie auch selbst gesorgt: „Helvetios“ ist bereits das fünfte Album in sieben Jahren, seit dem 2006er Debüt „Spirit“. Nach wie vor vermengen die modernen Melodic Death Metal mit folkigen Melodien, viele Instrumente wie Dudelsack, Drehleiher, Flöten, Violine oder Sackpfeife sorgen für einen einzigartigen Sound, der oft auch an Filmsoundtracks erinnert. Sie müssen dafür auch oft Kritik einstecken, glücklicherweise lassen sie sich davon aber nicht von ihrem Weg abbringen.

Zum ersten Mal überhaupt präsentieren die Schweizer ein Konzeptalbum: Die Geschichte handelt vom gallischen Krieg, in dem Julius Cäsar von 58 bis 50 v.Chr. das freie Gallien eroberte, gehen das Thema aber wohl etwas ernsthafter an als die Kollegen Goscinny und Uderzo. Im Grunde bleibt aber alles beim Alten, ELUVEITIE gehen ihren Weg auch 2012 konsequent weiter und ändern wenig. „Helvetios“ schließt musikalisch also direkt an den Vorgänger „Everything Remains (As It Never Was)“ an und kann die hohe Qualität erfreulicherweise halten. Am stärksten sind dann auch wieder die Tracks, in denen Melodic Death und Folk gleichberechtigt harmonieren und sich hymnische Refrains dazugesellen, wie etwa „Havoc“, „Neverland“ oder das instrumental stark nach Saltatio Mortis klingende „Santonian Shores“. „Luxtos“ wird Saltatio Mortis-Hörern übrigens tatsächlich bekannt vorkommen: Es basiert auf dem bretonischen Traditional „Le Jument de Michao“, welches auch die deutschen Mittelalter-Rocker schon vertonten.
So richtig magisch und auch ein wenig schmusig wird es aber, wenn ELUVEITIE etwas auf die Bremse treten und verträumte, melancholische Melodien auf den Gesang von Drehleierfrau Anna Murphy treffen. „A Rose For Epona“ ist zwar nicht unbedingt typisch für die Band, aber vielleicht auch gerade deswegen ein wunderschönes Lied, auch „Alesia“ sticht wohltuend heraus. Ist der Folk-Anteil geringer, wie etwa bei „Meet The Enemy“, merkt man aber auch deutlich, dass das Melodeath-Gerüst für sich alleine recht wacklig wäre. Ist aber wurscht, man trennt die Spuren schließlich nicht voneinander.

Ansonsten bleibt halt alles beim Alten, daran ändern auch storydienliche Einschübe wie „Scorched Earth“ und „Hope“ nichts. Da sich auch nichts grundlegend ändert, laufen ELUVEITIE schon langsam Gefahr, sich in eine Sackgasse zu spielen. Auf „Helvetios“ ist das aber noch nicht der Fall, die Qualität wird weit oben gehalten und das Album ist auch auf lange Sicht ein Garant für beste Unterhaltung. Den Schweizern kommt eben auch zu Gute, dass sie mit ihrer Musik ziemlich einzigartig sind, auf diese Weise und mit dieser Selbstverständlichkeit verbindet Metal und Folk sonst (noch?) niemand. Der wuchtige und natürliche Sound leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum begeisternden Hörvergnügen, denn wenn „Helvetios“ nach Konserve klingen würde, ginge viel des Zaubers verloren. Jetzt gilt es aber aufzupassen, dass man sich im schnellen Veröffentlichungsrhythmus nicht verzettelt und sich wiederholt.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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