Albumcover von End "The Sin Of Human Frailty"

Review End – The Sin Of Human Frailty

Vor etwas mehr als drei Jahren präsentierten uns END mit „Splinters From An Ever-Changing Face“ ihre erste Full-Length: Ein unbarmherziges Stück Musik, angesiedelt im Hardcore und angereichert mit Einflüssen aus Grind, Doom und Black Metal. Nach dem abermals hervorragenden Appetizer „Gather & Mourn“ aus dem Vorjahr (eine Split-EP mit Cult Leader), steht nun mit „The Sin Of Human Frailty“ endlich der Nachfolger in den Regalen.

Zwar wurde seit dem Debüt am Schlagzeug etwas durchrotiert – Matt Guglielmo (The Acacia Strain) sitzt nach zwei Besetzungswechseln nun hinter den Kesseln – ansonsten ist bei der Supergroup um Gitarrist Will Putney (Fit For An Autopsy, Better Lovers) und Sänger Brendan Murphy (Counterparts) alles beim Alten: Mit dem Opener „A Predator Yourself“ springen END auf den Zuhörer wie ein hungriger Tiger auf seine Beute. Pfeilschnelles Schlagzeugspiel, dissonante, fast schon ekelerregende Riffs und ein vor Wut schäumender Murphy vermengen sich zu einem akustischen Höllenritt, der, wie all ihre Releases zuvor, jegliche Schönheit vermissen lässt. Und spätestens als die Geschwindigkeit zum ersten Mal gedrosselt und der erste zermürbende Breakdown gespielt wurde („Gaping Wounds Of Earth“), werden sich alle Fans von END auch bei „The Sin Of Human Frailty“ wieder heimisch fühlen.

Doch wie auch beim Debüt sind die schiere Raserei und Zerstörungskraft nicht das Einzige, das END in petto haben: Dies wird beispielsweise mit „Thaw“ deutlich – einem Titel, der sich durch mehrere abrupte Brüche in drei Parts aufteilen ließe. Eine stets wiederkehrende mystische Melodie und wabernde Gitarren-Effekte ziehen sich jedoch wie ein roter Faden durch das gesamte Stück, das dank Murphys Spoken-Word-Passagen und Debbie Goughs (Heriot) hervorragendem Feature auch mit der besten und abwechslungsreichsten Gesangs-Performance glänzen kann.

END bewegen sich spätestens mit „Thaw“ auf einem ganz schmalem Pfad: Das Quintett bricht mit jeglichen Konventionen und Songstrukturen, verzichtet weitestgehend auf Hooks und wandelt stets an der Grenze zwischen überraschenden, doch gelungenen Wendungen und schierer Willkür. Mit „Twice Devoured Kill“ bewegen sich die Amerikaner erst auf sicherem Terrain, überzeugen mit klassischem Hardcore-Groove und einem abermals gelungenen Feature (diesmal gibt sich J. R. Hayes von Pig Destroyer die Ehre), bevor zum Ende die flirrenden Gitarrenklänge des vorangegangenen „Embodiment Of Grief“ aufgegriffen und mit Störgeräuschen überlagert werden. Auch das doomige „Hollow Urn“ sticht durch einen harten Cut in der Mitte heraus: Unheimliche, tief dröhnende Töne, sanfte High-Hat-Schläge und monotone Gitarren weichen in der zweiten Hälfte einem druckvollen Schlagzeug- und Bassspiel, das in einem dissonanten Breakdown mündet und den armen Murphy mit seinen repetitiven Schreien („Scarred arms beckon death“) an den Rande der Verzweiflung drängt.

Zumeist gelingt der Truppe der Spagat zwischen den unerwarteten Wendungen und dem Aufrechterhalten der finsteren Atmosphäre. Eine Ausnahme dabei bildet jedoch das an vorletzter Stelle stehende „Infest“, das sich zwischen hektischen Grindcore-Riffs und kurzen Atempausen mit Flüster-Gesang verzettelt. Dieser kleine Ausrutscher wird durch den tollen Rausschmeißer „Leper“ doch schnell vergessen gemacht. Das fünfminütige Stück ist derweil deutlich geradliniger, die Lead-Gitarre scheint fast einer Writing-Session für Fit For An Autopsy entsprungen. Doch bevor die Parallelen zu Putneys Hauptband Überhand nehmen, führt ein (ausnahmsweise!) sanfter Übergang in doomige, basslastige Gefilde, bevor zum großen Finale der wohl mächtigste Breakdown der Platte über dem Hörer hereinbricht.

Fakt ist nach wie vor: END sind keine leichte Kost und auch „The Sin Of Human Frailty“ ist mit Sicherheit kein Album, das man gerne beiläufig hört. Gerade die teils harten Übergänge innerhalb und zwischen den Songs fordern heraus und verhindern einen angenehmen Hörfluss. Doch erreichen END mit ihrer Vorgehensweise auch ihr Ziel: Die intensive Instrumentierung bietet die ideale Untermalung für Murphys in Selbsthass getränkten Texte. Das pure Chaos, die schiere Wut und die bedrohliche Atmosphäre gehen auf den Hörer über und ziehen diesen mit in den Abgrund, in dem sich Murphys lyrisches Ich bereits befindet. Somit ist auch „The Sin Of Human Frailty“ abermals ein wahrliches Erlebnis geworden – kein schönes, aber ein (fast) durchweg beeindruckendes.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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