Review Endstille – Kapitulation 2013

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Gab es früher ENDSTILLE-Fans und ENDSTILLE-Hasser, ist die Lage heute etwas verzwickter. Auch vier Jahre später ist noch kein Gras über den Rausschmiss von Fronter Iblis gewachsen – ganz im Gegenteil: Nach langem Schweigen hat der Ex-Sänger die Geschehnisse erst kürzlich aus seiner Warte heraus dargestellt und dabei, wie nicht anders zu erwarten, kaum ein gutes Haar an seinen ehemaligen Kollegen gelassen. Dem Ruf der Kieler dürfte das auch unter den eigenen Fans nicht unbedingt zuträglich gewesen sein.

Von alledem scheinbar ungerührt veröffentlichen ENDSTILLE weiter Alben – und lieferten dabei zumindest beim Debüt des ehemaligen Nagelfar-Sängers Zingultus („Infektion 1813“, 2011) gute Arbeit ab. Nun liegt mit „Kapitulation 2013“ der nächste Torpedo in der Abschussrampe – allein, es droht ein Rohrkrepierer. Am wenigsten liegt das an Zingultus – dieser liefert auch auf „Kapitulation 2013“ hervorragende Arbeit ab und gestaltet den Gesang sogar überraschend vielseitig. Alles andere ist qualitativ jedoch wenig überzeugend.

Während die Kieler textlich mal wieder „den Finger in die immer noch blutenden Wunden ihres deutschen Vaterlandes rammen“ (wie es im Promotext formuliert ist) und in inflationär eingesetzten Samples etwa über das Selbstverständnis von Hitlerjugend, SA, SS und Wehrmacht im Hinblick auf den Erziehungsauftrag schwadroniert wird, bleibt die Musik auf „Kapitulation 2013“ leider hinter allen Erwartungen zurück: Gewiss, der Name ENDSTILLE stand immer schon für primitive Riffs und Monotonie – dabei hatten die Alben (oder zumindest einzelne Songs) jedoch stets „dieses gewisse Etwas“.

Genau diesem Punkt unterscheidet sich „Kapitulation 2013“ von seinen Vorgängern – fehlen hier schlicht die Hits oder auch nur herausragenden Momente, wie man sie mit “Trenchgoat” oder “World Aflame” noch auf dem Vorgängeralbm „Infektion 1813“ zu hören bekam. Der klägliche Versuch, mit „Stalinnote“ die Genialität eines „Navigator“ nachzuahmen, ändert an diesem Umstand eben so wenig wie das Sodom-Cover „Blasphemer“, das so überraschend wie überflüssig mitten im Album auftaucht.

Der längst nicht mehr bösartige, sondern schlichtweg undifferenzierte und kraftlose Mix, in dem tatsächlich ausschließlich der Gesang gut weg kommt, tut sein Übriges, um „Kapitulation 2013“ zu einem ziemlich verzichtbaren Album zu machen. Irgendwo tief drinnen scheinen das auch ENDSTILLE zu wissen: Anders ist eine so plumpe Provokation wie der Songtitel „Sick Heil“ kaum zu erklären.

 „Stumpf ist Trumpf“ war stets das Motto von ENDSTILLE. Doch wo die Monotonie bisher noch immer für Atmosphäre gesorgt hat, geht der Schuss diesmal wirklich nach hinten los: Selbst für ENDSTILLE-Verhältnisse klingt das Material auf „Kapitulation 2013“ belanglos und austauschbar. Echte Hits gibt es im Kreise der brachialen Prügelnummern keine. Die Genialität der Band blitzt allenfalls noch einzelnen Momenten auf. Vielleicht ist es tatsächlich Zeit für die Kapitulation. Oder, wie es der letzte Songtitel ankündigt: „Endstille (Abschied)“.

Wertung: 4 / 10

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