Review Epica – The Holographic Principle

EPICA hatten schon immer ein Faible für interessante Textkonzepte abseits genretypischer Fantasy-Themen. Nach der Religionskritik auf „The Divine Conspiracy“, dem politischen „Requiem For The Indifferent“ und der musikalischen Abhandlung über Quantenphysik auf „The Quantum Enigma“ nehmen die niederländischen Symphonic-Metaller die Hörerschaft nun auf „The Holographic Principle“ mit auf eine Reise in die virtuelle Realität. Auch musikalisch verfolgt das Sextett immer größere Ambitionen, das 72-minütige Opus soll härter und bombastischer sein, diesmal sogar mit echten symphonischen Instrumenten.

Auf dem Intro „Eidola“ laden EPICA mit dröhnenden Bläsern, Streichern, Chören und mystischem Kindergesang sogleich zum Staunen ein. Das eingängige „Edge Of The Blade“ weist dann alle gängigen Trademarks der Band auf: rhythmische kraftvolle Gitarren, einen epischen Refrain mit dramatischen Streichern und natürlich die lieblichen, bisweilen opernhaften Gesangskünste von Simone Simons. Die in Aussicht gestellte Härte findet man dann in der Bridge des ansonsten sehr pompösen „A Phantasmic Parade“ in Form von treibenden Riffs, Double-Bass-Drumming und kräftigen Growls.
Im theatralisch aufgebauten „Universal Death Squad“, bei dem die Chöre und Bläser eine unruhige, verheißungsvolle Stimmung erzeugen, lassen EPICA sogar wütende Blast-Beats von der Leine, daneben finden sich außerdem verspielte Klaviereinlagen und das erste von einigen gelungenen Gitarrensoli, die auch ein paar spätere Tracks veredeln. Der Höhepunkt in Sachen Intensität ist jedoch eindeutig der Blast-Beat-Ausbruch inklusive bedrohlichem Tremolo-Picking im düsteren, mysteriösen „Ascension – Dream State Armageddon“. Doch auch zartbesaitete Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen, EPICA sind keineswegs zu einem groben Todesschwadron verkommen.
Das elfminütige Abschlussepos „The Holographic Principle – A Profound Understanding Of Reality“ bleibt beispielsweise über weite Strecken ruhig und elegant mit sakralen Chören, gefühlvollen Geigen und sanftem Gesang, erst nach einigen Minuten bäumt sich der Song zu einem epischen Crescendo auf. Die melancholische Ballade „Once Upon A Nightmare“ gehört sogar beinahe zur Gänze der üppigen Orchestrierung, die das ganze Album über wunderbar organisch klingt. EPICA verstehen sich demnach hervorragend darauf, ihre Stärken ausbalanciert auszuspielen. Dass dabei der Kitsch manchmal ein wenig zu sehr Überhand nimmt („Beyond The Matrix“), ist bei dieser Art von Musik kein Wunder und im Fall von EPICA nicht weiter tragisch, da den Niederländern dieser Fauxpas glücklicherweise nur selten passiert.

Auch auf ihrem achten Album beweisen EPICA einmal mehr, dass sie völlig zu Recht eine große Nummer im Symphonic-Bereich sind. Erneut haben die Mannen um Simone Simons ein Werk mit lyrischem Anspruch geschaffen, das darüber hinaus auch noch die verschiedensten musikalischen Einflüsse zu einem stimmigen, abwechslungsreichen Ganzen verbindet. Dabei geizen EPICA auch weiterhin nicht mit ihrer metallischen Seite, weshalb auch hartgesottene Metalheads mit Hang zur Epik gut bedient werden. Bombast-Allergiker (insbesondere bezüglich Chören) werden selbstredend auch diesmal nicht mit EPICA warm werden, aber das war auch nicht zu erwarten.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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