Albumcover IMMINENCE

Review Imminence – The Black

IMMINENCE heben sich ungehört von der Masse an Modern-Metal-Vertretern ab. Denn die Herren um Sänger Eddie Berg verorten sich selbst nicht nur im sich neu ausformierenden Subgenre Post-Metalcore, sondern Eddie bemüht für die Band neben seinen Stimmbändern auch seine Violine. Man kann als aufgeschlossener Hörer also viel von IMMINENCE erwarten, nur nicht das, was ein Großteil der Metalcore-Bands nach dem populären, wirtschaftlich ertragreichen, aber eben auch vorhersehbaren Schema veröffentlicht: harsche Screams in der Strophe, klarer Gesang im Refrain.

Mit ihrem fünften Album „The Black“ belegen IMMINENCE erneut, dass sie Musik für all diejenigen schreiben, die ihren Modern Metal eher ungewöhnlich mögen; die auf eingängige Refrains ebenso verzichten können wie auf markante Riffs. Die Stärke von „The Black“ liegt nicht in knackigen Drei-Minuten-Bangern und der obligatorischen ruhigen Nummer gegen Ende des Albums, sondern in dichter Atmosphäre und in einer ungewohnten Schwere, einer Melancholie, die jedem Song innewohnt.

Verantwortlich dafür ist der wiederkehrende Einsatz der Violine, deren Saiten nur langsam gestrichen werden, wodurch das Instrument klagend und schwermütig klingt. Passend dazu spielen die Gitarristen Barret und Arnoldsson weder shreddend noch mit häufigen Motivwechseln, sondern eher begleitend. Dabei setzen beide auf tiefer gestimmte Gitarren, deren Saiten djentig im Stakkato angeschlagen werden, mal komplexer („Desolation“), mal repetitiv („Continuum“).

Gleiches gilt für Schlagzeuger Hanström, dessen kreative Fills Midtempo-Songs wie „Come Hell Or High Water“ ebenso gut ausschmücken wie Straightforward-Tracks wie „The Call Of The Void“. Hanström lässt die Doublebass rhythmisch tackern, wenn es passt („Beoynd The Pale“) oder verstärkt die Nutzung von Becken, wenn es stimmig ist („Death By A Thousand Cuts“).

Das Zusammenspiel von Gitarren, Schlagzeug, Bass, Violine und Gesang basiert auf einer Einigkeit darüber, dass keiner der Instrumentalisten und (Hintergrund-)Sänger losgelöst von den anderen seinen Teil spielt, sondern dass „The Black“ die Summe dieser Teile ist. Zusätzlich erlauben IMMINENCE ihren Songs, zu wachsen und sich zu entfalten, was nicht nur an Longtracks wie „Come What May“, sondern auch an stimmungsvollen Intros („Heaven Shall Burn“, „Death By A Thousand Cuts“) festgemacht werden kann.

Mit „The Black“ haben IMMINENCE den höchsten Wetteinsatz ihrer bisherigen Karriere vorgelegt. Völlig überzeugt davon, mit ihrer schwermütigen Interpretation von Metalcore nicht auf taube Ohren zu stoßen, haben die Schweden das Album ohne Rückendeckung, aber eben auch ohne Vorgaben ihres Labels Arising Empire aufgenommen und vertreiben es auch in Eigenregie. Der DIY-Gedanke wurde allerdings auf einem technisch so hohen Niveau umgesetzt, dass „The Black“ zu keinem Zeitpunkt nach einer herkömmlichen Eigenproduktion klingt, sondern den Druck eines „Zwielicht“ (Mental Cruelty) ebenso innehat wie die Detailverliebtheit eines „Fauna“ (Haken). Mit „The Black“ übertreffen IMMINENCE nicht nur die Erwartungen ihrer Fans, sondern womöglich ihre kühnsten Träume als Musiker.

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Wertung: 9 / 10

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