Albumcover Haken

Review Haken – Fauna

Als wir mit dem Schreiben des Albums begannen, war die Prämisse, dass jedem Song ein Tier zugeordnet werden sollte„, erklärt HAKEN-Sänger Jennings. „Sie haben alle etwas mit der Tierwelt zu tun, worüber wir schreiben, aber sie haben auch eine Verbindung zur menschlichen Welt. Jeder Track hat mehrere Ebenen, und einige davon sind offensichtlicher als andere.“ Nicht nur das, Gitarrist Henshall fügt noch hinzu: „Alle Tiere auf [dem Album] Fauna haben einen persönlichen Bezug zu uns.“ Damit bleiben sich HAKEN in ihrer Vorliebe für Konzeptalben treu, schaffen mit ihrer siebten Platte „Fauna“ aber dennoch ein Novum, da dieses Album aufgrund der Texte mit persönlichen Bezug zu den Mitgliedern das wohl intimste ist, was HAKEN bis dato veröffentlicht haben.

Die dritte Single-Auskopplung „Taurus“ eröffnet das neuste Album mit heavy polyrhythmischen Chords, die HAKEN zunächst grimmiger erscheinen lassen, als die Briten tatsächlich sind. Sänger Jennings lockert das schnell durch die typisch melodische Gesangsführung im Refrain auf, wodurch der moderne Prog-Metal-Track „Taurus“ als klassischer HAKEN-Song in die Platte leitet. Mit der ersten Single-Auskopplung „Nightingale“ folgt nicht nur der erste Longtrack des Albums, sondern auch die erste Überraschung. Denn während man sich nach „Taurus“ wünscht, von den Briten auch mal einen Song zu hören, der nicht ihrem typischen Aufbau von komplexen instrumentalen Spiel in der Strophe und melodischen Leads im Refrain gleicht, liefern HAKEN genau das im nächsten Lied ab. „Nightingale“ ist mit einer starken Bridge ausgestattet, die den Cut zwischen den Motiven der Strophe und denen des Refrains verschmelzen lässt, sodass die Briten hier ungewohnt, aber fantastisch episch klingen.

Nach „Nightingale“ folgt die zweite Single-Auskopplung „The Alphabet Of Me“, die letzten Dezember als weiterer Appetizer für „Fauna“ veröffentlicht wurde. Ein guter Prog-Rock-Song, für HAKEN-Verhältnisse allerdings ein eher durchschnittlicher Track, der es schwer hat, direkt nach dem starken Vorgängerlied in Erinnerung zu bleiben. Anders gestaltet es sich beim nächsten Longtrack „Sempiternal Beings“, der metallastigsten Nummer von „Fauna“. Erneut gelingt es den Briten, so viele Minuten Spielzeit mit so viel guten Elementen auszuschmücken, dass man unweigerlich die Frage stellen muss, ob das noch immer die HAKEN sind, die zuletzt das Doppelgespann „Vector“ und „Virus“ auf den Markt brachten.

Nach dem hervorragend schwurbeligen Ende von „Sempiternal Beings“ folgt mit „Beneath The White Rainbow“ ein Song, der an einem ähnlichen Problem wie „The Alphabet Of Me“ krankt, wodurch die nachfolgende Nummer „Island In The Clouds“ alle Chancen hat, zu glänzen. Dem Track gelingt dies auch spielerisch, denn der funkige Unterbau mitsamt der groovenden Basslinie geht mit dem vergleichsweise minimierten Einsatz von Motiv- und Rhythmuswechseln direkt ins Ohr. Wer noch das Vorgängeralbum „Virus“ im Ohr hat, wird sich freuen, dass HAKEN noch zu solchen Überraschungen wie „Island In The Clouds“ in der Lage sind, by the way neben „Sempiternal Beings“ ein weiterer Track mit starken stimmungsvollen Outro.

Die letzte Single-Auskopplung „Lovebite“ ist neben „Island In The Clouds“ der zweite Song in Reminiszenz an „Affinity“, zugleich nicht nur der kürzeste und poppigste Track des Albums, sondern auch einer der smoothesten und charmantesten, die HAKEN bis dato geschrieben haben. Auf ihn folgt mit „Elephants Never Forget“ ein elfminütiges Prog-Rock-Ungetüm, ein Puzzle aus mehreren Motiven, die sich am Ende doch wiederholen, und „Elephants Never Forget“ damit eine schöne Rahmenbildung bescheren. Zwischen verspieltem Gesang im Zirkus-Ansagen-Stil, straighten Riffs, verhältnismäßig zurückhaltenden Refrain-Leads und dem völligen Austoben des zurückgekehrten Keyboarders Jones bieten HAKEN ihren Hörern auf diesem Track alles an, was es leicht macht, die Band zu mögen.

Letzter Longtrack und zugleich Abschluss von „Fauna“ ist der Song „Eyes Of Ebony“, der mit seinem gediegenen Math Rock und der wenig überladenen Art überdeutlich an HAKENs zu Recht gefeiertes Album „The Mountain“ erinnert – womit wir beim spannendsten Aha-Effekt sind, den HAKEN ihren Fans mit „Fauna“ bescheren: Die Briten klingen hierauf so, als hätten sie die kollektive Erinnerung an „Affinity“ sowie an die Schwesteralben „Vector“ und „Virus“ gelöscht und mit „Fauna“ dort angesetzt, wo sie mit „The Mountain“ aufgehört haben – nur mutiger, vertrackter, epischer und zugleich zugänglicher. Dieses ungeahnte Kunststück dürfte nicht nur Fans der früheren Alben das Herz in die Hose rutschen lassen, sondern beweist überdeutlich, dass HAKEN zeitlos komponieren. Was vor zehn Jahren auf „The Mountain“ wirkte, schafft das auch in abgewandelter Form anno 2023. Chapeau für diese Meisterleistung, HAKEN!

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Wertung: 9 / 10

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